Verscharrt: Thriller (German Edition)
nah … « Dann merkt sie, dass er singt, aber erst zum Schluss kapiert sie, was es ist: » BATMAN ! Das ist von einem Comic, Dar, Batman Nummer 665, von Juni 2007, passt zeitlich also zur Kinokarte. «
Außer Drogen und Scheißmusik, denkt O’Hara, wurde dem Jungen also auch noch was zu lesen mit auf den Weg gegeben. Als wäre er mit dem Zug verreist.
» Kann man irgendwie rauskriegen, wo der Comic gekauft wurde? «
» Nicht wirklich. Batman ist Massenware. Pro Ausgabe werden Hunderttausende von Exemplaren gedruckt. Die kann man überall kaufen, am Kiosk oder im Drugstore. «
» Und die Kleidung? «
» Stammt von überall und nirgends « , sagt Ashworth und zieht ein kleines Notizheft aus seiner Hemdtasche. » Das Hemd ist von Gant, hergestellt 1974, ursprünglich durch Kaufhäuser im Südwesten vertrieben; die Jeans ist von Gap cirka 1995, wurde in Kalifornien verkauft; das T-Shirt, Fruit of the Loom, aus den Achtzigern, wurde von einer Merchandisefirma mit dem Schriftzug » The Germs « bedruckt. Die Kleidungsstücke waren zwar nicht neu, aber sie waren sauber und offensichtlich gewaschen, bevor man sie dem Opfer angezogen hat. Deshalb und weil sie aus so vielen unterschiedlichen Gegenden stammen, bin ich mir sicher, dass sie alle zusammen in einem Secondhand-Laden gekauft wurden, und der kann nun leider wirklich überall gewesen sein, weil es überall solche Läden gibt. Viele davon kaufen die Klamotten kiloweise ein und wissen nicht mal selbst, was zu ihrem Inventar gehört. «
KAPITEL 17
Um 20:40 Uhr setzt sich Casey Fagerland mit O’Hara und Jandorek an den einzigen Tisch in den Büros der Mordkommission, an dem drei Leute Platz haben. » Wie können Sie hier arbeiten? « , fragt Fagerland. » Es gibt ja nicht mal Fenster. «
» Wir sind Detectives « , sagt Jandorek. » Von Tageslicht bekommen wir Ausschlag. «
Casey Fagerland ist eine große Frau Mitte vierzig mit glattem braunen Haar und einem freundlichen, offenen Gesicht. Sie ist die Vorsitzende des Vereins, dem der Garten an der Ecke Sixth Street und Avenue B gehört. O’Hara hat sie angerufen und ihr erklärt, sie würde an einem Vermisstenfall arbeiten, in den ein Mitglied des Gartenvereins verwickelt sei.
» Casey, haben Sie eine Liste dabei? «
» Sogar in dreifacher Ausführung « , sagt Fagerland. » Ich habe Kopien gemacht. Aber ich muss Sie warnen, die Liste ist lang. Wir haben jetzt zwischen achtundsiebzig und hundertzwanzig Parzellen, und viele Mitglieder teilen sich die Parzellen noch mit anderen. Die Namen sollten alle hier draufstehen, aber ich kann nicht schwören, dass alle Anschriften, E-Mail-Adressen und Telefonnummern noch aktuell sind. «
» Wie viele Namen sind es? « , fragt Jandorek.
» Über zweihundert. «
» Oh Gott. Und die haben alle einen Schlüssel? «
» Ich fürchte ja. «
» Was sind das für Leute? « , fragt Jandorek. » Ich hab den Garten gesehen. Ganz schön abgefahren. «
» Demokratie ist nun mal chaotisch « , sagt Fagerland. » Zweihundert Leute teilen sich einen Viertelblock, und jeder davon ist stimmberechtigt. «
» Laut Inschrift über dem Tor « , sagt O’Hara, » gibt es den Garten seit 1983. «
» Das ist richtig– seit vierundzwanzig Jahren. Ich erzähle Ihnen die Geschichte. Ursprünglich war dieser Teil der Stadt eine Salzwiese, ein Seitenarm des East River. Die einzigen Bewohner waren Vögel. Die ersten Häuser wurden erst 1845 gebaut. «
» Casey « , sagt Jandorek sachte, » wir brauchen die Kurzfassung. Für die komplette Ric-Burns-Doku fehlt uns die Zeit. «
» Dann spul ich in die Achtziger vor « , sagt Fagerland, » für den New Yorker Immobilienmarkt eine unsichere Zeit. Ähnlich wie jetzt, bloß viel schlimmer. Ein Viertel aller Gebäude im East Village stand leer, die Vermieter hatten einfach ihre Raten- und Steuerzahlungen eingestellt und waren verschwunden. In der Sixth und Avenue B gab es fünf verlassene Häuser und ein Parkhaus, und nachdem Junkies Fixertreffs draus gemacht hatten, wurden sie irgendwann abgerissen. «
» Das ist also die Verbindung zu Henderson « , denkt O’Hara.
» Plötzlich waren da 1500 unbebaute Quadratmeter. Die Leute gingen vorbei und warfen einfach ihren Müll über den Zaun. Irgendwann fiel einem Hippiemädchen namens Joanie, das bis heute Vereinsmitglied ist, auf, dass aus dem Müll Pflanzen wuchsen. Sie kletterte über den Zaun, legte aus Steinen einen Kreis und hatte damit das erste Beet abgesteckt. «
Klingt nach Spinal Tap,
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