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Voll daneben

Voll daneben

Titel: Voll daneben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. L. Going
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hier zum vollen Preis verkaufen. Warum das gute Stück nicht jetzt kaufen und beiseitelegen? Der hier ist sehr schön. Ganz ehrlich: Er ist erst seit dieser Saison auf dem Markt, deswegen können Sie ihn auch nächstes Jahr noch wunderbar tragen ...«
    Dann tauchen Jen und Nikki auf.
    »Du liebe Güte! Liam, ich glaube es einfach nicht, dich im Schaufenster zu sehen!« Jen hüpft draußen vor dem Geschäft auf und ab und veranstaltet ihre eigene Cheerleader-Show. »Du bistvöllig durchgeknallt!«, ruft sie und klappt ihr Handy auf. »Zu spät! Ich rufe jetzt die Gang an.«
    Zwanzig Minuten später wird das Einkaufszentrum von einer Horde pfeifender, kichernder Cheerleader gestürmt. Ein Auto hält an. Joe und drei andere Typen steigen aus. Joe begrüßt mich mit erhobener Faust und fängt an zu rufen:
    »Li-am, Li-am, Li-am!«
    Ich stehe seit ungefähr zwanzig Minuten da, ohne mich zu rühren. Jetzt gestatte ich mir eine Pause, klettere aus dem Fenster und rufe Eddie zu: »Soll ich den Leuten Sachen verkaufen?«
    »Ja.« Eddie flitzt an mir vorbei und bleibt dann stehen. »Warte. Könntest du bitte Darleen anrufen? Sag ihr, ich brauche sie als Aushilfe an der Kasse.«
    Ich bin gerade dabei, aus dem Laden zu gehen, doch jetzt bleibe ich stehen und drehe mich um. »Was? Nein! Das kannst du nicht machen.«
    Eddie blickt auf. »Sie wird Ja sagen. Sie hat mir schon früher geholfen«, erklärt er und legt die Badeanzüge ab. «Nein, warte. Du hast recht. Geh raus und überzeuge die Jungs davon, Hilfiger zu kaufen. Versuche, die blauen Badeanzüge an den Mann zu bringen. Und dann brauche ich dich wieder im Schaufenster. Ich werde Darleen anrufen.«
    Ich zucke zusammen. »Sie hat wahrscheinlich zu tun«, sage ich, »und außerdem glaube ich nicht, dass sie –«
    Eddie verzieht das Gesicht. »Geh schon!«, sagt er. »Überlasse Darleen ruhig mir.«
    Ich zögere, aber ich merke, dass sein Entschluss feststeht. Daher greife ich nach dem CD-Player und gehe hinaus. Ich gebe Jen die CDs. »Hier, such was Gutes aus.«
    Joe versetzt mir mit der Faust einen freundschaftlichen Stoß gegen die Schulter.
    »Du bist echt durchgeknallt!«, sagt er. Ich mime einen Bodybuilder, während die Musik aus der Anlage dröhnt. Meine Armmuskeln sehen immer noch anständig aus, auch wenn ich zurzeit in Tante Petes Mobilheim nur Hanteln habe. Ich weiß, ich sollte nicht angeben, aber das hier ist wichtig fürs Geschäft, stimmt’s? Nikki kommt mit einem winzigen roten String-Bikini angetanzt.
    »Wäre der richtig für die Party?«, fragt sie und hält ihn verführerisch hoch. »Oder doch besser der hier?« Sie zieht einen noch knapperen schwarzen Bikini hervor. Die Jungs pfeifen, und Joe tut so, als würde er in Ohnmacht fallen, aber ich sehe keinen Bikini, sondern meine Chance. Mädchen kaufen alles, einfach weil es Spaß macht und weil sie etwas Neues zum Anziehen haben wollen, aber kein Mann kauft im September Badesachen – es sei denn ...
    »Eine gute Wahl«, sage ich beiläufig, »aber in diesem Jahr sind die Badeanzüge für Jungs noch besser.« Nikki sieht mich verwirrt an.
    »Das stimmt. Schau mal.« Ich hole den blauen Badeanzug von Tommy Hilfiger heraus und halte ihn hoch. Dann drehe ich ihn leicht nach links.
    »Mann, ist der sexy«, sagt Jen atemlos.
    Das war genau die Reaktion, die ich erhofft hatte.
    In der nächsten Viertelstunde verkaufe ich fünf Badeanzüge – zwei davon an Typen. Mein Ziel ist es, jedem sofort etwas zu verkaufen, damit sie verschwinden, bevor Darleen eintrifft, aber daraus wird nichts. Hatte ich nicht gesagt, ich würde es zu einer Art Party vor der Party machen? Nun ja, alle bleiben ewig, lachen, unterhalten sich und verschicken SMS an noch mehr Leute. Ich werde langsam nervös, und meine nächste Schicht im Schaufenster läuft nicht so gut. Immer wieder schaue ich auf Eddies Wanduhr.
    Darleen kommt während meiner Pause. Jen, Joe und Nikkisind schon zweimal gegangen und wiedergekommen, weil Jen sich nicht entscheiden konnte. Schüler strömen in den Laden und wieder raus, aber viele von ihnen kaufen tatsächlich Sachen, und so macht es Eddie nichts aus. Ich bin gerade aus dem Schaufenster gestiegen, um Jen zu helfen, als Darleen an mir vorbeigeht. Sie wirkt fest entschlossen. Entschlossen, so viele von uns wie möglich zu ignorieren. Sie fängt bei mir an.
    Mein Magen macht einen Salto.
    »Wer hat denn die eingeladen?«, fragt Nikki mit gerümpfter Nase.
    »Ich«, sage ich. Dann fällt mir ein, dass alle

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