Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
Vom Netzwerk:
machte eine dramatische Pause,
kam aber nicht dazu neu anzusetzen, weil Wegmann den Gedanken für ihn zu Ende
führte.
    „Und wer bitte geht
Anfang Mai um drei Uhr nachts in der Ostsee schwimmen – noch dazu nackt und während
eines G8-Gipfels.”
    „Genau das war meine
Überlegung”, sagte Dr. Tremmel.
    Immerhin konnte das
womöglich das Fehlen der Kleider erklären. Erste Theorien begannen, sich in
Wegmanns Kopf zu manifestieren. Was passierte auf Kongressen, wenn
Forscherkollegen bis spät in die Nacht gemeinsam an der Bar saßen, zu viel
tranken, weit entfernt von ihren Familien? Auch Wissenschaftler und
Intelligenzbestien waren so profanen Dingen wie dem Sexualtrieb ausgeliefert.
    War Professor
Dickinson, wenn sich ihre Identität denn bestätigte, womöglich nicht alleine
schwimmen gegangen? Hatte es dann Streit in der Ostsee gegeben oder hatte ihr
vermeintlicher Gespiele im kalten Wasser plötzlich kalte Füße bekommen und
Sorge, seine Frau könne etwas erfahren? Wenn dem so war, dann hätte der Mörder
die Kleider seines Opfers wahrscheinlich später entsorgt und gehofft,
Raubfische und Aasfresser würden sich der Leiche annehmen, bevor diese irgendwo
auftaucht. Doch die Theorie hatte einen Haken: die Polizeipatrouillen. Mit
denen würde er sich zu unterhalten haben.
    Er ordnete einen
uniformierten Beamten an, die Patrouillen, die in der letzten Nacht Dienst
geschoben hatten, ausfindig zu machen und zu ihm zu bringen.
    Eine zweite Theorie
war, dass das Opfer vielleicht doch alleine mitten in der Nacht Lust bekommen
hatte, schwimmen zu gehen. Die Kleider konnten in der langen Zeit vom Wind weit
weg getragen worden sein, oder ein Seeadler könnte sie zum Bau seines Horsts
aufgelesen haben. Die Zeit für ein Bad war ungewöhnlich, doch zumindest gäbe es
dann mögliche Erklärungen für die Abwesenheit von Kleidung.
    Dr. Tremmel trat zu
ihm und unterbrach ihn in seinen Gedanken.
    „Ich bin hier soweit
durch. Die Körpertemperatur unterstützt die Vermutung, dass das Opfer seit drei
bis vier Stunden im Wasser gewesen sein dürfte. Tod durch Ertrinken erscheint
mir wahrscheinlich, aber sie werden die Obduktion abwarten müssen, wenn Sie
Genaueres wissen wollen.”
    „Danke, Doktor. Aber
kommen Sie mir nicht mit weiteren Ungereimtheiten”, sagte Wegmann und schob
schnell ein Lächeln nach, um zu verdeutlichen, dass er einen Scherz gemacht
hatte. Wenn ihm sein Ruf vorausgeeilt war, dann könnte Dr. Tremmel seine
Aussage als Drohung auslegen, und das konnte der aktuellen Bruncke-Situation
nicht zuträglich sein.
    Dr. Tremmel
verabschiedete sich und begann, den Abtransport des Leichnams zu koordinieren.
    Lars Metzger trat an
Wegmann heran, in seinem Schlepptau hatte er einen uniformierten Beamten.
    „Was sagt der Rechtsmediziner?”
fragte er.
    „Dass die Frau vor
mindestens drei Stunden ertrunken ist”, antwortete Wegmann. „Hast du was Neues
über die Identität?”
    Lars nickte dem
Uniformierten in seiner Begleitung zu, zu sprechen.
    „Ich komme gerade aus
dem Hotel von Professor Dickinson”, sagte dieser. „Sie ist nicht aufzufinden.
Ich habe mir Zutritt zu ihrem Zimmer geben lassen, aber dort ist sie nicht.
Anschließend haben meine Kollegen und ich alle Teile des Hotels abgesucht, die
von den Gästen genutzt werden können. Frühstücksraum, Schwimmbad, Fitnessraum,
Sauna und so weiter. Nichts. Wie vom Erdboden verschluckt. Oder eben von der
Ostsee.”
    Wegmann spielte
erneut den Gedanken durch, dass Professoren auf Kongressen bestimmt nicht zahm
wie Lämmer waren, und dass Dickinson genauso gut im Bett eines Kollegen liegen
konnte. Doch das Verschwinden der Professorin zusammen mit ihrer Ähnlichkeit zu
dem Opfer machte eine Übereinstimmung sehr wahrscheinlich.
    „Okay”, sagte er.
„Danke.” Er nickte dem Beamten zu, um ihm zu signalisieren, dass er gehen
könne, doch dieser blieb stehen.
    „Ist noch etwas?”
fragte Wegmann.
    „Nun ja”, fing dieser
vorsichtig an. „Ich bin in der Lobby an einem Zeitungsständer vorbeigekommen
und habe die BILD gesehen.”
    „Und?” fragte Wegmann
gereizt. Er hatte jetzt Wichtigeres zu tun, als sich den neuesten Klatsch und
Tratsch der Regenbogenpresse anzuhören. Der Beamte zog eine zusammengerollte
Ausgabe der BILD-Zeitung aus seiner Gesäßtasche und reichte sie Wegmann.
    „Ich dachte, das
würde sie vielleicht interessieren.”
    Wegmann nahm die
Zeitung genervt entgegen und rollte sie auf. Was konnte schon in der
BILD-Zeitung stehen, das ihn

Weitere Kostenlose Bücher