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Verstohlene Kuesse

Titel: Verstohlene Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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nicht, wenn meine Verlobte derart vertrauliche Gespräche mit anderen Männern führt.« Er schob sich weiter in den Raum. »Habe ich mich verständlich ausgedrückt?«
    »Sehr verständlich, Stokes.« Mit einer leichten Verbeugung wandte sich Basil wieder Emma zu. »Ich bitte um Entschuldigung, falls es zwischen uns irgendwelche Missverständnisse gegeben hat, Miss Greyson«, sagte er. »Ich wünsche Ihnen eine angenehme Rückreise in die Stadt.«
    Er ging zur Tür und trat, ohne sich noch einmal umzudrehen, in den Korridor hinaus.
    Edison sah Emma an.
    Plötzlich nahm sie die drückende Stille im Zimmer überdeutlich war.
    »Der Stoff, aus dem die Träume sind ?«, wiederholte Edison in interessiertem Ton.
    »Ich war der Ansicht, dass das ziemlich dramatisch klang. Vielleicht beginne ich ja, wenn diese Sache vorüber ist, eine Karriere als Schauspielerin.«
     
    Eine halbe Stunde später knallte Polly den Deckel von Emmas kleiner Truhe zu. »So, Miss Greyson. Jetzt ist alles gepackt. Ich gehe und hole einen der Pagen, damit er Ihnen die Truhe die Treppe runterträgt.«
    »Danke, Polly.« Emma sah sich in der kleinen, kahlen Kammer um, um sicherzugehen, dass sie nicht eine Bürste, ein Strumpfband oder einen Pantoffel vergessen hatte. Eine bezahlte Gesellschafterin konnte es sich nicht leisten, im Umgang mit ihren wenigen Besitztümern nachlässig zu sein.
    Den Fleck auf dem Boden überging sie bewusst. Die Bediensteten hatten mit aller Macht geschrubbt, aber die Entfernung des Bluts war ihnen nur zum Teil geglückt. Langsam drehte sie sich auf dem Absatz herum und sah prüfend in Richtung des Ankleidetischs und der Waschschüssel.
    Dann wanderte ihr Blick über das kleine Stickbild an der Wand in Richtung des offenen Kleiderschrankes. Er war leer. Die Hand voll verblichener Kleider, die sie besaß, waren alle sicher in der Truhe verstaut.
    Einzig persönlicher Gegenstand im Zimmer war Sally Kents bescheidene, gerahmte Stickerei. Emma betrachtete sie nochmals. Eine bezahlte Gesellschafterin konnte es sich nicht leisten, im Umgang mit ihren wenigen Besitztümern nachlässig zu sein.
    Vielleicht konnte nur eine andere Frau, die denselben einsamen, wenig aussichtsreichen Posten inne hatte, verstehen, wie seltsam es doch war, dass Sally das Stickbild nicht mitgenommen hatte, als sie gegangen war.
    »Polly ?«
    »Ja, Ma'am?« Polly blieb im Türrahmen stehen und drehte sich um.
    »Glaubst du, dass irgendjemand etwas dagegen hätte, wenn ich Miss Kents Bild mitnehme? Natürlich lasse ich den Rahmen da.«
    Polly blickte einigermaßen überrascht auf die bescheidene Stickerei. »Finden Sie das wirklich schön?«
    »Ja, sehr sogar.«
    Polly grinste. »Ich werde mit Mrs. Gatten reden, aber ich glaube nicht, dass sie etwas dagegen hat. Niemandem hier auf der Burg gefällt das Ding, und ich weiß, dass Mrs. Gatten Ihnen zum Dank für alles gerne eine Freude machen würde. Also nehmen Sie es ruhig mit.«
    »Danke«, sagte Emma und wartete, bis Polly gegangen war, ehe sie an die Wand trat und das kleine Bild herunternahm. Es war überraschend schwer. Und dick.
    Der hölzerne Rahmen ging problemlos auf. Als Emma die Rückseite abnahm, fielen ein Brief, mehrere Geldscheine und ein kleines, hübsch besticktes Taschentuch heraus.
    Verblüfft hob sie die Scheine auf, zählte sie durch und zählte sie ein zweites Mal. Es war kaum zu glauben. Zweihundert Pfund.
    »Ein echtes Vermögen für eine bezahlte Gesellschafterin«, murmelte sie.
    Es war unvorstellbar, dass Sally Kent zweihundert Pfund einfach vergessen haben sollte. Es war genug Geld, um ein kleines Haus zu kaufen und darüber hinaus noch etwas zu investieren. Mit einer solchen Summe könnte eine halbwegs geschäftstüchtige Person sogar ein großes Haus erwerben, Zimmer vermieten und von den Einnahmen leben, dachte sie.
    Sally Kent konnte unmöglich vergessen haben, dass sie zweihundert Pfund hinter einem Bilderrahmen versteckt hatte.
    Emma blickte auf die Adresse auf dem Brief. Er war an ein Fräulein Judith Hope in London gerichtet und in knappen Worten offenbar in großer Eile verfasst worden.
     
Meine liebe Judith,
    Bitte verzeih mir dieses kurze Schreiben. Ich weiß, dass Du in großer Sorge um mich bist, aber sei versichert, dass ich wohlauf und durchaus sicher bin. Meine Pläne tragen Früchte. Ich habe bereits zweihundert Pfund zusammen und erwarte in vierzehn Tagen weiter fünfzig Pfund. Es ist einfach unglaublich. Denk nur, was wir mit zweihundertfünfzig Pfund alles

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