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Verschwunden

Verschwunden

Titel: Verschwunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda McLean
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Mutter hatte sich angeboten, als die andere Lehrerin, die mitkommen wollte, krank geworden war –, denn allein hätte sie die Kleinen in ihrer Aufregung kaum im Zaum halten können. Die Klasse bestand immerhin aus 19 Schülern, von denen zwei nicht mitgekommen waren.
    Zum Abschluss kaufte sie allen noch ein Eis und dann machten sie sich wieder auf den Rückweg.
Lane beobachtete Jeremy. Er redete kaum mit den anderen – sie schienen ihn zu meiden, ja sogar zu ignorieren. Armer kleiner Jeremy.
    In der Bahn setzte sie sich eben ihn. „Na, Jeremy, hat es dir heute gefallen?“
Er nickte glücklich.
„Ich fand es auch ganz toll. Warst du denn vorher schon einmal im Aquarium?“
„Nein“, sagte er und schüttelte den Kopf.
„Ich bin froh, dass du mitgekommen bist“, sagte Lane.
    Jeremy sah sie an, sah ihr nun direkt in die Augen, nur für einen kurzen Augenblick. Und was sie sah, war Dankbarkeit. Der Kleine schien zu wissen dass er das nur ihr zu verdanken hatte, dass sie sich für ihn eingesetzt hatte.
Er sah wieder nach unten auf seinen Schoß. Da entdeckte Lane einen Fleck an seinem Hals. Er war unter seinem Rollkragenpullover versteckt. Doch sie konnte einen Ansatz sehen. Eine große blaue Prellung.
    Sofort sackte ihr das Herz wieder in die Hose. Es hatte also überhaupt nichts gebracht. Die Beschwerde bei der Jugendfürsorge, der Gang zur Polizei … das alles war vollkommen umsonst gewesen.
    Auf einmal spürte sie etwas in ihrer Hand. Wärme. Sie sah nach unten. Jeremy hatte seine Hand in die ihre gelegt. Lane wurde warm ums Herz und sie fühlte ein paar Tränen aufsteigen, die sie schnell versuchte, hinunterzuschlucken.
    Es hatte doch etwas gebracht. All die Mühe war nicht umsonst gewesen. Wenn man Kyle Reed auch nicht ändern konnte, wenn sie Jeremy auch vor seinem Schicksal nicht bewahren konnte, so hatte sie doch eines bewirkt: Er fühlte sich nicht mehr so allein. Er wusste jetzt, dass jemand für ihn da war.

13
    Am Donnerstag erhielt sie endlich einen Anruf vom Polizeirevier. Man habe Kyle Reed festgenommen, sagte man ihr. Er habe zwar nichts gestanden, doch er sei während der Befragung in seinem Haus aggressiv geworden und habe einen Polizeibeamten angegriffen. Man könne ihn aber nicht länger als ein paar Tage unter Gewahrsam halten, es sei denn, man bekam in Bezug auf Lane irgendetwas aus ihm heraus. Wenn man genügend Druck machte, würde man das vielleicht schaffen.
Bis dahin solle sie auf weitere Informationen warten. Man werde sie benachrichtigen.
    Michael meldete sich hin und wieder mal bei Lane und sie verabredete sich einmal mit ihm zum essen gehen. Sie aßen bei ihrem Lieblingschinesen in Manhattan, und als sie durch China Town spazierten, war es fast wie in alten Zeiten. Nur dass Lanes Herz nicht mehr ganz so heil war, und dass da jetzt dieses ständige Gefühl von Misstrauen war.
    Michael versuchte sie zu küssen, doch sie blockte ihn ab. So weit war sie noch lange nicht, nicht bei irgendwem und auch nicht bei Michael, erst recht nicht bei Michael.
Sie wusste nicht, wie lange er das noch mitmachen würde, ihre Abwehr. Aber genau da würde sie sehen, wie wichtig sie ihm wirklich war.
    ***
    Es war der letzte Tag vor den Weihnachtsferien.
Lane entließ ihre Sprösslinge in die Feiertage und gab jedem von ihnen ein kleines Geschenk – sie hatte kleine Tütchen gebastelt mit Schokolade darin und einem kleines Weihnachtsmann-Anhänger.
    Der Gedanke, Jeremy eine ganze Weile nicht zu sehen, behagte ihr gar nicht. Sie hatte wieder dieses komische Gefühl, als würde etwas passieren. Am liebsten hätte sie ihn mit zu sich nach Hause genommen und mit ihm Weihnachten gefeiert. Zu Hause würde er sicher kein großes, harmonisches Fest erleben, und Lane selbst hätte endlich mal wieder einen Grund, sich einen Tannenbaum zu kaufen.
Aber natürlich ging das nicht, und sie beide mussten die „schönsten Tage im Jahr“ einsam und allein und in ihrer eigenen Welt verbringen.
    Kyle Reed war inzwischen aus der Untersuchungshaft entlassen worden, hatte man ihr mitgeteilt. Er habe nichts gestanden und man habe ihm nichts nachweisen können. Man habe Untersuchungen angestellt, doch weder wurden von seinem Telefon aus Anrufe zu ihrem Anschluss getätigt noch wurden seine Fingerabdrücke auf dem Umschlag oder der mysteriösen Nachricht gefunden.
    Man würde weiterhin ein Auge auf ihn haben, aber man habe schon mehr als eigentlich nötig getan – immerhin hatte sie keinen einzigen Beweis, dass die Drohungen

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