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Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Titel: Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Sonnendeck.
    Dazu gab es in der Hütte ein abgetrenntes Arbeitszimmer mit Computer, Ethernet, Wi-Fi, Xerox-Laserdrucker, Designer-Bürostuhl und Telefon sowie eine kleine, zweckmäßig eingerichtete Küche und einen Wohnraum mit Natursteinkamin. McDills Mac-Laptop war am Ethernet angeschlossen.
    »Kein Fernseher«, bemerkte Virgil.
    »Wir haben da unsere Regeln. Wer fernsehen möchte, muss ins Hauptgebäude gehen. Unser Grundgedanke ist, dass man vom Fernsehen und allem wegkommt«, erklärte Margery Stanhope.
    »Aber Sie haben doch …«
    »Wir wissen, dass die meisten Gäste von dem Quatsch im Fernsehen wegwollen, sich jedoch nicht völlig von der Welt abnabeln können. Das sind Geschäftsfrauen, die erreichbar sein müssen. Sie haben vielleicht schon gemerkt, dass Sie hier Handy-Empfang haben.«
    »Ja«, bestätigte Virgil.
    »Wir haben einen Mobilfunkmast auf dem Gelände, diskret hinter dem Shop, und verfügen über sämtliche Annehmlichkeiten, aber unaufdringlich, damit das rustikale Ambiente nicht gestört wird.«
    Virgil ließ sich in einen Sessel fallen und deutete auf das Sofa daneben. »Ich hätte ein paar Fragen an Sie …«
     
    Niemand hatte Erica McDill am Abend zuvor gesehen, doch das war nichts Ungewöhnliches, behauptete Margery Stanhope. Manche Frauen waren nach einem anstrengenden Tag in der Sonne auf dem See hundemüde und legten sich früh schlafen. Andere gingen in den Ort, ins Wild Goose. Somit war es gar nicht so leicht festzustellen, wer sich wann wo aufhielt.
    »Offen gestanden wusste ich, bis wir uns heute Morgen darüber unterhalten haben, nicht einmal, dass niemand sie gestern Abend gesehen hat«, erklärte Margery Stanhope.
    »War sie denn gesellig?«
    »Ging so. Wenn sie in Gesellschaft war, wollte sie das Gespräch beherrschen. Hier oben verkehren Frauen, die sich nicht so schnell ins Bockshorn jagen lassen. Man könnte sagen, dass sie gut hergepasst hat.«
    Erica McDill hatte also gern das Wild Goose besucht.
    »War sie lesbisch?«
    Margery Stanhope nickte. »Ja, aber sie war nicht auf Freiersfüßen. Sie hat eine feste Partnerin in den Twin Cities. Die weiß Bescheid, ich erwarte sie jeden Moment. Erica war hier, weil sie ausspannen und nachdenken wollte. Sie trank schon mal einen über den Durst. Im Auto hätte sie nicht zum Goose fahren dürfen.«
    »Bitte glauben Sie mir, dass ich kein Problem mit lesbischen Frauen habe«, sagte Virgil. »Trotzdem muss ich Folgendes fragen: War sie Ihres Wissens in komplizierte Amouren verwickelt?«
    Margery Stanhope schüttelte den Kopf.
    »Also keine Eifersüchteleien mit anderen Frauen hier oben?«
    »Mir ist nichts bekannt. Sie war seit einer Woche da und wollte noch eine bleiben. Sie hat sich an gemeinschaftlichen Aktivitäten beteiligt, zum Beispiel am Yoga oder an Wanderungen und Bootsausflügen, aber ich habe nicht beobachtet, dass sie einer Frau besonders zugetan gewesen wäre.« Sie legte die Hände an die Schläfen. »Ich begreife das nicht. Glauben Sie mir, wenn ich die geringste Ahnung hätte, was passiert ist, würde ich Ihnen das sagen. Aber ich habe wirklich nichts gesehen.«
    »Okay. Hat hier schon mal jemand das Zeitliche gesegnet?«
    Sie nickte. »Zweimal. Eine Frau ist sogar zum Sterben hergekommen – sie liebte die Natur und diesen Ort. Im Herbst, es war kaum noch jemand da. Wir haben sie im Rollstuhl aufs Deck rausgeschoben, damit sie den See sehen konnte. Sie hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs. Und vor vier oder fünf Jahren hatte eine Frau einen Herzinfarkt. Wir haben sie ins Krankenhaus gebracht, wo sie gestorben ist.«
    Margery Stanhopes Verwirrung über den Mord an Erica McDill wirkte echt, dachte Virgil und stellte eine letzte Frage: »Wer war die Frau, die ausgecheckt hat, als ich ankam?«
    »Dorothy Killian aus Rochester«, antwortete Stanhope. »Ihr Urlaub war zu Ende. Ich glaube nicht, dass sie für Sie interessant ist, aber was weiß ich schon? Sie ist vierundsiebzig und in irgendeinem Kunstausschuss in Rochester, der sich morgen Nachmittag trifft, weswegen sie wegmusste.«
    »Okay. Lassen Sie mich ein paar Minuten in der Hütte allein, bevor wir sie versiegeln, bis die Leute von der Spurensicherung sie sich ansehen«, sagte Virgil.
    Margery Stanhope erhob sich seufzend. »Was für eine tragische Geschichte. Sie war so jung, aktiv und clever.«
    »Und beliebt?«
    Stanhope lächelte. »Zumindest bei den Leuten, die sie mochten, wenn Sie wissen, was ich meine. Ein besonders einnehmendes Wesen hatte sie nicht gerade.

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