Voll auf Ex-Kurs Roman
– vor Sekunden noch komplett nackt in den Armen von Roland Behrmann – und mit nassen Haaren, auf dem Couchtisch ein riesiger Strauß Rosen, eine Champagnerflasche und zwei Gläser, mein Chef, der sich gerade mühsam am Sofa hochzieht, aus dem Badezimmer dudelt noch immer Kuschelmusik. »Das … das … mein Prospekt ist ein voller Erfolg geworden«, bringe ich als Nächstes hervor. »Deshalb ist Roland Behrmann vorbeigekommen, um mir zu gratulieren und meine Entlassung zurückzunehmen.«
»Stimmt«, bestätigt mein Chef, der mittlerweile wieder auf beiden Füßen steht. Er geht auf Philip zu, um ihm die Hand zu schütteln, aber der ignoriert diese geflissentlich und wirft ihm stattdessen feindselige Blicke zu. Sichtlich verlegen zieht Behrmann seine Hand zurück und lässt sie in seiner Hosentasche verschwinden. »Ihre Frau, äh, Exfrau …«
»Noch sind wir verheiratet«, wird er von Philip mürrisch informiert.
»Ja, also, Ihre Frau hat … ja, äh, es geht um einen Prospekt, den sie für Müllermanns Baumärkte getextet hat und mit dem der Kunde überaus zufrieden ist.«
»Ach? Überaus zufrieden, sagen Sie?« Behrmann nickt. »Wenn ich mich recht entsinne, haben Sie meiner Frau am Freitag noch vorgeworfen, sie würde den Ruf der Agentur ruinieren, und haben sie achtkant rausgeschmissen.« Jetzt kichert mein Boss nervös.
»Das … das war wohl ein Missverständnis, was mir auch sehr leidtut, deshalb bin ich jetzt ja auch …«
»Ist schon gut, Philip«, gehe ich dazwischen, bevor Roland Behrmann sich noch mehr windet. »Wir haben das bereits unter uns geklärt, es ist alles wieder gut.«
»Genau«, pflichtet Behrmann mir bei und wirkt sichtlich erleichtert.
»Außerdem«, mit diesen Worten werfe ich meinem Wieder-Chef einen auffordernden Blick zu, »wollte er sowieso gerade gehen.« Er versteht den Wink und macht sich prompt auf in Richtung Flur. Als er an Philip vorbeigeht, nickt er ihm noch einmal zu, aber mein Mann verzieht weiterhin keine Miene.
Eigentlich schon sehr süß, wie er hier gerade meine Ehre verteidigen will. Fast wirkt er so, als wolle er meinen Chef zum Duell herausfordern. Philip Weiland und Roland Behrmann – Abrechnung im Morgengrauen. Und ich stehe als elegante Lady in einer traumhaften Robe daneben und zittere um den Mann, den ich liebe. Wobei Basti dann da noch irgendwie mitspielen müsste … Doch auch, wenn mir diese Vorstellung gefällt, ist es jetzt wohl besser, meinen Boss so schnell wie möglich aus meiner Wohnung hinauszukomplimentieren, bevor es hier wirklich noch zum Showdown kommt.
»Also«, verabschiede ich mich von ihm an der Wohnungstür,
»wir sehen uns dann morgen wie gewohnt in der Agentur.«
»Das freut mich, Frau Weiland, wirklich! Und was Ihren Mann betrifft: Ich wollte wirklich nicht … ich wusste ja nicht, dass Sie wieder …«
»Machen Sie sich mal keine Gedanken, alles gut.« Ich schließe die Tür hinter ihm, gehe dann zurück ins Wohnzimmer, wo Philip bereits auf dem Sofa sitzt und Blumen sowie Champagnerflasche nachdenklich betrachtet.
»War das jetzt sehr doof von mir?«, will er kleinlaut wissen, als ich mich zu ihm setze.
»Nein, alles in Ordnung.« Ich muss lachen. »War ja auch wirklich eine etwas seltsame Situation.« Philip wirft mir wieder einen seiner unbeschreiblichen und unnachahmlichen treuen Blicke zu.
»Ich wollte mich echt nicht so bescheuert benehmen, aber als ich euch da eben so gesehen habe, da dachte ich schon … ich dachte …«
»Doch wohl nicht im Ernst, dass ich was mit Roland Behrmann anfange?«, beende ich seinen Satz.
»Irgendwie schon, ja«, gibt Philip zu und wirkt zerknirscht. »Ich meine, du warst immerhin nackt! Genau genommen geht mich das natürlich nichts mehr an, aber …«
»Was aber?«
»Na, also, dass wir nicht mehr zusammen sind, ist das eine. Nur die Vorstellung, du könntest was mit deinem schnöseligen Chef haben … Versteh mich nicht falsch«, schiebt er dann hinterher, »ich freu mich ja, wenn es dir gut geht. Und deinen Sebastian fand ich die beiden Male, die ich ihn kurz gesehen habe, schon ganz in Ordnung. Aber Roland Behrmann …«
»Sei ganz beruhigt«, erkläre ich lachend und lege eine Hand auf seinen Arm. »Eher friert die Hölle zu, als dass ich was mit
einem Medienfuzzi anfange, der ausschließlich Oberteile von Ralph Lauren trägt!«
»Dann bin ich ja beruhigt.« Philip seufzt erleichtert auf. »Und jetzt?«, will er dann wissen. »Wollen wir mal unser Sportprogamm hinter uns
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