Verschwörung in Florenz
Schuhe, diesen Seidenbeutel und natürlich auch das Collier.«
Er schüttelte den Kopf, verständnislos, als würde ihn die Angelegenheit überfordern.
»Das kann nicht sein. Dieses Collier stammt aus dem Besitz meiner Mutter. Mein Vater hat es vor einigen Jahren von Sandro Botticelli für sie anfertigen lassen. Nach dem Tod meiner Eltern hat mein älterer Bruder Lorenzo es geerbt. Und ich …«
»Sandro Botticelli? Sie meinen, es gibt hier in Florenz tatsächlich einen Goldschmied, der denselben Namen trägt wie der berühmte Maler?«
»Berühmt, nun ja, er genießt in Florenz einen guten Ruf. Mein Bruder hat gerade vor zwei Tagen ein Gemälde bei Sandro in Auftrag gegeben. Das Collier stammt aus jener Zeit, als er noch bei einem Goldschmied in die Lehre gegangen ist.« Er machte eine Handbewegung, als würde er sich daran erinnern, dass er vom eigentlichen Thema abwich. »Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Wichtig ist nur, wie Ihr wirklich in den Besitz der Halskette gekommen seid. Denn gestern Abend beim Essen trug es noch Clarice, die Frau meines Bruders, um ihren Hals.«
Anne schüttelte den Kopf. Das war jetzt doch etwas zu viel für sie, sie konnte nicht mehr folgen.
»Moment, bitte ganz langsam«, sagte sie und versuchte sich zu konzentrieren. »Sie behaupten allen Ernstes, dass dieses Collier eine Arbeit von Sandro Botticelli ist und aus dem Besitz ihrer Schwägerin stammt? Weiterhin sagen Sie, dass Sie ebendiese Halskette, die ich gestern gegen fünf Uhr nachmittags im Kostümverleih abgeholt, von da an nicht aus den Augen gelassen und seit etwa sieben Uhr ununterbrochen getragen habe, ebenfalls gestern Abend bei Ihrer Schwägerin gesehen haben? Es tut mir Leid, wenn ich es Ihnen so unverblümt ins Gesicht sage, aber Sie spinnen. Sie sind total übergeschnappt. So etwas ist unmöglich, es sei denn, es würden zwei identische Colliers existieren. Oder das eine ist das Original, das andere eine Fälschung.«
»Oder Ihr habt das Collier meiner Schwägerin im Laufe des Abends gestohlen.«
»Was?« Anne schnappte nach Luft. Sie fühlte sich, als hätte man ihr ins Gesicht geschlagen. Sie wurde feuerrot vor Zorn und Scham. »Sie meinen, ich hätte …«
»Ja. Ich fürchte, Ihr seid eine überaus geschickte Diebin.« Er seufzte, als täte es ihm Leid. »Ich wäre überglücklich, solltet Ihr mich eines Besseren belehren können.«
»Aber wie sollte ich …« Da fiel Anne etwas ein. Hektisch begann sie in ihrem Seidenbeutel zu wühlen. »Hier«, sagte sie und reichte dem jungen Mann triumphierend die Einladung. Welch ein Glück, dass Mecidea darauf bestanden hatte, die Einladung zum Fest mitzubringen. »Lesen Sie doch selbst. Dort steht es schwarz auf weiß.«
Er las mit gerunzelter Stirn und drehte das teure Papier dann mehrmals um, als erwartete er weitere mit Geheimtinte geschriebene Botschaften zu entdecken.
»Ihr habt Recht, dieses Schreiben scheint wirklich von meinem Vetter Cosimo zu stammen. Der Familienname Mecidea ist mir zwar unbekannt, nie habe ich von diesem Namen gehört, dennoch handelt es sich zweifelsfrei um seine Handschrift, so merkwürdig es auch klingen mag. Es wäre eine Erklärung. Vielleicht stimmt es, was Ihr sagt. Vielleicht seid Ihr das hilflose Opfer eines seiner Scherze geworden.« Er reichte ihr das Schreiben zurück – und wirkte beinahe erleichtert. »Mein Vetter ist ein wenig seltsam. Manche sagen sogar, er sei verrückt. Über seine Scherze kann wahrlich nicht jeder lachen. Leider befindet er sich schon seit einigen Stunden nicht mehr in Florenz. Er hält sich auf einem Landsitz der Familie auf, sodass wir ihn nicht zur Rede stellen können.« Er dachte angestrengt nach. »Das Collier werde ich heimlich in das Haus meines Bruders zurückbringen. Vielleicht lässt sich Cosimos offensichtlicher Diebstahl dadurch vertuschen. Ich für meinen Teil hoffe, dass Euch hiermit wenigstens geringfügige Genugtuung für die schändliche Beschmutzung Eurer Ehre und Eures Rufes gewährleistet ist.« Und dann geschah etwas Merkwürdiges. Er kniete vor ihr nieder und nahm ihre Hand in seine Hände. »Im Namen der Familie Medici bitte ich Euch um Vergebung. Es war niemals meine Absicht, Euch zu kränken oder Euch zu verletzen. Glaubt mir, ich wäre überglücklich, wenn günstigere Umstände uns zusammengeführt hätten. Doch da das Schicksal es anders mit uns meinte, so bitte ich Euch von ganzem Herzen: Seht in mir fortan Euren untertänigen Diener, dessen größtes Glück es ist,
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