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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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«Mein Gott», sagte er ruhig. Dann sagte er laut genug, damit sie es verstehen konnte: «My bonnie lies over the ocean.»
    Bei Sams Rückkehr zum Empfang war nur noch eines der Mädchen da, diejenige, die zuvor nichts gesagt hatte. «Sie ist in schlechter Verfassung», sagte Sam.
    Das Lächeln verschwand keine Sekunde. «Sie meinen Mrs. White?» fragte sie. «Manchmal dringt man zu ihr durch. Aber nicht besonders oft.»
    «Hören Sie», sagte Sam. «Ich muß mich unbedingt mit ihrer Tochter in Verbindung setzen, aber ich habe keine Adresse.»
    «Wir dürfen keine persönlichen Daten weitergeben», sagte sie.
    «Wie wär’s, wenn Sie sie einfach anrufen und fragen, ob es okay ist?»
    Sie schüttelte den Kopf. «Tut mir leid.»
    «Ich habe eine weite Anreise hinter mir», sagte Sam. «Es ist wirklich sehr wichtig.»
    Das Mädchen seufzte, warf einen Blick zur Tür und sah ihn dann wieder an. «Es tut mir leid», sagte sie. «Das darf ich nicht.»
    Sam zog einen Zwanzigpfundschein aus seiner Brusttasche und legte ihn auf die Theke.
    Der Blick des Mädchens richtete sich kurz darauf. Das Lächeln war immer noch da, als sie Sam wieder ansah. Sie schüttelte den Kopf. «Ich könnte Schwierigkeiten bekommen», sagte sie, aber mit einem Hauch von Zweifel.
    «Es wird niemand erfahren», sagte Sam, zog aus derselben Tasche einen weiteren Zwanziger und legte ihn neben den ersten.
    Das Mädchen schaute sich schnell um und steckte die Scheine ein. «Ich habe in ungefähr fünfzehn Minuten frei», sagte sie.
    «Auf dem Parkplatz steht ein kastanienbrauner Volvo», sagte Sam. «Ich werde dort auf Sie warten.»
     
    Louise White war eine hochgewachsene Frau, achtundzwanzig Jahre alt und Hundeliebhaberin. Barney erkannte das sofort. Er stellte sich auf die Hinterbeine, trippelte ein Stück herum, wie Geordie es ihm beigebracht hatte, und schaffte es so, daß er und Sam fast schon ins Haus gebeten wurden, noch bevor Sam erklärt hatte, warum sie gekommen waren.
    Doch sie schüttelte den Kopf, als Sam die Frage stellte. «Selina», sagte sie. «Nein, ich habe sie schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Das letzte, was ich von ihr gehört habe, war, daß sie nach York gezogen ist.» Als sie den Namen der Stadt aussprach, wanderte ihr Blick von Sam fort. «Da ist gestern ein schrecklicher Doppelmord passiert», sagte sie. «Ein Ehepaar. Es war in den Nachrichten. Mußte dabei an Selina denken.»
    Sie hatte ihr langes blondes Haar zu einem Knoten aufgesteckt, deshalb erinnerte sie Sam an eine Lehrerin. Ihr längliches schmales Gesicht war nicht unattraktiv, auch wenn es einen fischigen Eindruck vermittelte, vielleicht an einen Delphin erinnerte? Sie saß Sam gegenüber auf einem riesigen Sofa, Barney lag vor ihren Füßen. Gelegentlich kraulte sie den Hund am Kopf. Wenn sie aufhörte, stubste Barney mit seiner Nase gegen ihr Bein, bis sie weitermachte. Dann sagte sie: «Oh, du willst mehr, was? Du bist ein hübscher Bursche, weißt du das? Du bist ein schöner Hund.»
    Sam saß auf einem Sessel und versank bis zu den Knöcheln im langflorigen Teppich. Ansonsten war das Zimmer eher spärlich möbliert, obwohl es eine deutliche Vorliebe für Spiegel und Uhren zu geben schien. Über dem Kamin hing eine Kuckucksuhr, und an der gegenüberliegenden Wand stand eine Pendeluhr in einem länglichen Gehäuse. Auf einem Bücherregal neben Sams Sessel tickte eine Kaminuhr aus Keramik, und auf einem kleinen Tisch neben der Tür stand eine weitere Uhr mit der Abbildung einer Harley-Davidson und der Aufschrift JOHNS TRAUMMASCHINE.
    «Wann war das?» fragte Sam. «Seit wann ist sie weg?»
    «Seit sechs oder sieben Jahren. Sie hat mal angerufen, um zu sagen, daß sie heiraten und nach York ziehen wollte. Sie sagte, sie werde uns ihre neue Adresse schicken, aber das hat sie nie getan.»
    «Dann wissen Sie also nicht, wie Sie sich mit ihr in Verbindung sezten könnten?»
    Louise White schüttelte den Kopf. «Als sie in London lebte, hat sie auch nie geschrieben. Ich war fünfzehn, als ich sie das letzte Mal gesehen habe.» Sie erhob sich von dem Sofa und holte einen Karton mit Fotos aus einem Schrank. Sie kramte darin herum und reichte Sam schließlich eines. «So hat sie damals ausgesehen.» Sie ging wieder zu Barney. «Oh, du bist ein verspielter kleiner Bursche», sagte sie. Dann zu Sam: «Woher kennen Sie meine Schwester?»
    «Ich kenne sie nicht», sagte er. «Ich versuche nur, sie für jemanden zu finden. Für einen Mann namens Norman Brown.» Er

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