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Vielleicht Verliebt

Vielleicht Verliebt

Titel: Vielleicht Verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Loebner
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das Notizbuch vom Boden auf, das Elisa eben runtergefegt hat, und im nächsten Moment quietscht ein fetter Edding energisch über das Papier. Dann hält Joram Elisa den Eintrag entgegen:
    AAAAAAAAHHHHHHH!!!
    »Ja, tut mir leid.« Sie hockt sich auf die Bettkante. »Aber es war echt ein Notfall. Ich muss mit dir reden.«
    Joram sieht aus wie ein Stück Käse.
    »Geht’s wieder?«
    Er schüttelt den Kopf.
    »Wortstau?«, fragt Elisa bekümmert.
    Er nickt wild. Dann setzt er sich neben sie aufs Bett und – atmet. Der offene Edding zwischen seinen Fingern riecht lecker-giftig. Hoffentlich wird Joram nicht besoffen, wenn er davon zu viel abkriegt.
    »Ich hatte schon Angst, du bist noch gar nicht zurück. Oder bei uns.« Elisa nimmt ihm sanft die Kappe aus der Hand und macht den Edding zu. »Was war mit Max?«
    Joram zieht die Kappe wieder ab. Der Stift quietscht:
    Nicht da.
    »Mmh. Oder er hat nicht aufgemacht. Hast du lange geklingelt?«
    Joram nickt zögerlich.
    »Richtig lange?«
    Joram zuckt mit den Schultern.
    »Bis dir der Finger wehgetan hat?«
    Joram schüttelt den Kopf.
    »Das dachte ich mir. Na ja, weißt du, wahrscheinlich ist das diesmal meine Schuld.«
    Joram sieht sie fragend an.
    »Der kosmische Plan wollte, glaub ich, dass ich dich hier treffe, deswegen hat er alles so getimt, dass es hinhaut.«
    In Jorams fragendes Gesicht kommt keinerlei Erhellung. Er muss noch unter Schock stehen.
    »Vergiss es!« Solange er in diesem Zustand ist, hat es auch nicht viel Sinn, ihm die rätselhafte Sache mit ihrem Ausraster im Garten zu erzählen. »Weißt du was? Wir sitzen einfach ein bisschen hier rum. Und wenn es dir besser geht, reden wir. Einverstanden?«
    Joram nickt. Sein Atem ist schon etwas ruhiger geworden. In langen, flüsternden Zügen saugt er die Luft ein und schnauft sie wieder aus.
    Elisa sieht sich um. Nirgendwo liegt was rum. Es gibt nicht den klitzekleinsten Hinweis darauf, was Joram hier zuletzt gemacht hat. Elisa kribbelt es in den Fingern, mit den Sachen aus dem Regal einen Experimentparcours aufzubauen. In den Rosen würden sie bestimmt auch einen Käfer auftreiben. Und dann? Welche Frage würde sie ihm stellen?
    Wieso wird mir plötzlich eiskalt, bloß weil Tristan mit Juni spielt?
    Wieso fange ich an rumzubrüllen?
    Wieso heule ich danach stundenlang?
    Wieso weiß ich nicht,
    ob ich in Joram verliebt bin oder nicht?
    Im Grunde laufen alle Fragen auf eine einzige hinaus: »Warum kann ich nicht mehr richtig fühlen?«
    Als sie die Worte hört, wird Elisa klar, dass sie sie laut ausgesprochen haben muss. Dabei wollten sie doch nur sitzen und schweigen!
    Aber Joram hat sich anscheinend schon wieder erholt. Er antwortet prompt. »Was bin ich bloß für ein Freund?«
    Aha. Offenbar laufen hier gerade zwei Gespräche gleichzeitig. Kein Problem.
    »Ich bin vorhin im Garten total ausgeflippt, als Tristan Juni rumgewirbelt hat.«
    Sie gibt wieder an Joram ab.
    »Max ist immer nur zu mir gekommen. Seit wir uns kennen. Vier Jahre lang.«
    Stille.
    »Es war ein krass riesenhaftes Gefühl. Mit Gänsehaut und Eiseskälte und Schockstarre.«
    »Ich kenn noch nicht mal seine Mutter! Und hab seinen Vater bloß ein paar Mal in der Schule gesehen. Das ist doch nicht normal!«
    »Anschließend musste ich total heulen.«
    »Das Schlimmste ist, dass ich das nicht gemerkt habe. Es war mir nicht klar. Ich grübele dauernd drüber nach und zum Schluss denk ich immer: Das kann doch gar nicht sein!«
    »Weißt du, die ganze Zeit frag ich mich, ob ich in dich verknallt bin, aber ich fühle nichts Eindeutiges. Und dann, vorhin, fühle ich auf einmal so was Oberheftiges und hab keine Ahnung, wo das herkommt. Oder was es bedeutet.«
    »Was bin ich bloß für ein Freund?«
    »Warum kann ich nicht mehr richtig fühlen?«
    Lange Pause.
    »Was?« Joram guckt Elisa orientierungslos an.
    »Du hast mir null zugehört, oder?«, fragt sie leise.
    »Ich …« Mehr kommt nicht.
    »Ist schon gut.« Sie legt ihren Arm um ihn und wedelt das Glühwürmchen weg, das genau neben ihrem Ohr eine Arie anstimmt. »Du bist bestimmt ein super Freund, Joram. Manchmal gewöhnt man sich an die beklopptesten Sachen, und die ändert man dann nicht mehr. Das ist wie mit …«, sie überlegt, »… wie mit ›Elisa‹!«
    Joram runzelt die Stirn. »Was meinst du?«
    »Mein Name! Papa Paul hat es bestimmt gut gemeint, als er ihn ausgesucht hat, aber ich schätze mal, nach einer Woche oder so hätten er und Eva merken können, wie unterirdisch schlecht der

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