Verschwörung der Sieben
Reagenzgläsern gezüchtete Aidsviren zu neutralisieren. Darüber hinaus ließen sich bei den Testpersonen keinerlei Nebenwirkungen erkennen.«
Karen legte die Kassette in den Videorecorder ein.
»Alex, wenn Sie sich bitte um das Licht kümmern könnten …«
MacFarlane betätigte eine Reihe von Schaltern, bis schließlich das Fernsehgerät die einzige Lichtquelle darstellte. Der Bildschirm wurde für einen Moment schwarz und zeigte dann eine Szene, die aus einem Science-fiction-Film hätte stammen können: Dutzende von rosagrauen Gebilden kämpften inmitten eines schwarzen Netzes um ihr Überleben.
»Was Sie hier sehen, meine Herren, ist eine Computersimulation des Eindringens von HIV-Viren«, erläuterte Karen. »Jedes dieser Gebilde stellt eine Zelle dar. Der Virus muß in eine Zelle eindringen, um sich vervielfältigen und fortpflanzen zu können.«
Plötzlich tauchten kleine blaue Kreise auf dem Schirm auf. Sie schlüpften zwischen die digitalisierten Zellen wie Figuren aus einem Videospiel, verankerten sich schließlich an den Außenwänden von etwa einem Viertel der rosagrauen Zellformationen und drangen langsam in sie ein.
»Wir wissen bereits seit einiger Zeit«, fuhr Karen fort, »daß der HIV-Virus bestimmte Zellstrukturen bevorzugt.«
»Aber die sehen doch alle gleich aus«, warf Roger Updike ein.
»Ich sprach von molekularer Struktur und Zusammensetzung, Mr. Updike, nicht von der physischen Erscheinung. Nichts, was sich optisch erkennen ließe, und bis vor kurzem wäre es auch noch nicht nachweisbar gewesen.« Karen wandte sich dem Bildschirm zu, wo sich die blauen Eindringlinge mittlerweile allesamt in den rosagrauen Zellen eingenistet hatten. »Ursprünglich glaubten wir, der Vorgang des Eindringens würde nach dem Zufallsprinzip erfolgen. Doch dann wurde die Erkenntnis, daß dort eine durchaus spezifische Auswahl getroffen wird, zum Ausgangspunkt unserer weiteren Forschungen. Wie Sie in dieser Computersimulation sehen können, breitet sich die Infektion aus, indem sich die Viren innerhalb der Zellen reproduzieren und in den Blutkreislauf eintreten, sobald die Zelle abstirbt. Doch wenn es gelänge, den Virus innerhalb der Rezeptorzelle festzusetzen und ihn daran zu hindern, diese Zelle wieder zu verlassen, wäre er ausgeschaltet. Und bekanntermaßen existieren innerhalb des Blutes erheblich mehr Rezeptoren als Viren.«
Wie auf ein Stichwort hin wechselte das Bild auf dem Schirm und zeigte eine Gruppe unbefallener Zellen. Doch diesmal unterstützten Formen mit weißen Umrissen die rosagrauen Gebilde bei ihrem Überlebenskampf in dem schwarzen Netz. Karen wartete schweigend, bis die nächste Welle simulierter blauer Virenkapseln auftauchte, die die gleichen Bewegungen wie zuvor vollführten. Diesmal lagerten sie sich allerdings ausschließlich an den weißumrandeten Zellen an.
»Die weißen Cluster, die die HIV-Viren an sich gebunden haben, sind modifizierte menschliche Blutzellen«, erläuterte sie, »modifiziert insofern, als sie Rezeptoren enthalten, welche die molekulare Struktur nachbilden, von der sich die HIV-Viren hauptsächlich angezogen fühlen. Doch da sie keine DNS besitzen, gibt es für die HIV-Viren auch keine Möglichkeit der Reproduktion. Sie landen also gewissermaßen in einer Sackgasse. Genaugenommen besiegen wir den Virus, indem wir ihn in die Irre führen. Sobald unser Impfstoff einmal injiziert ist, produziert er die vorgetäuschten Rezeptoren, die sich an den roten Blutkörperchen anlagern, die dann wiederum wie Magnete auf die HIV-Zellen wirken, die in den Blutkreislauf eintreten. Wenn dann eine Infektion auftritt, kann sie sich nicht reproduzieren und insofern auch nicht ausbreiten.«
Karen drückte auf die Standbildtaste und das Bild auf dem Schirm erstarrte. »Wir haben es hier mit einer Ableitung des Trojanischen-Pferd-Theorems zu tun, das in der Vergangenheit weder zu präventiven noch therapeutischen Erfolgen geführt hat. Da die Regierung unsere Methode lediglich als eine weitere Variation dieses Theorems betrachtet hat, wurden zusätzliche Gelder gestrichen. Ich gebe zu, daß unsere Aussichten nicht besonders gut waren, doch letzten Endes hatten wir Erfolg.«
»Genau wie Salk seinerzeit beim Polio-Impfstoff«, erinnerte MacFarlane.
»Wollen Sie damit sagen, Lot 35 sei als therapeutischer Impfstoff ebenso einsetzbar wie als präventiver?« fragte ein Mitglied des Aufsichtsrates.
»Ich fürchte, nein. Unsere Forschungen haben ergeben, daß die Ausbreitung des
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