Vogelwild
entschuldigen. Meine
gefüllten Paprika warten auf mich, Sie verstehen.« Damit setzte der Professor
wieder sein freundliches Lächeln auf, wünschte den beiden Ermittlern noch viel
Glück und reichte ihnen zum Abschied die Hand. Zu Morgensterns Überraschung
hatte er einen auffallend schlaffen Händedruck. Das kommt eben davon, wenn man
nie etwas anderes in der Hand hält als den Griffel oder den Kochlöffel, dachte
der Oberkommissar, grinste und erinnerte sich kurz an seine eigene, missglückte
Kochvorstellung vom vergangenen Donnerstag. Er hatte generell einfach keine
sehr hohe Achtung vor Theologie-und sonstigen Professoren. Einen
Realschulabschluss hielt er für mehr als ausreichend, um ordentlich und ohne
Probleme durchs Leben zu kommen.
»Den
hätten wir uns auch schenken können«, meinte Hecht, als sie von Wintershof ins
Altmühltal hinabfuhren. »Dieser Professor in seinem hübschen Hexenhaus hat uns
zwanzig Minuten gekostet. Und wofür? Für nichts und wieder nichts. Jetzt haben
wir schon kurz nach acht, und das an einem Abend, den die meisten Leute im
Biergarten oder auf der Terrasse verbringen.« Es hatte immerhin noch fünfundzwanzig
Grad.
»Also, ich weiß nicht, ich kann mit solchen Leuten wie
diesem Heine nicht viel anfangen«, meinte Morgenstern. »Zuerst war er mir
sympathisch, aber das hat sich schnell geändert. Ich glaube, wenn du dem mal
blöd kommst, wird er ein richtiger arroganter und ekelhafter Pinkel. »Mit
Menschen aus den Steinbrüchen habe ich auch noch nie etwas zu schaffen gehabt«,
äffte der Kommissar den Akademiker nach – und das nicht einmal schlecht.
»Nun übertreib mal nicht, Mike. Solche Professoren
leben nun mal in ihrer eigenen Welt«, sagte Hecht. »Dogmatik, was es nicht
alles gibt. Da kommen wir beide einfach nicht mit.«
»Aber wir sind es, die mit unseren Steuern den ganzen
Schmarrn finanzieren«, meckerte Morgenstern weiter. Nach einer Weile des
Schweigens meinte der Oberkommissar wieder freundlicher: »Du kannst mich gleich
daheim in Eichstätt absetzen. Mein Auto steht zwar in Ingolstadt, aber dann
fahre ich morgen eben mit dem Zug zur Arbeit. Oder wir treffen uns gleich
wieder hier? Das wäre doch auch eine Möglichkeit.«
»Eigentlich wollte ich als Erstes den Bericht über
unsere Befragung tippen, damit Schneidt was zu lesen hat. Der Mountainbiker
wird ihn bestimmt interessieren.«
»Mich auch, mich auch«, dachte Morgenstern laut. »Ein
Radfahrer, der sich aufführt, als wäre er auf der Flucht. Vielleicht täusche
ich mich ja auch, aber ich denke, den Burschen sollten wir uns vornehmen. Bloß:
Wie finden wir ihn?«
»Wir könnten einen Aufruf in der Zeitung machen«,
schlug Hecht vor. »Nur eine kleine Meldung, dass wir im Zusammenhang mit dem
Unfall in Wintershof einen Radler suchen, ganz harmlos, eben als Zeugen. Dass
er sich melden soll und wir genau wissen, wie er aussieht. Bei Unfallfluchten
klappt die Taktik eigentlich immer.«
»Dann sollten wir das tatsächlich so machen«, stimmte
Morgenstern zu. »Wir reden morgen früh gleich mit Schneidt, und dann soll der
die Meldung an die Presse weitergeben.«
»Ich befürchte, dass die Medien ohnehin nachfragen
werden«, warf Hecht ein. »Mit unseren Hausbesuchen haben wir ziemlich viel
Staub aufgewirbelt.«
»Ich sehe schon, wir treffen uns am besten morgen im
Präsidium, dann können wir das alles im Detail klären. Ich bin spätestens um
halb neun da, und den Schneidt halten wir ab sofort über jeden Furz auf dem
Laufenden«, versprach Morgenstern grimmig sich selbst und seinem Kollegen.
Dann fiel ihm etwas siedend heiß ein: Schnell kramte
er sein Handy aus der Hosentasche und rief Fiona an. Den ganzen Tag lang hatte
er sich daheim nicht gemeldet. Jetzt saß sie vermutlich zu Hause und wunderte
sich, warum er noch nicht Feierabend hatte.
Und genauso war es. Morgenstern erzählte kurz von der
»Strafbefragung«, und Fiona war voller Anteilnahme: »Du Armer, und ich hatte
gehofft, du wärst noch mit Kollegen in Ingolstadt in einem Café oder so.«
»Schön wär’s«, seufzte Morgenstern. »Also, bis gleich.
Mach schon mal eine Flasche Rotwein auf, und ich bringe ein paar Stücke Pizza
mit.« Dann legte er auf.
»Und ich muss noch bis nach Schrobenhausen gurken, wo
niemand auf mich wartet«, knurrte Hecht leise.
»Schon, aber da gibt’s statt Pizza Spargel, es ist
doch meines Wissens gerade noch Saison. Der berühmte Schrobenhausener Spargel …«
»Du Witzbold«, gab Hecht zurück. »Ein
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