Voll auf Zucker
jeder Mensch besitzt glücklicherweise die Fähigkeit dazu! Wieso glücklicherweise? Weil wir diese Fähigkeit wunderbar nutzen können, um uns (endlich!) von der Zuckersucht zu befreien. Dazu aber später mehr.
Gibt es also durchaus Eigenschaften und Eigenheiten, die universell sind, die viele von uns in sich tragen? Ja, im Grundsatz schon, aber jeder (er)lebt das Ähnliche dann doch eben ganz einzigartig. Sei es wegen der unterschiedlichen Ausprägung oder der verschiedenen Charaktere: Ist jemand beispielsweise eher rational oder emotional, experimentierfreudig oder eher träge? All das beeinflusst unser Leben und unsere Nahrungsaufnahme auf sehr individuelle Weise! Und das gilt sogar auch, wenn Sie sich »modern« ernähren (Fertigprodukte und Co.). Denn auch dann greifen Sie zielsicher zu ganz bestimmten Produkten, die Ihren Gaumen immer wieder »erfreuen« sollen (oder von denen Sie eben abhängig sind). Und natürlich verhalten sich auch alle, die zuckersüchtig sind, in ihrem Suchtverhalten individuell: Längst nicht jeder braucht unbedingt und immer wieder (viel) Schokolade zur Suchtbefriedigung – sondern nimmt lieber Eis. Oder Kuchen. Oder alles zusammen.
Sehr ähnlich sind wir uns hingegen wieder, wenn es darum geht, uns von unserer Sucht zu befreien (oder andere, krank machende Verhaltensweisen zu verändern). Oder abzunehmen. Wir tun uns schwer. Weil es dann ans Eingemachte geht. Weil wir viel Kraft aufwenden müssen, um Veränderungen durchzusetzen. Das ist so unendlich schwer, weil wir nicht nur »von außen«, also von der Lebensmittelindustrie, boykottiert werden (ständige Verführung, versteckte Zucker etc.), sondern weil wir uns zusätzlich selbst boykottieren: Neben den Fahrten mit der Blutzuckerachterbahn, auf die wir uns immer wieder begeben, und unserem Gehirn, das »voll auf Zucker« (und dadurch leider absolut uneinsichtig) ist, haben wir uns im Lauf der Zeit außerdem einige unschöne und ungesunde Verhaltensweisen angewöhnt.
Sepp , 29 Jahre
Schon als Kind hatte ich meine ganz eigenen »Ess-Wahrheiten« im Kopf: »Zum Frühstück brauche ich unbedingt eine Tasse warmen Kakao!« Oder: »Die Laugenbrezel schmeckt mir nur mit Butter!« Diese »Wahrheiten« wurden im Laufe der Jahre immer mehr. Vor allem der Satz: »Ich bin eben ein Süßschnabel!« hat mein Essverhalten ziemlich geprägt. Fast unmerklich habe ich immer mehr Süßkram gegessen und lange nicht bemerkt, dass ich längst süchtig nach Zuckrigem war. Ich erfand immer neue Glaubenssätze: »Wenn ich Stress habe, brauche ich Gummibärchen!« oder »Ohne Kuchen schmeckt mir der Kaffee nicht!«, nur um nicht weiter über meinen Zuckerkonsum nachdenken zu müssen. Erst als ich 30 kg Übergewicht mit mir herumschleppte und zunehmend kränker wurde, begann ich darüber nachzudenken, was ich mir da eigentlich die ganze Zeit über eingeredet hatte.
Jeder von uns (er)lebt und isst individuell. Und gleichzeitig sind wir Herdentiere. Einerseits nehmen wir das zu uns, was uns (aus welchen Gründen auch immer) persönlich schmeckt und worauf wir Hunger oder Appetit haben. Aber wir können uns auch bei anderen Menschen »anstecken«, also ihr Essverhalten übernehmen. Kennen Sie das? Sie sind mit Freunden unterwegs. Einer der Freunde (er hat etliche Kilos zu viel am Leib) ruft: »Ich habe Hunger, ich kaufe mir einen Burger!« Sie selbst (und auch einige andere) sind eigentlich satt, aber trotzdem bestellen Sie sich auch etwas (und die anderen tun das ebenfalls). Alle essen in gemütlicher Runde, obwohl kaum einer wirklich Hunger hat. Warum tun wir das? Weil wir sehr oft Dinge tun, die die Gruppe (Herde) tut, zu der wir gehören (bzw. zu der wir uns zugehörig fühlen)! Das kann natürlich auch die Familie, die Kindergartengruppe oder die Kegeltruppe sein – wir »stecken« einander verhaltensmäßig an!
Aber unser Herdenverhalten hat auch noch eine andere erstaunliche Auswirkung: Wir können uns gut an ein bestimmtes Aussehen (oder eine bestimmte Verhaltensweise) gewöhnen, wenn viele aus unserer Herde so aussehen (oder sich so verhalten). Sind die meisten Ihrer Freunde zum Beispiel tätowierte und gepiercte Punks, ist das für Sie ein akzeptables Äußeres (Sie kennen ja schließlich auch die »innere Schönheit« jedes Einzelnen). Und nicht nur das – wahrscheinlich könnten Sie sich auch vorstellen, sich tätowieren oder piercen zu lassen (wenn Sie es nicht schon längst getan haben). »Angesteckt«!
Leider funktioniert das auch mit
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