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Vita Nuova

Vita Nuova

Titel: Vita Nuova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brrazo
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wird.«
    »Eine mit einem Mörder?«
    »Mit mehr als nur einem. Wenn da jemand eine Rechnung mit Paoletti zu begleichen hatte – und an die Familie zu gehen ist typisch in diesem Milieu –, dann nur, weil Paoletti sich zu weit vorgewagt und eine Grenze überschritten hat. Prostituierte aus dem Osten für das eigene Etablissement heranzuschaffen ist eine Sache, aber andere Clubs zu versorgen – falls er das getan haben sollte –, da kommt er der russischen Mafia ins Gehege.«
    »Nun ja, wenn dem wirklich so ist, kann ich wieder ruhig schlafen. Niemand erwartet von einem einfachen Maresciallo wie mir, sich mit der Mafia anzulegen.«
    »Stimmt. Aber für mich steckt da ’ne hübsche Titelseite drin.«
    Sie verabschiedeten sich voneinander, als sie eilige Schritte hörten und eine Frau, die laut schrie.
    »Sieht nach Arbeit für Sie aus, Maresciallo …«
    Sie konnten die Frau sehen, die auf der anderen Straßenseite an einer Laterne vorbeilief, aber sie konnten nicht verstehen, was sie in hysterisch hoher Tonlage kreischte. Ein großer, kräftiger Mann verfolgte sie schweigend.
    Der Maresciallo war schon im Begriff, die Straße zu überqueren, als Nestis lakonische Bemerkung ihn stoppte: »Ich würde nicht mit ihm tauschen wollen, wenn die auf ihn losgeht.«
    Der Maresciallo drehte sich um. »Kennen Sie die beiden?«
    »Hab sie schon mal gesehen. Kleinkriminelle. Drogen, Bagatelldiebstähle, nicht der Rede wert.«
    »Trotzdem …« Der Maresciallo glaubte gern, dass der schweigsame, übergewichtige Mann in Gefahr war, wenn sich die Wut der Furie dort drüben gegen ihn wendete. Die Raserei dieser Frau brachte die Luft zum Kochen.
    »Lass mich los, du verdammter Bastard, lass mich los!«
    Er hatte sie eingeholt und versperrte ihr am Eingang zur Bank den Weg.
    »Lassen Sie die zwei das lieber unter sich ausmachen«, riet Nesti.
    »Kommen Sie mit rüber. Wenn er uns sieht, wird er die Frau wenigstens nicht schlagen.«
    Sie überquerten die Straße und näherten sich dem Paar.
    »Kommen Sie«, sprach der Maresciallo den Mann ruhig an. »Lassen Sie die Frau los, damit sie sich beruhigen kann.«
    Der dicke Mann hörte nicht auf den Maresciallo, sondern hielt die Arme der Frau weiter fest umklammert.
    »Lass mich gehen! Lass mich los!« Ihr Gesicht hatte eine gelblich weiße Farbe angenommen, und sie schnappte komisch nach Luft. Gerade als sie zur nächsten Tirade ansetzen wollte, verdrehte sie die Augen und sackte in sich zusammen.
    »Nesti, ruf einen Krankenwagen.«
    Die Frau lag auf dem Bürgersteig, ihr Körper krampfte, die Beine zuckten unkontrolliert.
    Der Maresciallo kniete neben ihr und versuchte, ihren Mund offen zu halten.
    »Ist das ein epileptischer Anfall?«
    Der dicke Mann hatte sich ebenfalls zu ihr auf den Boden gekniet, tat aber nichts, sondern hielt nur weiter ihre Arme wie in einem Schraubstock gefangen. Er antwortete nicht.
    »Ist sie Epileptikerin? Antworten Sie!«
    »Sie nimmt Tabletten … oder spritzt sich was. Spritzen … Vielleicht ist sie Asthmatikerin …«
    »Heben Sie ihre Beine an! Verdammt, Nesti! Heben Sie ihre Beine an. Kommt der Krankenwagen?«
    »Ist unterwegs. Ich glaube, sie kommt wieder zu sich.«
    »Lass mich los!« Der Mann lockerte seinen Griff nicht. »Lass mich los! Ich kann nicht atmen!«
    »Sie atmen doch«, beruhigte der Maresciallo sie. »Sie atmen. Wer redet, atmet auch. Bleiben Sie ganz still liegen. Der Krankenwagen ist unterwegs.«
    »Nein! Nein! Keinen Krankenwagen, da steig ich nicht ein! Ich will nicht ins Krankenhaus! Lassen Sie mich gehen.«
    Ihr anfänglicher Protest war deutlich schwächer geworden, sie hatte aufgehört, sich zu wehren.
    Als der Krankenwagen eintraf, dauerte es ein Weilchen, bis die Sanitäter die sich sträubende Frau so weit beruhigt hatten, dass sie sich auf die Trage betten ließ. Die Männer waren sehr geduldig, und schließlich gelang es ihnen sogar, den Mann abzudrängen und die Trage in den Krankenwagen zu schieben. Der Mann wollte ebenfalls einsteigen, aber das ließen die Sanitäter nicht zu. Nach einer kurzen Auseinandersetzung fuhr der Krankenwagen ab, und auf der Piazza kehrte wieder Ruhe ein.
    »Ich hau dann auch ab. Muss noch den Artikel schreiben. Wir sehen uns«, verabschiedete sich Nesti, zündete sich eine Zigarette an und verschwand in der Dunkelheit. Nur das Echo seiner Schritte hallte noch ein Weilchen aus der kleinen Gasse herüber.
    Der dicke Mann stand mit hängenden Armen wie angewurzelt an seinem Platz.
    »Sie gehen

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