Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)
vorbereiteten Impuls ausgesandt.
Gustave Hermès’ zerschundene, blutende Augen wurden groß, als er spürte, wie sein Herz sich verkrampfte, wie es einen stechender Schmerz in seinen linken Arm schoss und wie es stehenblieb.
Er gab einen ächzenden Laut von sich und begriff, dass er nie wieder spüren würde, wie der Muskel in seiner Brust das Blut durch seinen Körper pumpte. Als Pak-46-erg einen Schritt zurücktrat, die Hand immer noch wie zu einem Zauberspruch erhoben, schwankte Hermès leicht, ehe er in die Knie brach. Er spürte die Kälte der Pfütze nicht, in der er gelandet war. Er starrte durch den Blutschleier in seinen Augen hindurch auf die haarlosen Geschlechtsteile des Goldenen direkt vor seiner Nase. Dann zu seinem Gesicht hinauf, das in Hermès’ brechendem Blick zu formlosen Flecken verschwamm. Seine Lippen formten ein stummes Wort, ehe er ohnmächtig zur Seite kippte und auf den Rücken rollte.
Der Goldene sah zu, wie das starb, das sich Gustave Hermès genannt hatte, und dachte dabei darüber nach, was wohl dieses letzte Wort gewesen war, das niemals ausgesprochen werden würde.
Als alles vorbei war, regulierte Pak seine Schutzfolie auf den Normalzustand herunter und stöberte in den Taschen des Toten herum. Natürlich fand er nichts, was ihm irgendwas hätte verraten können. Dazu war Hermès zu sehr Vollprofi gewesen. Sogar das Schächtelchen mit den falschen Spuren hatte seinen Inhalt zu puderfeiner Asche verbrannt, als sein Besitzer gestorben war. Sehr professionell.
Aber, dachte der Goldene, nicht professionell genug, um eine Ablehnung seines Angebotes ernsthaft in seine Pläne einzubeziehen.
Schließlich entnahm Pak-46-erg einem seiner goldenen Schmuckstücke, das an der Außenseite seiner Schutzhülle klebte, eine kleine Tablette. Er zerrieb sie zwischen den Fingern zu feinem Pulver, das er bedächtig über den Körper zu seinen Füßen streute. Pak achtete darauf, den Leib von Gustave Hermès möglichst gleichmäßig mit dem Pulver zu bestäuben. Der Regen durchnässte es sofort und wusch es in den schlammigen Untergrund.
Pak wartete. Nicht lange.
Der Boden begann sich zu bewegen.
Pak-46-erg wandte sich um und schloss die Tür des Containers mit der vor sich hin stinkenden Wespe darin. Dann ging er schnellen Schrittes davon. Er wollte nicht zusehen, wie die Wurbls, wild geworden durch die Essenzen des Pulvers, alles vertilgten, was von Gustave Hermès übriggeblieben war.
Bis nichts von ihm mehr da sein würde.
6. Robinsons letzter Ausflug
Diese Landung war mit Abstand die dusseligste gewesen. Len Robinson saß im Schatten seines Raumgleiters, der in einem recht unglücklichen Winkel zwischen den Büschen lag: Eine Seite tief eingegraben in den Boden. Der Schatten wurde nicht von der Sonne geworfen, die man hier sowieso kaum mal zu Gesicht bekam, sondern vom Regen.
Bin ich abgelenkt gewesen?, grübelte Robinson. Aber wovon? Ich mache doch sonst keine Beinahe-Bruchlandungen.
Er trug eine Uniform des Flottenkommandos, auf deren Brust sein Name eingestickt war, zusammen mit dem hochfliegenden Titel »Stationskommandant«. Das klang toll, aber nur wenn man nicht wusste, dass der Stationskommandant das einzige Besatzungsmitglied war, und dass die besagte Station aus ganzen vier bewohnbaren Räumen bestand. Nicht viel mehr als ein Kopplungs- und Steuerungsmodul, darauf ausgelegt, in sehr kurzer Zeit mit sehr vielen anderen Modulen zusammengekoppelt zu werden. Erst dann würde die Station ihre Bezeichnung verdienen.
Und erst dann werden sie ihr einen richtigen Namen geben, dachte Len grimmig.
»Natürlich ist es ein Alibi-Posten«, hatte sein Vorgesetzter gesagt. »Es ist ein Platzhalter für unsere Pläne. Ein wichtiger Platzhalter.«
»Was habe ich dort zu tun, Kommodore? Ich meine, außer den Platz zu halten.«
»Oh, Sie halten Ohren und Augen offen. Und wenn wir Ihnen ein Zeichen geben, dann dürfen Sie kleine Aufträge erledigen.«
»Kleine Aufträge. Aha.«
Der Kommodore klopfte ihm grinsend auf die sehr breiten Schultern.
»Wir verstecken ein Spielzeug für Sie, Robinson. Und so unschuldig, wie Sie immer aussehen, wird niemand genauer nachschauen.«
Len mochte es überhaupt nicht, wenn man darauf anspielte, dass sein Gesicht immer noch aussah, als hätte er sich noch nie im Leben rasieren müssen. Vor allem, weil es stimmte.
Ein runder, mattsilbern glänzender Knubbel landete auf dem Tisch.
»Das da ist der Starter für einen substellaren Gleiter. Der sich völlig
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