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Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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sogar Ihren Artikel über Anna-Greta Sjödin gelesen. Außerdem gäbe es da einige Dinge, zu denen ich Ihnen gerne ein paar Fragen stellen würde. Darum wäre es vielleicht ganz vernünftig, wenn Sie den Hintergrund kennen. Wie gut sind Sie mit Olle Ivarsson eigentlich bekannt?«
    »Ja, ich fange auch an, mich das zu fragen«, sagte er.
    Er wartete und hörte erst nach einiger Zeit Bergmans Stimme wieder im Hörer. »Ivarsson ist aus psychischen Gründen krankgeschrieben worden, weil er keine Kraftreserven mehr hatte. Das würde ich Ihnen unter anderen Umständen gar nicht erzählen, aber die Sache ist die, dass er seit einigen Tagen verschwunden zu sein scheint. Und vielleicht können Sie ja Licht in die Angelegenheit bringen.«
    Der Polizeichef machte eine Pause.
    »Es ist nicht das erste Mal, dass so etwas passiert«, sagte er mit zögernder Stimme. »Dass er dem Druck nicht mehr standhalten konnte. Er litt an Niedergeschlagenheit und hatte Depressionen. Und das ist an und für sich noch nichts Verwunderliches in diesem Beruf.«
    Er holte Luft.
    »Aber ich bin besorgt. Wir waren gestern zur Sicherheit bei ihm zu Hause. Die Wohnung war leer. Er ist, der Post nach zu urteilen, die letzten Tage nicht dort gewesen. Und nun sagen Sie, dass Sie ihn letzte Woche unten in Stockholm getroffen haben?«
    »Er war auf dem Weg zurück nach Hause«, sagte Nielsen fassungslos. »Er ist Freitagvormittag gefahren.«
    Wieder herrschte Schweigen in der Leitung, ehe Bergman weitersprach.
    »Und er hat nichts angedeutet, was erklären könnte, warum er hier nicht aufgetaucht ist? Wohin er gefahren sein könnte?«
    »Nein, nichts«, erwiderte Nielsen. Er dachte nach. »Das ist schon öfter passiert, sagen Sie. Dass er kollabiert ist. Sie wissen nicht zufällig, ob etwas Ähnliches auch damals in den Siebzigern bei der Suche nach Anna-Greta Sjödin geschehen ist?«
    Bergman entfuhr ein hartes Lachen. »Ich war damals fünfzehn. Hatte keinen Schimmer davon, dass ich einmal Polizist werden würde. Olle Ivarsson kenne ich erst, seitdem ich vor circa zehn Jahren hierher gekommen bin. Das war ungefähr zur gleichen Zeit, als er wieder zur Polizei zurückkehrte.«
    »Dann wissen Sie auch nicht, warum er damals die Gegend verlassen hat?«
    »Er wollte wohl seinen Horizont erweitern, was weiß ich! Und ich glaube, dass er sich zur gleichen Zeit auch hat scheiden lassen. Das kann ja durchaus dazu beigetragen haben.«
    »War Ivarsson verheiratet?«, fragte Nielsen überrascht.
    »Ja, sicherlich, irgendwann einmal. Das wussten Sie nicht? Nun, er ist nicht besonders redselig, wenn es um Privates geht. Ich kann auch nicht sagen, dass ich ihn besonders gut kenne, obwohl wir so viele Jahre zusammengearbeitet haben.«
    Nielsen dachte an das Kleid in der Kammer. Dafür gab es also eine einfache Erklärung. Allerdings waren jetzt neue Fragen aufgetaucht, und für die wollten ihm überhaupt keine Antworten einfallen.
    »Würden Sie sagen, dass Olle Ivarsson ein guter Polizist ist?«, fragte er plötzlich. Er konnte hören, wie Bergman tief Luft holte. »Natürlich ist er das«, antwortete er. »Soweit ich weiß, hat es niemals einen Grund zur Klage gegeben.«
    Nach Beendigung des Gesprächs blieb Nielsen sitzen und starrte vor sich hin. Er hatte nichts über Bengt Andersson oder von ihrem Besuch in seiner Wohnung gesagt. Auch kein Wort über Kaj Härlin. Was hätte er auch sagen sollen? Er wusste, dass er nicht ernst genommen worden wäre.
    Zögernd wählte er schließlich Bernt Larssons Nummer. Dieses Mal nahm er sofort ab.
    »Lassen Sie doch endlich diese Scheißgeschichte sein«, sagte Bernt Larsson, nachdem er Nielsens Bericht angehört hatte. »Hören Sie auf!«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Nielsen.
    »Geben sie verdammt noch mal einfach Ruhe!«, sagte Bernt Larsson mit einer ungekannten Schärfe in seiner Stimme. »Beschäftigen Sie sich mit etwas anderem. Das hier geht Sie wirklich nichts an, oder?«
    »Und wen sollte es etwas angehen?«
    Bernt Larsson schnaubte wütend. »Niemanden. Es ist einfach ein Haufen Dreck.«
    »Das heißt also, dass an den Geschehnissen der letzten Zeit nichts ist, was Ihnen merkwürdig erscheint? Nichts, was einen beunruhigen müsste?«
    »Wenden Sie sich an die Polizei, wenn Sie Angst haben. Nicht an mich, ich bin nicht interessiert...«
    Bernt Larsson verstummte plötzlich.
    »Stimmt etwas nicht mit Ihrem Telefon?«, fragte er einen Augenblick später.
    »Soweit ich weiß, nicht«, antwortete Nielsen verwundert.

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