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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gwenny Kobold vom Koboldberg ihre Autorität auch auf die Höhlenkobolde ausdehnen, doch bis dahin blieben sie so unerträglich wie immer. Glücklicherweise hatte der Beistandspakt auf Gegenseitigkeit, den die Naga mit den Menschen geschlossen hatten, ihre Ressourcen kräftig aufgestockt, und seitdem war es den Kobolden nicht mehr gelungen, ihnen etwas abzuringen.
    Metria huschte ohne Zögern in den Thronsaal. Dort saß König Nabob und blickte düster drein. Er zeigte seine natürliche Gestalt, eine große Schlange mit Menschenkopf. Er konnte auf Wunsch auch die Gestalt einer reinen Schlange oder eines ausgewachsenen Menschen annehmen, sah dafür aber augenscheinlich keinen Anlaß, da ihm seine natürliche Form viel eher behagte. »Hallo, Euer Majestät«, sagte sie. »Ich bin die Dämonin Metria und suche Jenny Elfe. Warum so sauerzahnig?«
    Er wandte das gekrönte Haupt zu ihr herum, ihr Auftauchen schien ihn nicht zu überraschen. Wahrscheinlich hatte seine Tochter ihm schon von der merkwürdigen Dämonin erzählt. »Hallo, Metria. Was für eine Stimmung?«
    »Trauer, Niedergeschlagenheit, Larmoyanz, Leid, Qual, Entsetzen…«
    »Töpfisch?«
    »Wie auch immer«, stimmte sie ärgerlich zu.
    Er entschied sich zu Weitschweifigkeit, was ja auch das Privileg älterer schwergewichtiger Könige war. »Wie bekommt dir die Ehe?«
    »Genau das führt mich hierher, wenn auch auf gewundenen Pfaden, die dich nicht interessieren dürften.«
    »Vielleicht doch. Du mußt nämlich wissen, daß ich während der A b wesenheit meiner Tochter die Ungeheuer unter ihrem Bett unterhalten muß, und die wissen eine gute Geschichte wirklich zu würdigen.«
    »Aber deine Tochter ist doch schon erwachsen? Da dürfte sie doch überhaupt keine Ungeheuer mehr unterm Bett haben.«
    »Aber Jenny Elfe schon, und ich bin immerhin alt genug für meine zweite Kindheit, deshalb wohnt Finger nun unter meinem Thron, wo ihm Knöchel gelegentlich Gesellschaft leistet.«
    »Ach so. Darf ich die mal sehen?«
    »Nicht, wenn du erwachsen bist.«
    Da erschien Gnade Uns vor ihm. »Ach, ich möchte sie aber doch so gern mal sehen«, sagte sie, und eine riesige Träne kullerte hervor.
    Der König nickte. »Gewiß doch. Ich werde euch miteinander bekannt machen. Gnade Uns, das hier sind Finger und Knöchel Handfläche. Ungeheuer, das ist Gnade Uns, eine kindische Dämonin.«
    Im Schatten unter dem Thron leuchteten kurz zwei Hände auf. Bei Tag waren Bettungeheuer immer sehr scheu. Also nahm Metria wieder ihre ursprüngliche Gestalt an und erzählte ihm die Geschichte. »Und jetzt muß ich Jenny Elfe finden, damit ich ihr ihre Vorladung überbri n gen und mir die Katze ausleihen kann. Nada übrigens auch – die steht ebenfalls auf der Geschworenenliste.«
    »Die suchen im Augenblick nach gestreiften Diamanten, müßten aber bald zurück sein. Und jetzt will ich dir erzählen, weshalb ich so sauergu r kig, äh, sauertöpfisch bin. Das liegt nämlich daran, daß meine Tochter, die Prinzessin, inzwischen sechsundzwanzig Jahre alt und immer noch unverheiratet ist, während meine Kräfte langsam nachlassen. Sie muß unbedingt einen Prinzen heiraten, der das Zepter der Macht übernimmt, aber sie scheint keinerlei Anstalten in dieser Richtung zu machen.«
    »Was ist denn mit deinem prima gutaussehenden Sohn, Prinz Naldo? Kann der denn das Zepter nicht übernehmen?«
    »Der hat unter seinem Stand geheiratet. Gewiß, die Meerfrau ist wir k lich ein Prachtexemplar von einer Frau, wirklich prächtig, vor allem im Salzwasser, aber nicht geeignet, Königin der Naga zu werden. Also muß Nada statt dessen einspringen und möglichst bald einen geeigneten Pri n zen becircen. Sonst verliert unser Volk noch den Glauben, und die K o bolde werden wieder frecher und rücken vor. Aber leider wachsen Pri n zen nun einmal nicht auf Bäumen, und sie weigert sich, auch nur irgen d einen in Augenschein zu nehmen, der zufälligerweise jünger ist als sie. So wird sie immer älter, während das Schicksal der Naga immer düsterer wird.«
    Langsam bekam Metria eine Ahnung davon, welche verschlungenen Absichten der Dämonenprofessor verfolgte. Er hatte gewußt, daß es hier eine außerordentlich geeignete Prinzessin gab. »Wie wäre es denn mit einem Dämonenprinzen?« fragte sie.
    »Dämonen sind seelenlose Kreaturen, die zu jedem Unheil fähig sind, weshalb man ihnen nicht trauen darf.«
    »Und angenommen, man könnte einem von ihnen eine Seele verpassen – oder wenigstens eine

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