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Volkssagen, Maerchen Und Legenden

Titel: Volkssagen, Maerchen Und Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Gustav Buesching
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betroffen über den Vorfall; da sie nicht mächtig genug war, den Zauber zu vernichten, so bedachte sie sich kurz, ging zum Pastetenbäcker und sagte ihm alles. Dieser war sehr betrübt darüber; die Amme tröstete ihn aber und sagte ihn, wenn er wirklich die Prinzessin so sehr liebte, wie er zeige, so könnte er ihr noch helfen und den Zauber auflösen. Er betheuerte seine Liebe, und war sogleich bereit, alles zu thun und auch sein Leben dafür hinzugeben. »Nun gut, sagte die Amme, so sollst du dich anschicken, eine weite Reise zu machen.« In einem Lande, viele tausend Meilen von hier, wohnt ein Popanz, der Oberste aller Popanze, dem nichts verborgen ist, und der das Größte und Kleinste weiß, was durch die Zauberei geschieht und geschehen kann, zu dem mußt du hin und sieben Federn aus seinem Schwanz zu kriegen suchen. Als dies der Pastetenbäcker hörte, war er sehr erschrocken und antwortete der Amme, daß solches unmöglich wäre, da er wüßte, daß alle Menschen, die zu dem Popanz kämen, von ihm aufgefressen würden. Die Amme eröffnete ihm aber, der Popanz hätte eine schöne Frau, die keine Menschen fräße; diese müßte er zu sprechen suchen und sie bitten, ihm zu helfen. Sie wüßte durch ihre Kunst, daß der Popanz alle Nachmittage um vier Uhr ausginge und nicht zu Hause käme vor Abend; unterdessen könnte er hingehen, und die Frau bitten, ihm die sieben Federn zu verschaffen und sieben Fragen zu beantworten, die sie ihm jetzo sagen wollte: die erste beträfe die Entzauberung des Schlosses und seiner Bewohner; die zweite: wie eine andere Prinzessin, die schon seit vielen tausend Jahren im Schlaf läge, aufgeweckt werden könnte; der dritte; wie der Weinstock in dem Garten eines Königssohns, der sonst so schöne Trauben getragen, nun aber verdorrt und dieser darüber in Krankheit gefallen, wieder zum Grünen zu bringen; viertens: woher es käme, daß der Prinz so häßlich und bucklicht wäre, da doch seine Mutter eine Fee und ihn so schön, als sie gewollt, hätte schaffen können; fünftens: wo der Mann wohnt, der Tag und Nacht auf dem Rücken trägt; sechstens: wo das Schiff zu kriegen, daß so gut zu Lande, als zu Wasser geht; siebentens: wie die Frau des Popanz zu entführen wäre; denn dazu müßte er sich zur schuldigen Dankbarkeit entschließen: an ihrer Einwilligung wäre nicht zu zweifeln; denn das würde die Bedingung sein, worunter sie ihm die sieben Federn aus dem Schwanz des Popanzes würde verschaffen wollen, indem sie sehr unglücklich mit demselben lebte. Die Amme gab ihm hierauf einen versiegelten Zettel und sagte ihm, er sollte ihn nicht eher aufbrechen, als in der Nacht um 12 Uhr vor dem Thore der Stadt, und alsdann sollte er die Worte, die darauf geschrieben stünden, dreimal laut ausrufen: sogleich würde er sich in einem dicken Walde befinden, in welchem ein großes Schloß stünde. Er sollte sich aber in dem Walde verborgen halten, bis die Glocke 4 geschlagen hätte. Alsdann sollte er in das Schloß gehen und mit der Frau des Popanzes sprechen. Dies alles versprach er getreulich zu erfüllen, oder zu sterben. Als nun Mitternacht kam und er vor dem Thore die 3 Wörter ausgesprochen hatte, befand er sich auf einmal in dem Walde, nahe bei dem Schloß des Popanzes. Er verbarg sich, so gut er konnte, in dem Dickicht, und es währte nicht lange, so sahe er den Popanz ausgehen, welcher fürchterlich umher schnupperte, als röche er Menschenfleisch. Als er ihm aus den Augen war, ging er in das Schloß zu der Frau und bat sie um ein Nachtlager. Sie war sehr verwundert, als sie ein menschliches Wesen zu ihr hereintreten sah: »Mein Gott, rief sie aus, wie kommst du in diese Gegend? Es ist dein Glück, daß du nicht früher gekommen bist, und meinen Mann getroffen hast, er hätte dich gewiß gefressen. Er ist aber auf die Jagd gegangen, nach seiner Gewohnheit. Ich will dir zwar etwas zu essen geben; aber mache, daß du wieder fortkommst, oder sonst frißt dich mein Mann, wenn er zurückkehrt und dich hier trift: denn er spürt sogleich, wenn ein Mensch im Hause ist.« Der Pastetenbäcker fing aber an, die Frau sehr zu bitten und ihr die ganze Sache vorzutragen: er wollte weder essen noch trinken, und bat sie nur inständig um die 7 Federn und um die 7 Fragen. Die Frau war sehr verwundert darüber, und antwortete: solches wäre unmöglich: ihr Mann würde sich weder lassen die Federn ausziehen, noch die 7 Fragen beantworten, und wenn er im Hause bliebe, so wäre sein Tod gewiß; er

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