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Verwechseljahre: Roman (German Edition)

Verwechseljahre: Roman (German Edition)

Titel: Verwechseljahre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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überholt!«
    »Darauf trinken wir!«
    »Prösterchen!«
    »Stößchen!«
    Wir lachten. Nur Vivian war auffallend still. Die Arme hatte sich offensichtlich ernsthaft Hoffnungen auf Roman gemacht. Als Mohair wach wurde, nahm Vivian sie und drückte sie etwas unbeholfen an sich. Sie griff nach der Flasche, hielt sie prüfend an die Wange und gab sie dem entzückenden Baby. Es fixierte sie dankbar mit seinen schwarzen Augen. Ich hatte ein Déjà-vu-Erlebnis. Genauso hatte Oliver mich damals immer angesehen und genau solche Geräusche gemacht. Er hatte sogar genauso gerochen.
    »Steht dir gut«, sagte ich lächelnd. Vivian sah mich so merkwürdig an, dass mich eine seltsame Ahnung beschlich. Sie war doch nicht … Ach was. Sie doch nicht! So ein Mädchen nahm ja die Pille. Das Baby lag zufrieden in ihren Armen. Ich konnte mich von dem Anblick kaum losreißen.
    »Wann kommt Roman denn wieder?«, fragte Vivian mich plötzlich. Ihre Augen schwammen in Tränen.
    »Ich habe keine Ahnung, Süße!«
    »Er hat angedeutet, dass ihm der Arsch auf Grundeis geht«, sagte Vivian, ohne die Augen von Mohair zu lassen. »Er meinte, er müsse erst noch was erledigen, bevor er wiederkommt.«
    »Er kommt also wieder?«, fragte ich erstaunt.
    Vivian zuckte die Achseln. »So bald wie möglich, hat er gesagt.«
    »Das klingt doch alles ziemlich dubios«, meinte Billi. Besorgt zupfte sie an Mohairs Lätzchen.
    »Und du liebst ihn trotzdem?«
    Vivian nickte. »Wir müssen ihm helfen.«
    »Aber wenn wir doch gar nicht wissen, worum es geht?«
    »Vielleicht ist er in dunkle Machenschaften verwickelt?!«
    »Vielleicht setzt ihn seine Silke finanziell unter Druck?!«
    »Das wäre ihr nicht mal zu verübeln! Versucht die Situation doch mal aus ihrer Sicht zu sehen!«
    »Ich denke, sie hat einen reichen Schwiegervater? Dieser Reeder? Viktor ….«
    »Stiller!«, entfuhr es mir.
    »Aber wenn er doch mit Roman gebrochen hat …?«
    »Lässt er seine Enkelkinder im Stich?!«
    »Wenn ich nur wüsste, was mit ihm los ist!«, sagte ich verzweifelt. »Vielleicht gibt es ja tatsächlich eine Erklärung für sein Verhalten, die es mir endlich ermöglichen würde, Muttergefühle zu entwickeln.« Ich seufzte sehnsüchtig. »Er ist doch mein Sohn, sollte ich ihm nicht helfen?«
    Billi sprang auf. »Wisst ihr was, Mädels? Genug geredet! Höchste Zeit zu handeln. Vivian, du hältst hier die Stellung. Und wir drei fliegen gleich morgen früh nach Hamburg und knöpfen uns diesen Reeder mal vor. Der kann uns bestimmt mehr erzählen.«

17
    D as ist es!«
    »Woher weißt du das?«
    »Hier! Schaut euch dieses Foto an!« Sonja blieb stehen und zog uns hinter die Büsche. Wir starrten auf ihr Handy und dann auf das riesige Haus. Das weiße Anwesen stand direkt an der Alster, und wir verglichen: Ja, das war es. Ein prachtvoller Bau im klassizistischen Stil. Umgeben von einem parkähnlichen Garten.
    »Google Maps.«
    »Und jetzt?« Wir sahen uns an.
    »Gehen wir rein!«
    »Aber wir sind nicht eingeladen.« Ich wollte mir vor Angst in die Hose machen.
    »Nein, das sind wir nicht. Aber was nicht ist, kann ja noch werden!« Sonja zog mich energisch hinter sich her.
    Im Garten werkelte ein Mann und schnitt Zweige. War das der Reeder? Romans Vater? Der Mann, der meinen Jungen großgezogen hatte?
    »Ich weiß nicht, ich trau mich nicht!« Zögernd blieb ich stehen. Mein Herz hämmerte.
    »Aber Carin! Wir sind doch bei dir!«
    »Was soll ich denn sagen? Grüß Gott, ich bin die Frau, von der Sie befürchten, dass sie demnächst unter Ihrem Weihnachts baum sitzt?«
    »Quatsch.«
    »Und mit ›Grüß Gott‹ kommst du hier in der Hansestadt sowieso nicht weit.«
    Wir gingen auf das Gartentor zu. Daneben befand sich eine Gegensprechanlage.
    »Da oben ist eine Kamera«, zischte Sonja und zupfte an ihrem Mantelkragen. Sie zog noch schnell ihren Lipgloss aus der Louis-Vuitton-Handtasche und warf einen prüfenden Blick in den Handspiegel.
    Billi fasste sich ein Herz und klingelte.
    Der Mann im Garten, vermutlich eher der Gärtner, drehte sich um und kam zum Tor. Ich wollte im Boden versinken. Hoffentlich würde jetzt keine riesige Bestie mit Schaum vor dem Maul auf uns zuschießen. Ich war auf alles gefasst.
    »Ja, bitte?«
    Meine Hände waren schweißnass. Gut, dass meine Freundinnen dabei waren.
    »Wir würden gern mit Herrn Stiller sprechen«, sagte Billi forsch. Sie trug ihr bestes Dirndl und zeigte reichlich Dekolleté.
    Der Mann starrte darauf und wischte sich die Hände an der

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