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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Schauder. Dann, als ihre Lippen die seinen berührten, schrie sie auf und wich zurück.
    »Das ist nicht Adam!«, kreischte sie und blickte sich hektisch um.
    Die Leute ringsum nickten sich traurig zu.
    »Sie ist nicht mehr bei Verstand«, flüsterten sie, und dann hoben sie die Leiche auf und trugen sie zu dem Haus, in dem Adam Falcon gelebt hatte – das Haus, in das er seine Braut hatte bringen wollen, sobald er von seiner Reise zurückgekehrt war.
    Sie nahmen auch Margaret mit sich, umarmten sie und versuchten, sie mit sanften Worten zu trösten. Aber das Mädchen ging wie in Trance mit ihnen, und seine Augen starrten noch immer seltsam ins Leere.
    Sie legten Adam Falcons toten Körper auf das Bett und stellten an Kopf- und Fußende Totenkerzen auf. Das Salzwasser tropfte von seiner Kleidung auf das Bett und bildete schließlich kleine Pfützen auf dem Boden. In der Stadt Faring herrscht, wie an so vielen finsteren Küsten, der weit verbreitete Aberglaube, dass ungeheuer düsteres Unheil droht, falls man einem Ertrunkenen die Kleider auszieht.
    Margaret saß in dieser Totenkammer, sprach mit keinem ein Wort und starrte nur wie gebannt auf Adams dunkles, ruhiges Gesicht. Als sie dort saß, trat John Gower, ein Verehrer, den sie einst zurückgewiesen hatte – ein launischer, gefährlicher Mann – zu ihr, blickte ihr über die Schulter und sagte: »Der Tod auf See verändert den Menschen doch auf seltsame Weise, wenn dies wirklich der Adam Falcon ist, den ich kannte.«
    Die Umstehenden warfen ihm finstere Blicke zu, was ihn zu überraschen schien. Einige der Männer erhoben sich und führten ihn stumm zur Tür.
    »Du hast Adam Falcon gehasst, John Gower«, sagte Tom Leary, »und du hasst auch Margaret, weil sie einen besseren Mann dir vorgezogen hat. Beim Teufel, du wirst das Mädchen nicht mit deinem gefühllosen Gerede quälen. Verschwinde, und lass dich nicht wieder blicken!«
    Gower sah ihn grimmig an, aber Tom Leary baute sich mutig vor ihm auf, und die Männer von Faring erhoben sich hinter ihm, sodass John ihnen schließlich wortlos den Rücken zukehrte und ging. Mir schien jedoch, als sei das, was Gower gesagt hatte, nicht als Hohn oder Beleidigung gemeint gewesen, sondern vielmehr einem plötzlichen, erschreckenden Gedanken entsprungen.
    Als er das Haus verließ, hörte ich, wie er etwas vor sich hinmurmelte: »… sehr ähnlich, und ihm doch seltsam unähnlich …«
    Die Nacht war inzwischen über Faring hereingebrochen, und in der Dunkelheit leuchteten die Fenster der Häuser auf. In den Fenstern von Adam Falcons Haus schimmerte das Licht der Totenkerzen, in deren Schein Margaret und einige andere bis Sonnenaufgang still Wache hielten. Jenseits der warmen Lichter der Stadt raunte der düstere, grüne Titan über den Strand, ganz leise, so als liege er in einem Schlummer, jederzeit bereit, sich mit hungrigen Klauen auf sein nächstes Opfer zu stürzen. Ich schlenderte zum Strand hinunter, legte mich auf den weißen Sand und blickte auf die wogende Weite hinaus, die sich in müden Wellenbewegungen ein- und wieder ausrollte, wie eine mächtige schlafende Schlange.
    Die See – große, graue, uralte Dame mit eiskalten Augen. Ihre Gezeiten sprachen zu mir, wie sie es seit meiner Geburt getan hatten – im Rauschen der flachen Wellen auf dem Strand, im Schrei der Meeresvögel, in der ohrenbetäubenden Stille. Ich bin sehr alt und auch sehr weise (raunte die See). Ich gehöre nicht zu den Menschen; ich töte Menschen und werfe ihre toten Körper wieder zurück an das erbärmliche Land. In meiner Brust pulsiert Leben, aber es ist kein menschliches Leben (flüsterte die See); meine Kinder hassen die Söhne der Menschen.
    Ein Kreischen zerstörte die Stille, und ich sprang auf und sah mich erschrocken um. Über mir leuchteten die kalten Sterne, ihre funkelnden Geister tanzten auf der eisigen Meeresoberfläche. In der Stadt war es dunkel und still – dunkel bis auf die Totenlichter in Adam Falcons Haus, still bis auf das Echo des Kreischens, das unheilvoll in der Stille widerhallte.
    Ich war einer der Ersten, die die Tür des Totenzimmers erreichten – und blieb, wie alle anderen, bestürzt stehen. Margaret Deveral lag tot auf dem Boden – ihr schlanker Körper zerquetscht wie ein schmales Schiff zwischen mächtigen Felsen. Über ihr kauerte John Gower, der sie in seinen Armen wiegte, während in seinen weit aufgerissenen Augen der Glanz des Wahnsinns aufleuchtete. Die Totenkerzen flackerten noch immer unruhig,

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