Viva Espana
dem Gesicht. „Hier bist du doch in Sicherheit. Dein Teddy ist bei dir, und ich schlafe im Zimmer nebenan."
„Nein, es soll so sein wie zu Hause", protestierte Jamie. „Du sollst bei mir schlafen."
Sie unterdrückte ein Seufzen und erklärte ihrem Sohn, dass es nicht möglich sei. Sein Zimmer sei zu klein, man könne dort kein zweites Bett aufstellen.
Doch Jamie meinte, er könne in ihrem Bett schlafen. Ihren Einwand, es sei für drei nicht breit genug, ließ er nicht gelten, sondern schlug vor, sein Daddy könne ja sein Bett nehmen.
Davina erinne rte ihn daran, dass Eltern immer zusammen in einem Bett schliefen, genau wie in den Märchen, die sie ihm vorgelesen hatte. Offenbar findet er die Anwesenheit seines Vaters ganz normal, nur das gemeinsame Schlafzimmer scheint ein Problem zu werden, überlegte sie. Der Arzt hatte sie schon während Jamies Krankheit darauf hingewiesen, sie könne Schwierigkeiten mit dem Kind bekommen, wenn sie wieder heiraten wolle.
Erst als Jamie fest schlief, ging Davina zurück zu Ruy. Das Licht war aus, deshalb glaubte sie zunächst, er sei zur Vernunft gekommen und habe beschlossen, sie und Jamie allein zu lassen. Doch als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, wurde ihr klar, dass sie sich getäuscht hatte. Er lag im Bett, und der Rollstuhl stand zusammengeklappt davor. Davina runzelte die Stirn. Wie hatte Ruy es allein geschafft?
War seine Behinderung vielleicht nicht so schwer, wie sie gedacht hatte?
„Legst du dich endlich hin, oder willst du die ganze Nacht umherwandern wie eine verschüchterte Jungfrau?"
Sie hatte angenommen, er schlief, und zuckte zusammen, als er sich auf die Seite drehte und sie in der Dunkelheit ansah. Sekundenlang überlegte sie, ein anderes Zimmer zu verlangen. Doch dann fiel ihr Blick auf den Rollstuhl. Ihr Mitleid mit Ruy war stärker als alle Bedenken. Außerdem konnte sie wohl kaum eine der Hausangestellten mitten in der Nacht wecken. Und sie musste auch an Jamie denken. Er würde sich aufregen, wenn er noch einmal wach würde und sie nicht sogleich bei ihm wäre.
„Ich komme gleich", erwiderte sie schließlich. Ihre Stimme klang so ruhig, dass Davina selbst überrascht war. „Erst möchte ich noch baden."
Es gefiel ihr, das luxuriöse Badezimmer für sich ganz allein zu haben. Die Wanne war breit und tief genug für zwei Personen. Sie war in den Fußboden eingelassen, und Davina ging die Stufen hinunter. Sie gab einige Tropfen des nach Rosen duftenden Badeöls ins Wasser, dann setzte sie sich hin und lehnte sich entspannt zurück.
Zehn Minuten später stieg sie erfrischt aus dem Wasser und griff nach dem Badetuch.
In dem Wandspiegel betrachtete sie sich von oben bis unten, ihre schlanke Gestalt und die helle Haut, die schmale Taille, die schlanken Hüften und die vollen Brüste mit den rosigen Spitzen. Durch die Schwangerschaft war ihre Figur etwas üppiger geworden.
Irgendwie hatte sie das Gefühl, ihre Brüste würden anschwellen und straffer werden, so als freute sie sich auf die Zärtlichkeiten ihres Geliebten. Rasch hüllte sie sich in das Badetuch ein, rieb sich trocken und schlüpfte in ihr seidenes Nachthemd.
Nachdem sie das Haar gebürstet hatte, das in natürlichen Wellen wie ein silberner Vorhang auf ihre Schultern fiel, ging Davina auf Zehenspitzen zum Bett. Sie wollte Ruy nicht stören, der reglos auf der Seite lag und ihr den Rücken zudrehte. Dann glitt sie behutsam unter die Decke aus weichem Leinen. In den neun Monaten ihrer Ehe hatte Ruy sein Zimmer gehabt und sie ihres. Deshalb fand sie es ziemlich unpassend und unsinnig, jetzt, nachdem sie sich völlig fremd geworden waren, nebeneinander in einem Be tt zu schlafen.
Trotz des Abstands von mindestens sechzig Zentimetern zwischen ihnen spürte sie die Wärme seines Körpers und hörte Ruys gleichmäßiges Atmen. Erinnerungen stürzten auf sie ein und quälten sie. Wie weich hatte sich seine gebräunte Haut angefühlt, und wie faszinierend war sein Duft gewesen!
„Schlaf endlich, Davina", forderte Ruy sie plötzlich auf.
Erschrocken fuhr sie zusammen. Er war ja doch noch wach! Gehorsam schloss sie die Augen. Obwohl er sie so sehr verletzt hatte wie kein anderer Mensch zuvor, hatte sie tiefes Mitleid mit ihm. Am liebsten hätte sie ihn in die Arme genommen, ihn an ihre Brust gedrückt und ihm den ganzen Kummer und Schmerz weggeküsst.
Die Liebe, die sie einst für ihn empfunden hatte, war jedoch vergangen, sie konnte sie nicht zurückholen. Aber nein,
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