Veyron Swift und das Juwel des Feuers
habe ihre Fesseln gelockert, damit sie entkommen konnte. Ich habe sogar das Betäubungsmittel durch Wasser ersetzt«, erwiderte er.
Grabesstille herrschte im Zelt. Alle starrten Veyron an.
»WAS?« entfuhr es Tom mit einem gellenden Schrei. Vollkommen entgeistert stand der Junge da.
»Aber warum haben Sie das getan? Was haben Sie sich dabei gedacht?«
Veyron seufzte. »Nemesis ist das wahre Ziel bei diesem Kampf. Wird er neutralisiert, ist dieser Krieg vorbei. Seine Basis in Nagmar ist für uns unerreichbar; außer wir hätten einen Durchgang dorthin. Wir haben ihn nicht, Nemesis jedoch schon. Die einzige Möglichkeit schnellstmöglich zu ihm zu gelangen besteht also darin, ihn zunächst einmal seine Pläne verwirklichen zu lassen. Er musste den Niarnin bekommen und sein Wurmloch aufbauen. Anschließend wären wir einfach in seine Basis marschiert. Ein genialer Plan; prinzipiell.
Ich habe allerdings übersehen, dass Nemesis sich immer doppelt absichert. Natürlich plant er seinen Durchgang gegen uns einzusetzen, aber er hat auch einen Teil seiner Streitkräfte auf konventionellem Weg losgeschickt, nur um sicherzugehen. Er muss das alles schon vor Wochen in die Wege geleitet haben.
Wäre mir dieser Fakt bewusst gewesen, ich hätte einen ganz anderen Plan entwickelt. Für den Moment habe ich die Lage jedoch nur noch verschlimmert.«
Tom platzte der Kragen. Er ballte die Fäuste, sein Kopf wurde glutrot vor Zorn.
»Sie Idiot! Sie Riesenarschloch! Sie und Ihre verfluchte Arroganz! Jane hatte recht: Sie platzen geradezu vor Selbstüberschätzung! Sie halten sich dauernd für den klügsten Kopf der Welt, jetzt haben Sie uns alles ins Verderben gestürzt, weil Sie denken, niemand auf der Welt wäre schlauer als Sie!« schrie er.
Veyron ließ sich die Vorwürfe ohne Kommentar gefallen. Zerknirscht saß er am Boden, die Gedanken schon längst nicht mehr im Hier und Jetzt.
»Ich wünschte, ich hätte Sie nie kennengelernt! Ich wünschte meine Eltern hätten jemand anderen als meinen Paten gewählt! Warum Sie? Warum um alles in der Welt nur S IE ?« fauchte Tom und stürmte nach draußen. Tamara wollte ihn zurückhalten, aber er stieß ihre Hand bei Seite. Blitzschnell war er durch den Eingang verschwunden. Königin Girian atmete tief durch, als läge plötzlich eine kaum mehr erträgliche Last auf ihren Schultern. Die Maresaner waren vollkommen verwirrt, verstanden gar nicht, was überhaupt los war. Crispion war das alles sichtlich unangenehm.
Nagamoto versuchte wieder etwas Ruhe ins Zelt zu bringen. Er sprach halblaut mit der Königin und den anderen.
»Ich werde sofort mit der Silberschwan losfliegen und Unterstützung holen. Die Armee soll die kommende Zeit mit Gefechtstraining verbringen, notfalls auch die ganze Nacht durch. Morgen kommt es zur Schlacht.«
Tamara hielt das für ein aussichtsloses Unterfangen.
»Durch sein Wurmloch kann Nemesis Nachschub an jeden beliebigen Winkel Elderwelts schicken. Er könnte einen Durchgang hinter unserem Rücken öffnen und eine ganze Armee herauslassen, während wir uns mit seiner ersten Armee noch im Kampf befinden«, erwiderte sie, ihre Stimme klang bitter. Faeringel musste ihr recht geben. Gegen eine solche Bedrohung waren die Talarin keinesfalls gerüstet. Nagamoto wirkte jedoch weiter wild entschlossen. Er warf Tamara einen gebieterischen Blick zu und auch Faeringel.
»Dennoch müssen wir diese Schlacht wagen! Wenn wir die Gegend jetzt räumen und uns zurückziehen, wird Nemesis die Messerberge einnehmen und Fabrillian belagern. Wir müssen ihm standhalten, bis weitere Hilfe eintrifft«, polterte der Simanui. Faeringel schnaubte.
»Woher wollt Ihr jetzt noch Hilfe zaubern, wenn selbst Maresia uns nur achthundert Mann schicken will? Die Menschen mögen uns Talarin nicht und sehen lieber unser Verderben«, knurrte der Elb zornig. Nagamoto ließ sich davon nicht beirren.
»Wenn ich sage, dass ich Hilfe finden werde, dann finde ich auch welche! Während ich unterwegs bin, führt Tamara das Kommando. Niemand hat mehr Erfahrung in Sachen Planung und Ausführung als sie«, entschied er mit einem Ton, der keine Widerworte mehr duldete. Er drehte sich um, eilte ohne ein weiteres Wort nach draußen. Kapitän Viul und Toink verabschiedeten sich rasch und folgten dem zornigen Simanui. Tamara wandte sich hilfesuchend an die Königin. Sie nickte ihr bestätigend zu. Faeringel sprach kurz mit den Maresanern, riet ihnen, zu ihren Truppen zurückzukehren und Nagamotos
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