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Verzeihung, sind Sie mein Koerper

Verzeihung, sind Sie mein Koerper

Titel: Verzeihung, sind Sie mein Koerper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christl Lieben
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hinschaute, lächelte ihm die Botschaft augenzwinkernd zu und benahm sich überhaupt so, als wollte sie mit ihm flirten.
    Der Fokus sagte: »Wer bist denn du?« – Der Repräsentant der Botschaft, ein junger Mann, meinte: »Ich weiß nur eines: Ich bin ein Mann oder jedenfalls männlich.« Da rief Frau C.
aus der Runde: »So einen Burschen hab ich mir immer gewünscht. Ich hätte mir so sehr einen Sohn gewünscht – nach meinen zwei Töchtern hätte ich so gern auch einen Sohn gehabt, aber mein Mann wollte kein drittes Kind mehr.«
    Frau C., die nun an die Stelle ihres Fokus getreten war, sah sich ihren Kinderwunsch ganz genau an und sagte dann: »Ja, genau, ich hätte mir so sehr einen Sohn gewünscht, aber jetzt bin ich zu alt dafür.«
    Zum Abschluss empfahl ich ihr, ihren Wunsch auf ein Blatt Papier zu schreiben und es anschließend zu verbrennen.
    Bei der nächsten gynäkologischen Untersuchung zeigte sich das Myom um einen halben Zentimeter kleiner als zuvor und kapselte sich in den kommenden Monaten komplett ein. Von einer Entfernung der Gebärmutter ist inzwischen keine Rede mehr.
    Arthrose im Knie
    Ich schildere nun einen Fall aus der Praxis einer Kollegin. Frau A. (55, allein lebend) berichtete über heftige Arthrose-Schmerzen im rechten Knie. Vor einigen Jahren hatte sie die gleichen Schmerzen auch im linken Knie gehabt, jedoch mit einer relativ einfachen medizinischen Behandlung »in den Griff« bekommen. Beim rechten Knie zeigten sich alle versuchten Behandlungen als unwirksam. Zeitweise waren die Schmerzen sehr heftig und schränkten die Bewegungsfreiheit Frau A.s ziemlich ein.
    In einem langen Vorgespräch lässt die Therapeutin Frau A. in ihrer Fantasie ins Innere des Knies gehen. Sie solle sich vorstellen, wie es im Inneren des Gelenks aussieht. Frau A. beschreibt das Gelenk so, als sei es völlig »verrostet«. »Da muss jemand kommen und den Rost abbürsten – mit einer groben Metallbürste. Aber das wäre dann noch schmerzhafter.«

    Später sieht sie dieselbe Höhle im Inneren ihres Kniegelenks ganz in Weiß und hört Singen – in der Art eines gregorianischen Chorals. Es kommt aus einer Klosterkirche. Ein junger Mönch löst sich aus der Schar der singenden Mönche und geht ins Freie auf einen großen, von Sonne beschienenen Platz. Dort halten sich viele junge Frauen und Männer auf. Der junge Mönch ist plötzlich kein Mönch mehr und mischt sich unter die jungen Leute. Er wendet sich einer jungen Frau zu – »das ist meine Mutter, als sie jung war«, sagt Frau A.
    Aufgestellt werden:
■ Frau A.s Fokus,
■ die Arthrose,
■ der junge Mönch,
■ die junge Frau.
    Hier haben wir ein Beispiel dafür, wie in Aufstellungen mehrere Strukturebenen zugleich auftauchen können. (Vgl. dazu: Varga von Kibéd 2003.) Frau A. deutet den jungen Mönch einerseits als ihren Vater, der aus einer sehr frommen Familie kam, und andererseits als ihren eigenen Anteil an frommer, vom Leben abgekehrter Lebensweise.
    Das Singen (Frau A. ist begeisterte Chorsängerin) und die Vorstellung vom Hinausgehen aus der Kirche deutet sie als Hinwendung zum Leben. Die junge Frau symbolisiert einerseits ihre Mutter, und zwar zum Zeitpunkt, als sie den Vater kennengelernt hatte (also noch vor Frau A.s Zeugung), andererseits Frau A.s »weibliche Lebenslust«, die für eine Partnerschaft offen ist.
    Unmittelbar nach der Aufstellung, berichtete Frau A., hätten die Schmerzen völlig aufgehört, kamen aber nach drei Tagen wieder. Die Therapeutin empfahl ihr eine weitere Aufstellung zum Thema.

    Dies ist eine häufig gemachte Erfahrung: Während bei Familienaufstellungen meist ein Thema abgehandelt oder vielleicht gelöst wird, sind bei Körper – und Symptomaufstellungen oft »mehrere Runden« bzw. mehrere Aufstellungen hintereinander notwendig. Wie beim Häuten einer Zwiebel lösen sich die beteiligten Themen manchmal erst Schicht um Schicht.
    Im Vorgespräch zur nächsten Aufstellung, das wieder mit einer Reise in den Körper verbunden ist, erscheint im anderen Bein eine kleine Figur, die Frau A. als Teufelchen oder Kobold beschreibt. Befragt, was seine Aufgabe sei, antwortet der Kobold: Ich halte dich fest (= gebe dir Stabilität im Gelenk). Aufgestellt werden nun:
■ der Fokus,
■ die Arthrose,
■ der Kobold.
    Fokus und Arthrose

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