Veyron Swift und das Juwel des Feuers
ich schon einmal gewesen, in der ersten Nacht nach der Bruchlandung«, rief Tom begeistert. Alle schenkten ihm einen verwirrten Blick. Allein Nagamoto grinste breit und meinte halb im Scherz:
»Du musst eine außerordentlich starke Bindung zu Elderwelt besitzen, wenn du bereits von Fanienna träumtest, ehe du von dieser Stadt wusstest.«
Viele breite, gemauerte Brücken führten über die sieben Nebenläufe des Lendafon, welche die Stadt in sieben Bezirke aufteilten, die wiederum nach den Flussarmen benannt waren. Alle fließenden Gewässer kamen am südwestlichen Ende der Stadt wieder zu zwei größeren Armen zusammen und stürzten in Form gigantischer Wasserfälle über die Klippen, die den schlichten Namen „der Bruch“ trugen. Und dort, auf der äußersten Klippe des Bruchs stand der Palast der Königin Fabrillians.
Das Palastareal war riesig, prinzipiell nichts anderes als ein Wald, dessen Lichtungen in Gärten umgewandelt wurden. Hier führte die einzige gerade Straße der Stadt hindurch und auch die einzige, die nicht gepflastert war, sondern aus Sand und Kiesel bestand. Faeringel, die Bahrenträger, Tamara, Nagamoto, Tom und Veyron waren die einzigen, die auf dieser Straße weitergingen. Die übrigen Talarin verabschiedeten sich in ihrer Heimatsprache. Faeringel dankte ihnen für ihren Einsatz und entließ sie in den Feierabend.
Tom entdeckte auf den Lichtungen verspielte Korbbauten unter denen Bänke und Tische standen, auf einer anderen Lichtung ein wunderschönes Badehaus mit vergoldetem Dach und weißen Marmorstatuen an seinen drei Eingängen. Auf halber Höhe zweigte sich die Straße in zwei weitere Wege ab, der eine nach Westen, der andere nach Osten führend. Sie aber beschritten weiter den geraden Weg nach Süden und näherten sich dem Hauptpalast. Das Zentrum bestand aus einem gigantischen Kuppelbau, mindestens so groß wie das Pantheon in Rom. Die Kuppel bestand aus hunderten schillernder Fenster, die im abendlichen Sonnenschein in allen Farben des Regenbogens funkelten. Links und rechts gingen zwei halbrunde Palastflügel weg, jeder fast einhundert Meter lang, drei Stockwerke hoch, mit langen Reihen aus Fenstern und begrünten Balkonen in der Fassade. Die Dächer beider Flügel waren flach, oben wuchsen üppige Gärten, die zu allen Seiten über den Rand des Daches quollen und bis in die Fenster des obersten Stockwerks hingen. Der kreisrunde Platz vor dem Zentralgebäude wurde gesäumt von zahlreichen weißen Statuen großer Persönlichkeiten der Talarin. Redner, Musiker, Dichter, Maler, Philosophen und Bildhauer waren darunter, jedoch keiner der Könige und auch keiner der anderen großen Helden vergangener Jahrtausende.
Eine Treppe mit dreiunddreißig Stufen führte zu den großen Türen des Palastes. Faeringel stieg sie als erster hinauf. Er öffnete die kristallenen Türflügel, wofür er nicht viel Kraft brauchte, ließ Nagamoto, Veyron und Tom eintreten. Tamara wollte ebenfalls hineingehen, doch die Elben hielten sie zurück. Um Rat suchend blickten sie ihren Anführer an. Faeringel machte ein unglückliches Gesicht, doch schließlich erlaubte er ihr einzutreten.
»Nur ungern lassen wir jemanden zur Königin, der von einem Schatten befallen ist. Aber ich will Meister Nagamotos Vertrauen in Euch ehren«, erwiderte er und trat zurück. Tamara humpelte hinein, hinter ihr schloss Faeringel lautlos die Kristalltüren.
Das Innere des Palastes stand dem Äußeren in seiner Pracht in keiner Weise nach. Der Kuppelbau war zwar nahezu vollkommen leer, abgesehen von zwei gewaltigen Bäumen, die dort wuchsen. Sie waren von der gleichen silberstämmigen Art wie die Baumriesen in den Wäldern auf der anderen Seite der Himmelmauerberge, nur viel kleiner (obwohl sie immer noch an die vierzig Meter in die Höhe ragten). Ihre Kronen lagen direkt unter der riesigen Glaskuppel. Hunderte winzige Lampen hingen im Geäst und strahlten in einem goldenen Schimmer. Zwischen den beiden mächtigen Stämmen lag das Treppenhaus des Palastes, von wo sich die Korridore in die hinteren Räumlichkeiten verzweigten.
Dort, auf der obersten Stufe stand sie, die Königin der Talarin. Girian Riangen Tarnuvilian.
Tom verschlug es die Sprache.
»Die Königin«, keuchte er, »die Königin aus meinen Träumen!«
Sie war wohl die schönste und erhabenste Frau, die er je erblickt hatte. Ihr liebreizendes Gesicht besaß in ihrer nie enden wollenden Jugend keinerlei Makel, ihre Haut war vornehm blass, glatt und
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