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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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legte sich ein blass glühender Dunstschleier über die düsteren Berge, die sich über den östlichen Horizont erstreckten, und ganz unerwartet ging der große goldene Mond auf, der die Szene in geisterhaftem Licht erstrahlen ließ, sodass sich auch die mächtigen Bäume, die wie schwarze Schatten wirkten, deutlich abzeichneten. Von Osten wehte flüsternd eine sanfte Brise herbei, die das ungemähte Gras in ein Meer aus langen, weichen Wellen verwandelte, das dunkel im Mondlicht zu erkennen war. Auf der Veranda schnappte jemand lautstark nach Luft, es war ein schneller, heftiger Atemzug, und wir alle schraken hoch und blickten uns um.
    Faming lehnte sich nach vorne und umklammerte die Armstützen seines Stuhles. Sein Gesicht wirkte im gespenstischen Licht seltsam fremd und bleich; er hatte sich auf die Lippe gebissen, sodass ihm ein paar Tropfen Blut über das Kinn rannen. Wir sahen ihn erstaunt an, und plötzlich wurde er von einem kurzen, knurrenden Lachen geschüttelt.
    »Kein Grund, mich anzugaffen wie eine dumme Schafherde!«, sagte er gereizt und hörte auf zu lachen. Wir waren nur umso verwirrter und wussten nicht recht, was wir darauf erwidern sollten, und im nächsten Moment platzte es erneut aus ihm heraus. »Ich schätze, ich sollte euch wohl die ganze Geschichte erzählen, bevor ihr mich als Irren abstempelt. Aber unterbrecht mich nicht, das gilt für alle! Ich will die ganze Sache endlich aus meinem Kopf kriegen. Ihr wisst ja, dass ich kein besonders fantasievoller Mensch bin, aber es gibt etwas, ein reines Produkt meiner Vorstellungskraft, das mich verfolgt, seit ich ein Baby war. Ein Traum!«
    Er ruckte nervös auf seinem Stuhl zurück und murmelte: »Ein Traum! Bei Gott, was für ein Traum! Das erste Mal … Nein, eigentlich kann ich mich nicht an das erste Mal erinnern, als ich ihn geträumt habe. Ich habe diesen höllischen Traum, so lange ich denken kann. Nun, er sieht so aus: Da ist eine Art Bungalow, er steht auf einem Hügel in der Mitte einer weiten Weidelandschaft. Das Anwesen sieht diesem hier sehr ähnlich, liegt aber in Afrika. Ich lebe dort mit einem Hindu, der wohl mein Diener ist. Warum ich dort bin, ist mir niemals klar, sobald ich wach bin, aber während ich träume, kenne ich den Grund. Als der Mann im Traum erinnere ich mich an mein bisheriges Leben – ein Leben, das mit meinem wahren Leben nicht das Geringste zu tun hat –, aber sobald ich aufwache, gelingt es meinem Unterbewusstsein nicht, die Eindrücke aus dem Traum an die Oberfläche zu bringen. Ich glaube aber, dass ich auf der Flucht vor dem Gesetz bin, und auch der Hindu flieht vor irgendetwas. Ich kann mich nie daran erinnern, wie der Bungalow dort hinkommt oder in welchem Teil Afrikas er steht, obwohl mir all diese Dinge im Traum bekannt sind. Der Bungalow ist ziemlich klein, er hat nur ein paar Zimmer, und er steht auf einem Hügel, wie ich ja bereits sagte. Rundum gibt es keine anderen Hügel, und das Weideland erstreckt sich in jeder Richtung bis zum Horizont; an einigen Stellen ist das Gras kniehoch, an anderen reicht es bis zur Taille.
    Der Traum beginnt jedes Mal damit, dass ich auf den Hügel steige, während die Sonne langsam untergeht. Ich trage ein defektes Gewehr bei mir und komme gerade von der Jagd, an die ich mich genau erinnere – in meinem Traum, aber nie, wenn ich wach bin. Es ist beinahe so, als würde plötzlich ein Vorhang aufgezogen, damit das dramatische Schauspiel beginnen kann, oder als würde ich mit einem Mal in den Körper und das Leben eines anderen Mannes verpflanzt werden, sodass ich mich an seine Vergangenheit erinnern kann, mir meiner eigentlichen Existenz aber nicht bewusst bin.
    Und eben das ist das Höllische daran! Wie ihr wisst, finden die Träume der meisten Menschen in den hintersten Winkeln ihres Bewusstseins statt, und sie wissen genau, dass sie nur träumen. Ganz egal, wie entsetzlich der Traum auch sein mag, sie wissen, dass es nur ein Traum ist, und deshalb müssen sie sich über drohenden Wahnsinn oder gar den Tod keine Gedanken machen. Aber in diesem bestimmten Traum gibt es diese Gewissheit nicht. Ich sage euch, er ist so anschaulich, so detailgetreu, dass ich mich manchmal frage, ob das nicht vielleicht mein wirkliches Leben ist und dies hier nur ein Traum! Das ist aber nicht möglich, denn sonst wäre ich schon seit Jahren tot.
    Wie bereits gesagt, steige ich also den Hügel hinauf, und das Erste, was mir auffällt, ist, dass der Weg ziemlich ungewöhnlich ist, denn da

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