Verzeihung, sind Sie mein Koerper
nicht. Alles, was wir freigeben, kann sich entfalten.
Vielleicht wird es andere Wege nehmen, als wir uns wünschen, aber genau das ist das Recht unserer Kinder und aller Dinge, die von uns kommen und sich in die Welt begeben.
Die Würdigung von Leistung, Commitment und Kreativität anderer ist unerlässlich für das eigene Wohlbefinden. Was für eine Freude und Erleichterung ist es, mit anderen gemeinsam zu wirken und nicht gegeneinander zu agieren! Der Blick ȟber den Tellerrand« vernetzt und verbindet Systeme untereinander. Das Bewusstsein, dass sich die inneren Gesetze des eigenen Systems oft von den inneren Gesetzen anderer Systeme unterscheiden, reicht weit in gesellschaftspolitische Ebenen hinein. Die Achtung vor den Gesetzen anderer und die Würdigung der eigenen Gesetze, den Austausch durch Beweglichkeit und Anpassung (FlieÃgleichgewicht) zuzulassen, ohne das eigene zu verlieren, ist eine Forderung, vor die wir dauernd gestellt sind.
Das alles sagt sich so leicht und lebt sich nicht selbstverständlich. Es bedarf einer ständigen Herzenswachheit und Zugewandtheit zum Leben, um die Tiefe dieser Gesetze im eigenen Dasein auch nur annähernd zu verwirklichen.
Damit komme ich zu der wunderbaren Kommunikationskultur, die sich immer wieder aufs Neue und wie selbstverständlich in Aufstellungsgruppen ergibt. Eine Reihe von Menschen, die sich wenig oder gar nicht kennen, trifft sich, um ein Wochenende lang gemeinsam ihre Themen aufzustellen. Zwei Tage später trennen sie sich voneinander mit dem Gefühl ganz groÃer Nähe, Geborgenheit und Vertrautheit. Was hat geholfen? Jeder ist für jeden gestanden, jeder hat sich mit seinem ganzen menschlichen Potenzial zur Verfügung gestellt, jeder ist von anderen beschenkt worden mit diesem Potenzial, und niemand hat gewertet, verurteilt oder kategorisiert. Alles durfte sein, alles hatte seinen Platz und wurde gesehen an diesem
Platz. Jeder Mensch, egal aus welchem Kontext er stammt und welchen Bildungshintergrund er hat, ist sehr schnell fähig, diese Kommunikationsgesetze zu leben. Wir alle sind dieser heilenden Form des Miteinanders also ganz nah.
Könnten wir diese Lebensform in den Alltag übertragen, wären Therapeuten und zum Teil auch Ãrzte arbeitslos.
Von der allgemeinen Schönheit des systemischen Denkens und Lebens möchte ich nun zum vorliegenden Thema überleiten: zu den Anregungen für den Alltag.
Dem Vorschlag Christl Liebens sei noch eine weitere Variante hinzugefügt:
Sie wünschen sich zum Beispiel, mit Ihrer eigenen Fähigkeit der »Liebe frei von Mitgefühl« (LfM) in Kontakt zu kommen, und wissen noch nicht, wie sich das anfühlen könnte. Sie müssen es auch nicht wissen, in Ihrer Tiefe wohnt diese Qualität längst. Es geht jetzt darum, sie sich bewusst zu machen. Sie schauen sich um in Ihrer Wohnung und fragen sich, wo könnte Ihre Liebe frei von Mitgefühl stehen. Sehr bald werden Sie es spüren. Vermutlich wird es ein geschützter Platz sein. Dort legen Sie etwas auf den Boden, um den Platz zu markieren, ein Blatt Papier zum Beispiel. Dann suchen Sie sich im Raum einen Platz, von dem aus Sie auf die LfM zugehen wollen, einen Fokusplatz gewissermaÃen. Dort stellen Sie sich hin, richten sich auf Ihr Ziel aus und gehen sehr bewusst auf die Liebe zu. Ihre äuÃere Bewegung entspricht einer gleichzeitigen Innenbewegung. Sie kommen näher, Sie spüren vielleicht, wie sich etwas in Ihnen verändert, erhöhter Pulsschlag, Angst, Vorfreude, was auch immer. Und schlieÃlich machen Sie einen klaren Schritt auf den Platz der Liebe zu. Dort angekommen, nehmen Sie sich Zeit, öffnen die Poren Ihres Körpers und lassen die Qualität dieser Liebe langsam von sich Besitz ergreifen. Sie werden vielleicht spüren, wo Ihr Körper diese Qualität leicht aufnimmt und wo es Blockaden gibt. Bleiben
Sie ruhig, versuchen Sie nichts daran zu ändern, es geschieht von selbst. Sie werden den Platz der Liebe wahrscheinlich sehr unterschiedlich erleben, manchmal fast gar nicht, manchmal überwältigend, manchmal normal. All das darf sein, hängt von Ihrer körperlichen und geistigen Tagesverfassung ab und ist weder zu bewerten noch zu korrigieren. Nehmen Sie sich selbst liebevoll an, so wie Sie gerade sind, die Liebe macht dann schon das Ãbrige. Solche Ankerplätze für Qualitäten, die Sie in sich entwickeln wollen, können bleiben
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