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Verschwörung in Florenz

Verschwörung in Florenz

Titel: Verschwörung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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bereits an sich genommen hatte. Und dass es vielleicht nun nicht mehr lange dauern würde, bis Giovannas Mörder auch ihr Leben bedrohte.
    Anne war wie gelähmt. Sie konnte nichts tun, nichts planen. Matilda hatte ihr eine Stickarbeit gegeben – ein Vorhang aus dunkelblauer Wolle, den sie nun mit kleinen silbernen Sternen besticken sollte. Dies war eine weitere Bosheit eines übellaunigen Schicksals. Sie hasste Stickarbeiten.
    Anne stach lustlos die Nadel durch den dicken Wollstoff und zog sie wieder heraus. Ein kleiner silberner Strich blieb zurück und vollendete eine Sternenzacke. Eine von vielleicht zwei- oder dreihundert, die sie noch fertig stellen musste, bis sie endlich von dieser Folter erlöst werden würde. Sie seufzte und legte eine Hand auf ihren Bauch. Giuliano hatte sie noch nicht erzählt, dass sie schwanger war – vielleicht schwanger war. Sie wollte ihn erst dann einweihen, wenn sie sich wirklich sicher war. Doch wie sollte sie das sein? Sie hatte zwar schon seit einiger Zeit keine Blutungen mehr gehabt, doch das konnte auch eine Folge der ungewohnten Situation sein, in die sie unfreiwillig hineingeraten war. Ihr Körper reagierte sehr empfindlich auf jede Art von Stress. Und ohne Ultraschall und alle anderen Möglichkeiten, welche die moderne Medizin für Frauen bereithielt, war dies schier unmöglich. Natürlich konnte sie darauf warten, ob sie langsam dicker wurde oder die Bewegungen des Kindes spürte. Aber würde sie das tatsächlich auch merken? Sie war zum ersten Mal schwanger. Sie wusste nicht, wie es sich anfühlte, wenn sich ein Kind im Bauch bewegte. Und wenn sie dicker wurde, so konnte das ebenso gut an zu viel fetthaltigen Speisen und Bewegungsmangel liegen.
    Anne wandte sich wieder ihrer Stickerei zu und schaffte es diesmal sogar, zwei Stiche hintereinander zu machen, bevor sie erneut ihre Hände sinken ließ und aus dem Fenster starrte.
    Es hatte angefangen zu regnen. Die Straßen waren wie leer gefegt. Nicht einmal ein streunender Hund lief vorbei. Anne sehnte sich danach, einfach ihren Mantel anzuziehen und aus dem Haus zu gehen, frische Luft zu atmen. Doch Matilda bewachte sie mit Argusaugen. Nicht einmal das Verlassen ihres Zimmers blieb der Magd verborgen. Sofort stürzte sich die Alte auf sie, erkundigte sich nach ihren Wünschen und ermahnte sie, sich zu schonen. Wahrscheinlich hätte Anne Matilda erst mit einem zauberkräftigen Lied in den Schlaf wiegen müssen, um ungestört das Haus verlassen zu können.
    Sie seufzte und wollte sich gerade wieder an der Stickarbeit versuchen, als eine Bewegung auf der Straße plötzlich ihre Aufmerksamkeit erregte. Ein Junge kam die Straße hinabgelaufen. Er war gut gekleidet, und an seiner roten Kappe war er als Bote deutlich zu erkennen. Botenjungen waren die einzigen Menschen, die sich dieser Tage auf die Straßen zu trauen schienen. Sie überbrachten Nachrichten, Lebensmittel und Bestellungen und waren daher kein ungewohnter Anblick. Doch dieser Bote war anders. Er verlangsamte seinen Schritt, als er sich dem Haus näherte, und als Anne schon glaubte, dass er den Nachbarn aufsuchen wollte, hörte sie das schwere Pochen des Türklopfers unten in der Halle. Eilig lief sie zu ihrer Zimmertür und presste das Ohr gegen das Holz, um herauszufinden, was der Bote wollte. Normalerweise hätte sie sich für diese kindische Neugierde geschämt, doch wenn den ganzen Tag lang nichts, aber auch wirklich gar nichts geschieht, ist selbst ein Botenjunge, der die Brotbestellung für den Bäcker abholen will oder die Nachricht bringt, dass es beim Schlachter Bellini frischen Schinken gibt, ein außerordentliches Ereignis.
    Anne hörte das Schließen der Haustür und Stimmen in der Halle. Drei Menschen schienen sich zu unterhalten. Unglücklicherweise sprachen sie so leise, dass sie kein einziges Wort verstehen konnte, obwohl sie kaum zu atmen wagte. Hatten Enrico und Matilda den Boten etwa ins Haus gelassen? Warum? Und was hatten die da unten so lange zu besprechen?
    »Ich werde ihr den Brief bringen«, hörte sie schließlich Matilda sagen. Und dann näherten sich auf der Treppe langsame Schritte.
    Anne blieb fast das Herz stehen. Wollte Matilda etwa zu ihr? Sollte sie einen Brief bekommen? Aber von wem? Hastig eilte Anne zu ihrem Lehnstuhl am Fenster. Sie hatte gerade ihre Stickerei wieder zur Hand genommen, als es auch schon klopfte.
    »Herein!«, rief sie und beugte sich über den Stoff, als würde sie angestrengt arbeiten.
    »Signorina, verzeiht

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