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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Apartment hatte quetschen müssen. Ich bekam, was ich wollte, denn wenn es sein muss, kann ich ganz schön stur sein. Mit anderen Worten: fast immer. Aber ich weiß noch sehr gut, was es heißt, seine Siebensachen zu packen, sein altes Leben hinter sich zu lassen – und sei es auch noch so mies -, um wieder ganz von vorn anzufangen.«
    Joanie zuckte kurz die Achseln und trank noch einen Schluck Kaffee. »Wenn ich dich so sehe, kommt das alles wieder hoch.«
    Vielleicht hatte sie Recht. Vielleicht hatte sie wirklich eine Ahnung davon, was es bedeutete, um drei Uhr früh aufzuwachen und vor lauter Angst nicht wieder einschlafen zu können. Stoßgebete zum Himmel zu schicken. »Woran haben Sie gemerkt, dass Sie hier goldrichtig waren? Dass das Ihr Lokal war?«
    »Ich hab gar nichts gemerkt.« Joanie drückte energisch ihre Zigarette aus und trank den letzten Rest Kaffee. »Für mich war es überall besser als da, wo ich herkam. Und eines Tages bin ich aufgewacht, und der Laden gehörte mir. Von da an habe ich nie mehr zurückgeschaut.«
    Reece stellte ihre Tasse ab. »Sie fragen sich bestimmt, warum jemand mit meiner Ausbildung hinterm Grill steht. Sie fragen sich, warum ich mein altes Leben hinter mir gelassen hab und hier gelandet bin.«
    »Ich hab in der Tat drüber nachgedacht.«
    Das war die Frau, die ihr einen Job gegeben hatte, dachte Reece. Die ihr geholfen hatte, eine Wohnung zu finden. Die ihr auf ihre eigene, unverblümte Art ihre Hilfe anbot. »Ich will kein Geheimnis draus machen, kann aber nicht ins Detail gehen. Es tut einfach noch zu weh. Kein Mann oder Ehemann hat mich dazu gebracht, alles hinter mir zu lassen. Es war ein … Ereignis. Ich habe eine Erfahrung gemacht, die mich körperlich wie seelisch zerstört hat.«
    Sie suchte Joanies Blick, sah in ihre energischen, stahlgrauen Augen. Sie zeigten keinerlei Mitleid. Sie konnte sich selbst kaum erklären, wie sehr ihr das half, durchzuhalten.
    »Und als ich begriffen hab, dass diese Wunden nie mehr heilen werden, wenn ich dableibe, bin ich weg. Meine Großmutter hatte schon so gut wie ihr Leben aufgegeben, um sich um mich zu kümmern. Ich konnte das einfach nicht mehr länger mitansehen. Eines Tages bin ich einfach in mein Auto gestiegen und losgefahren. Ich hab sie angerufen, meine Großmutter, meine ich, und versucht, ihr klarzumachen, dass es mir gut geht. Dass ich mich besser fühle und eine Weile allein sein will.«
    »Und? Hat sie’s dir abgenommen?«
    »Nicht wirklich, aber sie konnte mich nicht aufhalten. In den letzten Monaten hat sie sich dran gewöhnt. Sie betrachtet es als eine Art Abenteuerurlaub. Es fällt mir nicht schwer, sie in dem Glauben zu lassen, wenn ich ihr E-Mails schreibe oder sie anrufe. Und manchmal ist es das ja auch wirklich. Ein Abenteuer.«
    Sie drehte sich um und griff nach einer Schürze, die neben dem Flur an einem Haken hing.
    »Wie dem auch sei, es geht mir besser als vorher. Im Moment gefällt es mir hier ganz gut. Und das muss genügen.«
    »Dann wollen wir es dabei belassen. Fürs Erste zumindest. Ich möchte, dass du ein Paar Pasteten bäckst. Und wenn du das hinkriegst, sehen wir weiter.«

5
     
    Da nur wenige Gäste da waren, bediente Linda-Gail vom Tresen aus. Sie stellte einen Apple Pie vor Lo hin, der sich Kaffee nachschenkte. »Du warst aber in den letzten Wochen oft da.«
    »Der Kaffee ist gut, und der Pie noch besser.« Er spießte ein großes Stück auf seine Gabel und grinste dann. »Und die Aussicht ist auch nicht schlecht.«
    Linda-Gail warf einen Blick über ihre Schulter und sah Reece hinter dem Grill stehen. »Wie ich höre, hast du versagt, mein Lieber.«
    »Ich hab doch gerade erst angefangen.« Er probierte den Pie. Niemand konnte so gut Apple Pie backen wie seine Ma. »Hast du was über sie rausgefunden?«
    »Ich fürchte, das geht nur sie selbst was an.«
    Er prustete los. »Ach komm schon, Linda-Gail.«
    Sie tat ihr Bestes, andererseits steckten Lo und sie schon die Köpfe zusammen, seit sie ganz klein waren. Im Grund klatschte sie mit niemandem lieber als mit Lo.
    »Sie bleibt für sich, ist sich für keine Arbeit zu fein, kommt pünktlich und bleibt bis zum Schluss beziehungsweise bis Joanie sie heimschickt.« Linda-Gail lehnte sich achselzuckend gegen den Tresen. »Sie bekommt keine Post, soweit ich weiß. Aber sie hat sich ein Telefon installieren lassen, oben, in ihrem Apartment. Und …«
    Er beugte sich vor, sodass sich ihre Gesichter beinahe berührten. »Erzähl weiter.«
    »Na

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