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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hingesehen haben. Sie sind doch gerannt, stimmt’s? Und Sie haben Ihre Ausrüstung auf dem Felsen zurückgelassen. Vielleicht hat er sie davonrennen sehen oder auch nur Ihren Rucksack auf dem Felsen. Dann hat er zwei und zwei zusammengezählt. Er hat seine Spuren verwischt. Wir haben etwa zwei Stunden bis zu meinem Blockhaus gebraucht. Und dann ist bestimmt noch eine halbe Stunde vergangen, bevor Rick hier war. Eher eine Stunde, da er Sie erst noch befragt hat. Drei Stunden? In drei Stunden kann jeder Trottel Spuren beseitigen, selbst wenn sie von einem Elefanten stammen!«
    »Er hat mich gesehen.« Allein bei dem Gedanken daran schnürte es ihr die Kehle zu.
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wie dem auch sei, er ist mit äußerster Sorgfalt vorgegangen. Er war so intelligent und umsichtig, alle Spuren zu verwischen, damit es keinerlei Anzeichen für seine oder ihre Anwesenheit mehr gibt.«
    »Er hat mich gesehen. Warum bin ich bloß nicht früher darauf gekommen?« Sie schlug die Hände vors Gesicht. »Er hatte sie schon weggeschleift – oder sie mit Steinen beschwert und in den Fluss geworfen -, als ich wieder auf Sie traf.«
    »Ersteres halte ich für wahrscheinlicher. Man braucht viel Zeit, um eine Leiche mit Steinen zu beschweren.«
    »Also hat er sie weggetragen.«
    Reece blieb stehen, da der Fluss hinter einer Baumgruppe hinter den wild durcheinanderliegenden Felsbrocken vorbeirauschte. Er grub sich in den Canyon, dessen Wände steil aufragten. Ich komme mir vor wie in einer Schachtel, dachte sie. Nur dass man den Deckel abgenommen hat, um den Himmel sehen zu können.
    »An diesem Ort kommt man sich völlig … verloren vor«, murmelte sie. »Der Fluss ist dermaßen präsent, dass man sich völlig von der Außenwelt abgeschnitten fühlt. Aber das macht nichts, denn es ist außergewöhnlich schön hier.«
    »Ein schöner Ort, um zu sterben.«
    »Kein Ort ist schön, um dort zu sterben. Wer einmal kurz davor war, weiß das. Aber das hier ist wirklich atemberaubend – die Bäume, die Felsen, die Schlucht, das Wasser. Das muss das Letzte gewesen sein, was sie gesehen hat, aber sie wird nichts mehr davon wahrgenommen haben. Sie war so was von wütend. Ich glaube, sie hat nur noch ihn wahrgenommen und ihre Wut. Und danach die Angst und schließlich den Schmerz.«
    »Können Sie von hier aus sehen, wo Sie gestanden haben?«
    Sie lief weiter, näherte sich dem Fluss. Es ist heute kühler als gestern, dachte sie, und nicht so sonnig. Die Sonne schien schwächer, und es war bewölkter – Schlieren und Berge von Weiß über dem Blau.
    »Da.« Sie zeigte nach oben, auf die andere Seite des Flusses. »Da habe ich Rast gemacht, habe mich gesetzt, ein Sandwich gegessen und etwas Wasser getrunken. Die Sonne hat mir gut getan, und mir gefiel das Rauschen des Wassers. Ich hab den Habicht gesehen. Und ich habe gesehen, wie sie hier standen.«
    Sie drehte sich zu Brody um. »Genau wie wir. Sie hat ihn angesehen, und zwar so, während er dem Wasser den Rücken zugekehrt hatte. Ich habe vorhin gesagt, dass sie vermutlich nur noch ihn wahrgenommen hat. Und ich glaube, dass er auch nur noch sie wahrgenommen hat. Ich habe mehr auf sie geachtet, weil sie sich mehr bewegt hat. Sie war sehr lebhaft.«
    Reece warf die Arme hoch, um es ihm vorzumachen. »Drama! Sie hat gekocht vor Wut. Doch er war unglaublich beherrscht, zumindest was seine Körpersprache anbelangte. Bilde ich mir das etwa alles bloß ein?« Sie drückte die Fingerspitzen gegen die Lider. »Erinnere ich mich, oder ist das alles nur eine Projektion?«
    »Sie wissen, was Sie gesehen haben.«
    Die ruhige Bestimmtheit, mit der er das gesagt hatte, führte dazu, dass sie die Hand wieder sinken ließ. Ihr Magen beruhigte sich. »Und ob ich das weiß.« Sie drehte sich einmal um ihre eigene Achse und bohrte ihm den Zeigefinger in die Brust: » Ich warne dich. Genauso hat es ausgesehen. Und dann hat sie ihn geschubst.«
    Reece legte ihre Handflächen auf Brodys Brust und stemmte sich dagegen. »Ich glaube, er ist einen Schritt zurückgewichen«, sagte sie trocken. »Falls es Ihnen nichts ausmacht, seinen Part zu übernehmen.«
    »Okay.« Er gehorchte.
    »Dann hat er so gemacht.« Reece verschränkte die Hände und streckte sie dann zur Seite. »Ich dachte, er gibt das Safe-Signal. Wie ein Baseball-Schiedsrichter.«
    »Baseball?« Er amüsierte sich. »Sie haben an Baseball gedacht?«
    »Aber nur für einen Moment. Aber es bedeutete: Jetzt ist es genug. Mir reicht’s.

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