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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ja, Brenda vom Hotel hat mir erzählt, dass Reece während ihres Aufenthalts dort die Kommode vor die Tür zum Nebenzimmer geschoben hat. Wenn du mich fragst, hat sie vor irgendetwas Angst oder vor irgendjemandem. Sie hat noch keine Kreditkarte benutzt, kein einziges Mal, und sie hat vom Hotel aus nicht telefoniert, sondern sich nur mit ihrem Computer einmal pro Tag ins Internet eingewählt. Im Hotel gibt es einen Highspeed-Zugang, aber der kostet zehn Dollar pro Tag, also kommt das Einwählen billiger. Mehr weiß ich nicht.«
    »Hört sich ganz danach an, als ob sie ein bisschen Abwechslung gebrauchen könnte.«
    »Na, was das bedeutet, kann ich mir lebhaft vorstellen«, sagte Linda-Gail gereizt. Sie trat einen Schritt zurück und ärgerte sich, dass sie wieder einer alten Gewohnheit nachgegeben hatte. »Ich kann dir sagen, was sie auf keinen Fall gebrauchen kann. Sie braucht keinen notgeilen Idioten, der partout bei ihr landen will. Wenn überhaupt, braucht sie einen Freund.«
    »Ich bin doch nicht schlecht als Freund. Wir beide sind doch auch befreundet.«
    »Ach ja, sind wir das?«
    Sein Blick wurde weich. Er streckte ihr seine Hand entgegen und sagte: »Linda-Gail …«
    Aber sie wich seinem Blick aus, zog sich zurück und setzte ihr professionelles Kellnerinnenlächeln auf. »Hey, Sheriff.«
    »Linda-Gail. Lo.« Sheriff Richard Mardson ließ sich auf einen der Hocker gleiten. Er war ein großer Mann mit langen Armen und einem lässigen Gang. Er sorgte nach Möglichkeit im Guten für Recht und Ordnung, konnte aber auch hart durchgreifen, wenn es sein musste.
    Er trank seinen Kaffee schwach und süß und griff bereits nach dem Zucker, als ihm Linda-Gail einschenkte. »Na, kabbelt ihr euch schon wieder?«
    »Wir unterhalten uns bloß«, beruhigte ihn Lo. »Über Mas neue Köchin.«
    »Die weiß wirklich, wie man einen Grill bedient. Linda-Gail, warum sagst du ihr nicht, sie soll mir ein paniertes Putenschnitzel machen?« Er goss seinen Kaffee zur Hälfte mit Milch auf. Er hatte hellblaue Augen, einen blonden Bürstenschnitt, und sein markantes Kinn war glatt rasiert. Seine Frau, mit der er seit vierzehn Jahren verheiratet war, hatte ihm ständig damit in den Ohren gelegen, sich den Bart abzurasieren, den er sich über den Winter hatte stehen lassen.
    »Na, hast du ein Auge auf die dünne Kleine geworfen, Lo?«
    »Ich tu mein Bestes.«
    Rick schüttelte den Kopf. »Du solltest dir eine nette Frau suchen und’ne Familie gründen.«
    »Sobald sich was ergibt, gern. Die neue Köchin hat so was Geheimnisvolles.« Er wandte sich dem Sheriff zu, in der Absicht, ein Schwätzchen mit ihm zu halten. »Es gibt Leute, die glauben, sie sei auf der Flucht.«
    »Aber nicht auf der Flucht vor dem Gesetz. Ich bin schließlich nicht untätig geblieben«, sagte Rick, als Lo fragend die Brauen hob. »Sie wird keines Verbrechens beschuldigt, und es liegt auch kein Haftbefehl gegen sie vor. Außerdem kann sie verdammt gute Steaks braten.«
    »Wahrscheinlich wissen Sie schon, dass sie jetzt im ersten Stock wohnt. Linda-Gail hat mir gerade erzählt, dass sie von Brenda gehört hat, Reece habe während ihres Hotelaufenthalts die Kommode vor die Tür zum Nebenzimmer geschoben. Die Frau scheint vor irgendwas Angst zu haben.«
    »Vielleicht hat sie gute Gründe dafür.« Er ließ den Blick in die Küche schweifen. »Wahrscheinlich hat sie ihren Mann oder Freund verlassen, der sie regelmäßig verprügelt hat.«
    »Ich hab das nie verstanden. Ein Mann, der seine Frau schlägt, ist doch kein Mann.«
    Rick nahm einen Schluck Kaffee. »Es gibt alle möglichen Arten von Männern.«
     
     
    Nachdem sie mit ihrer Schicht fertig war, zog sich Reece mit ihrem Tagebuch in ihre Wohnung zurück. Sie hatte die Heizung auf bescheidene achtzehn Grad gestellt, trug einen Pullover und zwei Paar Socken übereinander. Das, was sie bei der Heizung einsparte, ging für das Licht drauf, das sie Tag und Nacht brennen ließ.
    Sie war müde, aber es war eine angenehme Müdigkeit. Sie fühlte sich wohl in dem Apartment, sicher und nicht beengt, außerdem war es sauber. Jetzt, wo sie einen der beiden Hocker, die ihr Joanie für den Essplatz überlassen hatte, unter die Türklinke gestellt hatte, fühlte sie sich noch sicherer.
    Heute war’s wieder ziemlich ruhig. Es sind fast nur Einheimische gekommen. Zum Skifahren oder Snowboarden ist es bereits zu spät, obwohl manche Gebirgspässe erst in ein paar Wochen wieder befahrbar sein sollen. Schon komisch, dass da oben

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