Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat
Geld, und zwar bald.«
»Ich glaube nicht …«, begann Emmett.
»Versuch nicht, mich zu verarschen, Emmett. Ich bin hier aufgewachsen und weiß, wem was gehört. Sobald du meinen Plan kennst, wirst du dir, glaube ich, keine allzu großen Gedanken mehr übers Geld machen. Also: in einer Stunde bei mir. Keine Waffen.« Sie legte auf.
Die Einstadts sahen einander an, und Junior wollte wissen: »Fahren wir hin?«
Emmett Einstadt nickte. »Uns bleibt nichts anderes übrig. Sie steckt tiefer in der Scheiße als wir – schließlich hat sie einen Bullen umgebracht –, also kann es keine Falle sein.«
»Woher weiß die, dass wir ihr den Kragen umdrehen wollten?«, fragte Leonard.
»Das werden wir rausfinden«, sagte Emmett.
Leonard hatte seine Frau Mary und die drei Kinder in den Supermarkt geschickt, damit sie von dem Treffen mit seinem Vater nichts mitbekamen. Er und Emmett fuhren nach Jackson, und Junior blickte im Wohnzimmer aus dem Fenster, bis er Marys Ford Explorer in die Auffahrt kommen sah.
Sie begrüßte ihn mit einem Lächeln – sie konnte ihn gut leiden –, und er trug mit ihr die Einkäufe hinein. Dann setzten sie die drei Kinder, die noch zu klein waren für die Welt des Geistes, im Wohnzimmer vor den Fernseher und gingen in den ersten Stock.
Mary, eine dralle Blondine, sagte: »An den Abenden von den Treffen kannst du’s immer gar nicht erwarten, was?«
Junior half ihr, die Bluse aufzuknöpfen, und sie ihm, seine Hose aufzumachen, bevor sie sich aufs Bett fallen ließ. Ihre Haut glänzte weiß wie Marmor – Junior liebte Blondinen, weil man bei denen alles sehen konnte, hatte er seinen Freunden einmal erklärt.
»Wie willst du’s, Bruder?«, fragte Mary. »Schnell, oder möchtest du in Ruhe zuschauen?«
In Jackson brach gerade die Nacht herein, als die Einstadts den Truck auf der Straße stehen ließen und über den harten Schnee zum Haus von Kathleen Spooner stapften. Sie erwartete sie schon, öffnete die Tür an der Seite, winkte sie nach oben und wich ins Wohnzimmer zurück, wo sie einen Stuhl mit der Rückenlehne zur Wand aufgestellt hatte. Auf den setzte sie sich mit einer Pistole in jeder Hand. Das verlieh ihr ein Gefühl der Sicherheit.
Sie bedeutete den Einstadts mit einer Geste, sich aufs Sofa zu setzen. Als sie Platz genommen hatten, fragte sie: »Wer ist auf die Schnapsidee mit Birdy gekommen?«
»Das war keine Schnapsidee«, widersprach Emmett. »Sie kennen ihren Namen und sind ihr auf der Spur. Sie könnte eine echte Gefahr werden.«
»Du weißt nicht wirklich, ob sie in Dallas lebt, oder?«, fragte Kathleen Spooner.
»Nein.«
»Wie sieht nun diese grandiose Idee aus, die uns allen den Arsch retten soll?«, wollte Leonard wissen.
»Versucht, mich davon abzubringen«, antwortete sie. »Wenn ihr das nicht schafft, zieh ich’s durch.«
»Erklär es uns«, forderte Emmett sie auf.
»Ich lege ein Geständnis ab.«
Die Einstadts machten große Augen, und Emmett fragte: »Was redest du da?«
»Ich gestehe, dass ich dabei war, als Jim sich umgebracht hat«, antwortete Kathleen Spooner. »Dass ich ihm einen geblasen habe und er möglicherweise Angst hatte, sie könnten seine DNS an dem Tripp-Jungen und an Kelly Baker finden. Und sie suchen nach Liberty, also gebe ich ihnen Liberty. Was haltet ihr davon?«
»Achte auf deine Ausdrucksweise. Man sollte dir den Mund mit Seife auswaschen …«, sagte Emmett.
»Emmett, dir hab ich nun wirklich oft genug einen geblasen. Wie willst du das sonst ausdrücken?«
»Sexueller Kontakt …«
»Lass den Blödsinn, Emmett, nur dieses eine Mal, ja?«
»Du musst ihnen Liberty nicht geben. Den haben sie schon.« Emmett erzählte ihr, was Loewe ihm über sein Gespräch mit Flowers und Lee Coakley berichtet hatte.
»Umso besser«, sagte Kathleen Spooner. »Sie haben keine Ahnung, dass ich das weiß – wenn ich Liberty verrate, erfahren sie nichts Neues von mir, und es klingt aufrichtig.«
»Vielleicht ist deine Idee doch nicht so dumm«, mischte sich Leonard ein.
Sie erklärte ihnen ihren Plan in allen Einzelheiten.
DREIZEHN
Neben der Scheune der Floods stand ein zerbeulter Ford F350. Als Virgil das obere Ende der Auffahrt erreichte, trat ein kleiner, vierschrötiger Mann mit einem frisch gerupften Huhn aus der Scheune. Virgil stieg aus seinem Truck.
»Wer sind Sie?«, fragte der Mann.
»Virgil Flowers, SKA«, antwortete Virgil. »Ich würde gern mit Mrs. Flood sprechen. Ist sie da?«
»Das ist jetzt ungünstig«, sagte der
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