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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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«Setz dich einfach hier hin und ruh dich was aus», sagte sie. «Ich ruf dich, wenn das Essen fertig ist.» Sie legte Rubber Soul auf den Plattenteller und hob den Tonarm über das erste Stück weg. «Die erste Nummer ist Ringo», sagte sie. «Das hier ist John.» Lennons Stimme füllte den Raum mit den ersten Zeilen von «Girl».
    Orchid lag auf dem Sessel Norman gegenüber, öffnete die Augen und sah ihn an. Norman starrte zurück und rümpfte die Nase.
    Janet gab Norman die Plattenhülle, und er sah sie sich eine halbe Minute an, bevor er sie auf den Boden legte. «Die sehen aus wie Dinosaurier», meinte er. «Aber der Song ist echt gut.»
    Janet hob das Cover vom Boden auf und legte es neben den Plattenspieler. Sie lächelte leise vor sich hin, als sie es ansah. «Sie sind keine Dinosaurier», sagte sie. «Müßten sich nur mal die Haare schneiden lassen.»
    «Wenn wir gegessen haben», schlug Norman vor, «könnten wir ausgehen. In einen Pub in der Stadt«. Irgendein Laden mit Musik, wo was los ist. Du könntest dir ein nettes Kleid anziehen, dich ein bißchen zurechtmachen. Wir könnten uns vollaufen lassen.»
    Janet lächelte ihn an. «Wie ein richtiges Pärchen», sagte sie. «Wir werden ein Paar sein.»
    «Ja», meinte Norman. «Wir werden zu zweit sein.»
    «Nein, Norman. Du verstehst nicht. Ich meine, wir werden wie ein Paar sein, wie ein richtiges Ehepaar.»
    «Ich hab es gehört», sagte er. «Ich hab dich schon beim erstenmal verstanden. Mit meinen Ohren ist alles in Ordnung.»
    Sie kehrte in die Küche zurück, ließ Norman mit den Fingern zum Rhythmus trommeln. Ein paar Minuten später tauchte er in der Küchentür auf. «Er hat - wie heißt der noch schnell, der Typ, der ihn erschossen hat?»
    «Mark Chapman», sagte sie.
    «Ja, genau der», sagte Norman. «Mark Chapman. Der hat von einem Bullen Dumdums gekriegt?»
    Janet schloß die Backofentür. «Es ist wahr, Norman», sagte sie. «Dumdums, das sind doch die Kugeln, bei denen man die Spitze anbohrt, damit sie explodieren, wenn sie das Ziel treffen? Stimmt das?»
    «Ja.» Norman schüttelte den Kopf. «Diese verschissenen Bullen», sagte er. «Denen kannst du nie vertrauen.»
    Norman ging wieder ins Wohnzimmer und schlich sich an Orchid heran. Er packte sie mit beiden Händen und warf sie quer durch den Raum. Sie landete auf allen vieren und flitzte mit einem schrillen Ton in die Küche. «Orchid», sagte Janet, «was ist ’n mit dir los?» Sie erschien in der Wohnzimmertür. «Irgendwas stimmt in letzter Zeit mit Orchid nicht», sagte sie. «Sie flippt dauernd aus.»
    «Ja», meinte Norman. «Ist mir auch schon aufgefallen.»
     

Kapitel 24
     
    Geordie war der einzige, der an diesem Tag nicht weinte. Als er am nächsten Morgen aufwachte, wußte er nicht mal, daß er überhaupt geweint hatte. Die Nacht hatte er in seinem eigenen Bett begonnen, aber weder er noch Barney konnten einschlafen, also hatte er schließlich Sams alten Schlafsack aus dem Abstellschrank unter der Treppe rausgekramt, ihn mitten in Sams Wohnzimmer ausgebreitet und war dort hineingekrochen. Sam schlief ebenfalls nicht. Er hörte, wie der Junge im Dunkeln herumschlich, Türen schlug, sich den Zeh stieß und fluchte.
    Irgendwann während der Nacht verließ Sam das Bett und machte sich eine Tasse Tee. Geordie schnarchte inzwischen im Schlafsack, und Barney hatte sich auf seinen Füßen zusammengerollt. Ursprünglich wollte Sam den Tee trinken und wieder zu Bett gehen, aber Geordies gleichmäßiges Atmen und das Gefühl von Nähe und Behaglichkeit, weil noch jemand im Zimmer war, hatte ihn in einen ruhigen und sogar erholsamen Schlaf gewiegt, obwohl er aufrecht im Sessel saß. Barney wechselte während der Nacht den Platz, doch weder bekam Geordie etwas davon mit, daß er fort war, noch hörte oder spürte Sam, wie der Hund auf seine Knie sprang.
    Sam schlug die Augen auf, als Geordie die Vorhänge aufzog. Er blieb in seinem Sessel. Er schaute zu, wie Geordie durch den Raum stolperte, den Schlafsack wegräumte, eine Dose Hundefutter für Barney aufmachte, einen Kessel mit Wasser füllte und auf den Herd stellte. Erst nachdem er den Kessel gefüllt hatte, bemerkte Sam, daß Geordies Gesicht im Licht des frühen Morgens glänzte.
    «Du weinst ja», sagte er.
    «Ah-hah?» machte Geordie. Eine Hand hob sich an sein Gesicht und war feucht, als er sie zurückzog. Er starrte seine Finger an und rieb sich dann die Augen. Er lächelte durch die Tränen und schüttelte den Kopf. «Hab

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