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Vogelwild

Vogelwild

Titel: Vogelwild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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Herrn«, Morgenstern spähte
nochmals kurz aufs Klingelschild, »Akatoblu gesprochen.«
    »Den Ali? Da werden Sie heute aber Pech haben, der ist
nicht da.«
    »Können Sie uns vielleicht sagen, wo er hin ist?«
    »Nein, kann ich nicht.« Der Lockenwicklerkopf
schüttelte sich. Doch es schien, als würde die Dame dringend wissen wollen, wer
sich an ihre Haustür verirrt hatte. »Um was geht es denn?«
    »Das können wir Ihnen leider hier an der Tür nicht
sagen«, flötete Morgenstern gen zweite Etage. Diese Art von älteren Damen
kannte er, mit denen kam er normalerweise gut zurecht, und es würde ihn doch
sehr wundern, wenn sich nicht auch dieses Exemplar als erstklassige Auskunftei
herausstellen sollte, der in dieser Straße nichts, aber auch rein gar nichts
entging. »Dürfen wir kurz zu Ihnen raufkommen?«, rief Morgenstern und fügte,
fast verschwörerisch, noch hinzu: »Wir sind nämlich von der Polizei.«
    Der Satz wirkte wie ein Zauber auf die Rentnerin. Ihre
Augen wurden groß und rund, und ihr Mund öffnete sich zu einem hoffnungsfrohen
»Oh! Wenn das so ist, aber bitte, gerne, ich mache Ihnen gleich auf!«. Dann
verschwand sie eilends in ihrer Wohnung, und einen Augenblick später summte
auch schon der Türöffner.
    Als sie ins Treppenhaus traten, blickte Hecht
Morgenstern skeptisch an: »Schau aber bloß, dass du uns hier einigermaßen zügig
wieder rausbringst. Ich kenn solche Leute, da sitzt du nach zwei Stunden immer
noch da und hast nichts erfahren außer ihrer kompletten Krankheitsgeschichte.«
    »Lass mich nur machen. Wenn hier jemand überhaupt
etwas Verdächtiges mitbekommen hat, dann ist das diese Frau.« Morgenstern
wollte noch etwas in der Art von »weiblichem Blockwart« hinzufügen, verkniff es
sich aber, weil im Stockwerk über ihnen schon die Wohnungstür aufging.
    »Immer herein, immer herein. So, also von der Polizei
sind wir? Sie schauen aber gar nicht aus wie Polizisten! Wo haben Sie denn Ihre
Uniform? Gell, Sie sind keine Eichstätter, sonst müsste ich Sie doch kennen.
Ich kenne ja alle, müssen Sie wissen. Ich bin von hier, aus der Westenstraße,
und in der Eichendorffstraße wohne ich jetzt schon seit 1964, eingezogen bin
ich noch mit meinem Mann, dem Gustav. Aber der ist dann 1979 gestorben, das
ging so schnell, sag ich Ihnen, wer hätte das gedacht, legt sich einfach hin
und steht nicht mehr auf, und seitdem bin ich allein.« Eine Träne rann ihr über
die Wange.
    Hecht sah Morgenstern zweifelnd an. Meinte der Kollege
immer noch, dass er diese schwindelerregende Wortlawine stoppen konnte?
    »Mei, jetzt habe ich heute überhaupt noch nicht
aufgeräumt«, wechselte die Gastgeberin in einem Anflug von Verzweiflung das
Thema. »Und wie ich wieder ausschau! Wenn ich geahnt hätte, dass heute die
Polizei zu mir kommt, mei, dann hätte ich mir doch was G’scheits angezogen.«
    »Wir wollen Sie auch gar nicht lange stören«, sagte
Morgenstern beschwichtigend. Er hatte einen kleinen Notizblock gezückt, um
seinem Auftritt einen amtlichen Eindruck zu verleihen, nachdem das Fehlen der
Uniform bereits Skepsis ausgelöst hatte. »Frau …?«
    »Aurich, Rosa Aurich.«
    »Wunderbar, und wann haben Sie denn den Herrn Akatoblu
zuletzt gesehen, Frau Aurich?«
    »Ach, jetzt zieren sich S’ halt nicht so! Kommen S’
herein ins Wohnzimmer. Wir müssen doch nicht hier im finsteren Gang
herumstehen.«
    »Nein, nein, das passt schon«, wehrte sich
Morgenstern, während Hecht ihn mit eifrigem Kopfschütteln unterstützte. Beiden
war klar: Wenn sie erst einmal in den Polstern der Breitcord-Rundcouch-Garnitur
von Frau Aurich versunken wären, dann gäbe es für sie mindestens für die
nächste Stunde kein Entrinnen mehr – und das garantiert garniert mit
Salzstangen und Erdnussflips.
    »Wo könnte der Ali Akatoblu denn sein?«, hakte
Morgenstern noch einmal nach. »Wir sind von der Ingolstädter Kriminalpolizei
und haben etwas mit ihm zu besprechen.«
    »Was? Kriminalpolizei!« Wieder blieb Rosa Aurichs Mund
vor Staunen offen. »Er hat doch nichts angestellt, der dumme Bub?«
    »Wir wissen noch nichts Genaues, und genau deswegen
brauchen wir ihn ja so dringend«, hielt sich Hecht bedeckt.
    »Mei, er ist ja so ein netter Kerl. Wenn ich etwas
brauche, hilft er mir immer. Er hat ja gleich die Wohnung da drüben.« Sie
zeigte über den Flur. »Erst am Mittwoch, als ich meine Stores zum Waschen
abhängen musste, da hat er das für mich gemacht. Wissen Sie, in meinem Alter
steigt eine Frau ja nicht mehr so

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