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Voll daneben

Voll daneben

Titel: Voll daneben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. L. Going
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Zuschauern einer Modenschau. Der Laufsteg ist dunkelrot und lila erleuchtet. Die Musik ist laut und dröhnt mir in den Ohren. Eines nach dem anderen erscheinen die Models auf dem Laufsteg, gelassen, vollkommen, ununterbrochen ... Eigentlich dürfte ich gar nicht hier sein, weil ich noch zu jung bin   – erst fünf   – doch jeder weiß, dass Tomas Mom jeden Wunsch erfüllt. Und ich weiß mich zu benehmen. Ich sitze mucksmäuschenstill, während die vielen Farben, Klänge und Bewegungen um mich herumtanzen. Ich möchte unbedingt da oben hinaufklettern, aber stattdessen beuge ich mich bloß auf meinem Sitz vor.
    Tomas beobachtet mich. Eigentlich müsste er sich die Show   – seine Show   – ansehen, aber stattdessen sieht er mich an. Jedes Mal, wenn das Licht sich verändert, wandert sein Blick über mein Gesicht, und am Schluss wende ich mich ihm zu und sehe ihn ebenfalls an. Er beugt sich zu mir, um mir etwas ins Ohr zu flüstern.
    »Eines Tages wird das alles deins sein.«
    Ich bin in einem wunderschönen Traum, oder vielleicht ist es auch eine Erinnerung, doch sobald ich aufwache, verblasst das Bild. Die Mappe, die Tante Pete und die Jungs mir gekauft haben, liegt neben meinem Bett auf dem Boden, doch auf dem Deckel liegt die Geschäftskarte des Karriereberaters der Army. Ich drehe mich auf die andere Seite und schlafe wieder ein.
    Irgendwann hämmert Pete gegen die Tür.
    »Steh auf«, sagt er. »Du hast verschlafen.«
    Ich stehe auf und gehe in die Schule, aber alles zieht nur wie ein Film an mir vorbei. Ich starre aus dem Fenster und zähle die Autos auf dem Parkplatz. Das Gesamtergebnis: zehn rote, dreizehn grüne, acht blaue, elf graue, sechzehn weiße, sechs in einer undefinierbaren Farbe.
    Am Donnerstag stehe ich rechtzeitig auf, und Eddie fährt mich zur Schule, doch ich schaffe es nur knapp, pünktlich für die Schulnachrichten zu kommen, weil er mich ständig fragt, ob mit mir alles in Ordnung ist, und ich deswegen nicht von seinem Auto wegkomme. Als ich endlich im Technikraum eintreffe, sitzen Raymond und Simon schon am Tisch, und Ms Peterson stellt die Kamera auf.
    »Liam, du bist da«, sagt sie strahlend. Simon steht vom Nachrichtentisch auf.
    »Heute könnte Simon die Schulnachrichten vortragen«, sage ich, doch Simon schüttelt den Kopf.
    »Auf keinen Fall«, sagt er. »Das kannst du am besten.«
    Ich zucke die Achseln und setze mich an den Tisch. Raymond reicht mir die Nachrichtentexte, doch ich werfe keinen Blick darauf.
    »Willst du sie dir nicht durchlesen, bevor wir anfangen?«
    Ich schüttele den Kopf. Ms Peterson gibt das Zeichen, und ich sacke auf dem Stuhl in mich zusammen. Ich merke kaum, dass das rote Licht angeht, und Raymond versetzt mir unter dem Tisch einen Fußtritt. Ohne den Kopf zu heben, fange ich an zu sprechen.
    »Heute früh hat jemand beschlossen, dass wir alle über die Komitees für das Schulfest nachdenken sollten. Toll. Klasse. Tretet einem Festkomitee bei.«
    »Jen Van Sant sucht Schüler der Abschlussklasse, die daran interessiert sind, als Models in der Modenschau mitzulaufen, um Spenden fürs Schulfest zu sammeln. Meldet euch bei Jen.«
    »Der Debattierklub hat den Wettbewerb gegen Kingston gewonnen. Juhu.«
    »Die Nominierungen für den Ballkönig und die Ballkönigin sind erfolgt. Natürlich bin ich nominiert worden. Typisch. Das, was ich am meisten wollte, war nur einmal ein bisschen uncool zu sein. Ist das denn zu viel verlangt? Anscheinend schon. Offensichtlich bin ich absolut gescheitert, was meine Unbeliebtheit betrifft. Also gut, macht schon. Stimmt für mich. Ist mir doch egal.«
    Ms Peterson starrt mich verwirrt an, doch ich höre nicht auf.
    »Heute gibt es zum Mittagessen Spaghetti Bolognese mit Knoblauchbrot und Milch. Der Tütenlunch besteht aus einem harten Thunfischbrötchen, Chips und Milch. Und wieder gibt es kein vegetarisches Menü zur Auswahl, aber auch das ist okay, denn ich finde es super, jeden Tag zum Mittagessen Brot und Milch serviert zu bekommen. Toll.« Ich lege die Blätter weg und sehe endlich in die Kamera.
    »Ob ihr es glaubt oder nicht, es gibt keine weiteren Meldungen, weil hier absolut nichts weiter los ist. Ich würde sie ja auf Französisch wiederholen, aber das lohnt sich wohl kaum, findet ihr nicht auch?« Ich lehne mich zurück. »Raymond?«
    Für einen Moment wirkt Raymond verdutzt. Dann grinst er, als hätte ich mir wieder etwas ganz Neues und Aufregendes einfallen lassen. Er setzt seine Sonnenbrille auf und fängt an,

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