Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)
Person mit derselben kleinen Auffälligkeit wurde auf Atibon Legba zu den Verdächtigen der dort existierenden Unterwelt gezählt, offenbar jemand, der für Geld so ziemlich alles zu erledigen bereit war und einen ganz anderen Namen trug. Denselben Schlenker hatte Pak-46-erg bei einem Menschen gefunden, der sich freundlich und professionell an zwei Vilmerinnen namens Jojo und Brink herangemacht hatte, unter einem wieder ganz anderen Namen.
Und jedes Mal hatte dieser Mensch mit dem kleinen Defekt der Halswirbelsäule eine andere Stimme benutzt und andere Fingerabdrücke hinterlassen. Sogar die nicht sehr zahlreichen DNS-Spuren, die der Goldene gefunden und untersucht hatte, waren von verschiedenen Personen gewesen.
Wenn man darauf vorbereitet ist, dachte Pak-46-erg, kann man so gut wie alles fälschen. Nur sich selbst nicht.
Er sah nicht einfach um die Ecke, hinter der sein Opfer verschwunden war, sondern ließ wiederum die sensorbestückten Fingerspitzen seine Augen sein. Wie Pak-46-erg vermutet hatte, bewegte sich Hermès auf jenen Schuppen zu, in dem Will die Wespe eingeschlossen hatte, den Prototyp. Es passte alles zusammen.
Der Mann, der sich Gustave Hermès nannte, überzeugte sich ein weiteres Mal, dass er ganz allein war. Nachdem ihm sein Gerät eingeflüstert hatte, es sei alles ruhig und sicher, marschierte er eiligen Schrittes in die halbschattigen Gassen zwischen den alten Containern. Seine Blicke huschten über die Codes, die auf den metallenen Flanken der großen Kisten eingestanzt waren; manchmal standen sie auf dem Kopf.
Er sucht, dachte Pak-46-erg. Ich weiß, wohin er will. Ich kenne dein Ziel, mein Freund. Ich habe dich dabei beobachtet, wie du dir die Seriennummer besorgt hast.
Der Goldene bog ab und ging gemächlich den Weg, der direkt zu dem Prototyp führte. Dabei dachte er an jenes Gespräch, das ein Kevin vor einigen Tagen belauscht hatte und dem er zunächst keine besondere Aufmerksamkeit hatte schenken wollen. Gustave Hermès war mit zwei anderen seltsamen Gestalten zusammengetroffen, offenbar zufällig. Dann hatte er festgestellt, mit Vincent und dessen Chef Leandro Cummino alte gemeinsame Bekannte auf Atibon Legba zu haben, und die drei hatten Erinnerungen an die große Station und das Leben dort ausgetauscht. Plötzlich aber hatte einer der drei ein Gerät aus der Tasche gezogen, das kleine, holografische Symbole um die Gruppe kreisen ließ. Angeberspielzeug, wie man es sonst nur bei höheren Bonzen des Flottenkommandos sehen konnte oder in Unterhaltungsprogrammen. Hier aber ging es wohl um einen Nebeneffekt: Wo diese Zeichen durch die Luft kreisten, konnte man keine Stimmen mehr abhören. Die dabei absichtlich erzeugten Störgeräusche übertönten zuverlässig jede menschliche Stimme, und die kreisenden Hologramme verwirrten auch Geräte, die normalerweise allein aus den Lippenbewegungen verständliche Worte filtern konnten.
Es hatte nur wenige Minuten gedauert, und Pak-46-erg hatte seine Schlüsse gezogen. Zwielichtige Gestalten aus der schillernden Unterwelt Atibon Legbas trafen sich zufällig auf Vilm? Und tarnten Teile ihrer Gespräche? Er hatte keine Ahnung, wie das alles miteinander ein Bild abgeben sollte, aber er war alarmiert. Und seine Kevins – genauer gesagt, waren es die der Vilmer, er lieh sie sich nur zeitweise aus – hatten viele, viele Daten gesammelt, während sie eigentlich den Vilmern helfen sollten, die eigene Heimat besser kennenzulernen.
Und nun stand Pak-46-erg hier. Direkt vor dem Container, hinter dessen rostigen Wänden sich eine funkelnde, verstörend farbige Wespe verbarg, ein Prototyp, den man der Goldenen Bruderschaft gestohlen hatte, um Dinge damit zu tun, die alle Welt hinterher der Bruderschaft zuschreiben würde.
Pak-46-erg mochte diesen Gedanken nicht. Er wollte auch nicht darüber nachdenken, was es zu bedeuten hatte, dass sich die Bruderschaft ein derart heißes Gerät überhaupt hatte entwenden lassen. Wurden seine Mitbrüder nachlässig? Oder hatte es jemanden gegeben, der im entscheidenden Moment weggeschaut hatte? Beide Möglichkeiten eröffneten Gedankengänge, die ihm widerwärtig waren.
Pak-46-erg öffnete die Tür des Containers und warf einen Blick hinein. Da stand die Wespe matt glitzernd im Halbschatten, die Luken weit geöffnet, und müffelte unschön.
Will hatte das Cockpit auf eine sogar für Vilmer außergewöhnlich unanständige Weise markiert und zugleich in Besitz genommen. Er hatte die hintere Pfote hoch erhoben und
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