Voellig durchgeknallt
mir nicht, dass ich es ihm auch noch leicht mache, indem ich die Klappe halte. Das tue ich nur aus Rücksicht auf Mum.
»Ich muss jetzt los, bin mit deiner Mum verabredet. Die ist echt ’ne Marke, was?« Lenny zwinkert mir zu und mein Nacken kribbelt unangenehm. »Heut Abend will sie mich mal bekochen.«
»Lassen Sie meine Mutter in Ruhe«, platze ich heraus. »Sie ist nicht Ihr Typ und sie ist nicht ganz gesund.« Ich sehe ihn eindringlich an, aber ich halte es nicht lange aus, weil seine Augen so unheimlich sind.
»Ich finde sie ganz passabel«, sagt er. »Und wo wir grade beim Thema sind …«
Ich drehe mich halb um und folge seinem Blick.
»Hallo Chas! Ist das ein Freund von dir?«
Es ist Lexi. Sie ist tatsächlich gekommen. Sie sieht toll aus. Ihre Haare glänzen seidig und sind ganz glatt und sie hat grünen Glitzerlidschatten auf den Augen. Sie trägt einen rosa Minirock mit Rüschen und eine weiße Weste.
»Ich bin Lenny Darling, ein Freund der Familie.« Er schüttelt ihr allen Ernstes die Hand. »Vielleicht magst du mich ja ›Darling‹ nennen.«
|219| Igitt! Was für ein Widerling!
»Nein danke«, sagt Lexi.
»Komm!« Ich nehme sie am Handgelenk und will sie wegziehen, aber ein Mädchen wie Lexi lässt sich nicht irgendwo hinziehen.
»Ein Freund von
seiner
Familie?«, fragt sie. »Sind Sie verrückt?«
»Kann schon sein.« Lenny lächelt. »Und wer bist du?«
»Lexi.«
»Ach ja, Lexi Juby, die Schwester des berüchtigten Devil.« Er sieht mich an. »Ich hatte noch nicht das V-Vergnügen .«
»Er heißt Devlin«, stellt Lexi richtig.
Lenny glotzt Lexi echt pervers an. Der Typ geht nicht nur mit meiner Mum aus, jetzt macht er auch noch meine Freundin an.
»Und du bist also die Freundin von unserem lieben Chas. Ihr beide seid wirklich ein hübsches Paar.« Er klingt jetzt supersarkastisch.
»Halt mal!«, sagt Lexi. »Wir sind bloß befreundet.«
»Ach ja?« Lenny tut überrascht. »Chas hat mir zu verstehen gegeben, dass eure Beziehung viel, äh … viel i-intimer ist.«
Scheißkerl.
»Wir verpassen den Film!« Ich gehe ein paar Schritte in Richtung Kino. Bestimmt redet Lexi jetzt nie mehr ein Wort mit mir.
»Alles klar.« Lenny nickt. »Hab schon kapiert. Dann macht’s mal gut. Wir sehen uns noch, Lexi Juby, Schwester von Dev-lin. Und Tochter von …?«
|220| »… vom Satan.« Lexi schenkt ihm ihr reizendstes Lächeln.
Ich nehme sie an der Schulter und führe sie schleunigst weg. Kaum sind wir um die Ecke, fallen mir zwei Dinge auf. Erstens: Ich benehme mich Lexi gegenüber, als wäre ich ihr Freund. Zweitens: Ich spür den Verschluss von ihrem BH unter meiner Handfläche. Ich kriege weiche Knie.
Ich lasse ihre Schulter los und nehme sie stattdessen an der Hand. Wir laufen eilig die Straße lang, am Polizeirevier vorbei und durchs Tor in den Park.
Ich schwitze schon wieder. Liegt es daran, dass ich mit Lexi Hand in Hand gehe, oder kommt es von der Begegnung mit Lenny Darling?
Wir lassen uns auf die Bank am Brunnen fallen.
»Was war das denn für ein gruseliger Typ?«, fragt Lexi. »Der könnte eine Dauerkarte im Sonnenstudio vertragen.«
»Mums Freund.«
»Krass.« Sie lächelt mich an. »Wieso warst du denn so nervös? Sonst bist du doch immer Mr Cool.«
»Das ist ein bisschen vertrackt.« Am liebsten würde ich ihr alles erzählen, aber wegen Mum halte ich die Klappe.
»Ich sag’s keinem weiter.« Lexi holt eine Cola aus der Tasche, macht sie auf und hält sie mir hin. Die Dose ist noch kalt. Nur Lexi Juby hat an einem knallheißen Juniabend eine eiskalte Cola in der Handtasche.
Ich trinke die Dose halb leer, bevor ich sie zurückgebe. Jetzt geht’s mir besser. Anscheinend ist sie nicht stocksauer, dass ich sie gegenüber Lenny als meine Freundin ausgegeben habe.
|221| »Er ist nicht gut genug für Mum«, sage ich.
»Niemand stellt sich gern vor, dass die eigenen Eltern irgendwelche Liebesgeschichten haben.« Lexi streckt die langen, braunen Beine aus. »Das ist eine psychologische Tatsache.«
Ich spiele mit meinem Handy und sie wechselt das Thema.
»Devlin hat nach dir gefragt. Er ist gestern heimgekommen. Habt ihr beide euch gestritten? Er ist noch schräger drauf als sonst.«
Ach du Scheiße, Devil ist wieder da. Ich sag’s nicht gern, aber ich war irgendwie ruhiger, als ich wusste, dass er weggesperrt ist. Jetzt werde ich ganz hibbelig. Womöglich ist er irgendwo in der Nähe.
»Wir hatten eine Auseinandersetzung«, sage ich. »Ist manchmal ganz
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