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Vollendet (German Edition)

Vollendet (German Edition)

Titel: Vollendet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Shusterman
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Mann nicht so leicht beeindrucken, und Roland verfügt, anders als Connor, nicht über die geistige Gewandtheit, ihn zu erschüttern. Das ist aber auch ziemlich egal, denn Roland hat gar nicht vor, ihn zu erschüttern.
    Rolands Plan nahm Formen an, kurz nachdem Connor ihn aus dem Container befreit hatte. Am liebsten hätte er Connor die Glieder einzeln ausgerissen, aber der hatte drei Jungs zu seiner Unterstützung dabei, die es an Größe und Kraft mit Roland aufnehmen konnten. Eigentlich waren sie auf Rolands Seite gewesen. Eigentlich. Das war das erste Anzeichen dafür, dass sich die Lage radikal verändert hatte.
    Connor erzählte ihm vom Aufstand und von Cleavers Tod. Für seinen Mordverdacht entschuldigte er sich halbherzig, was Roland nicht annahm. Wäre er bei dem Aufstand dabei gewesen, wäre er organisiert und erfolgreich abgelaufen. Mit ihm wäre es eine Revolution geworden, kein Chaos. Einzig und allein Connor war schuld daran, dass Roland nicht Herr über das Camp war.
    Als sie am Schauplatz der Krawalle ankamen, stand Connor im Mittelpunkt, alle Fragen wurden an ihn gerichtet. Er gab die Kommandos, und sie hörten auf ihn. Sogar Rolands engste Freunde wichen seinem Blick aus. Er hatte keinerlei Unterstützung mehr. Dass er bei der Katastrophe nicht dabei gewesen war, machte ihn zum Außenseiter, und die Position, die er verloren hatte, würde er nie wieder aufbauen können. Es war Zeit für einen neuen Plan.
    Roland willigte ein, den Hubschrauber zu fliegen und dem Admiral das Leben zu retten – nicht etwa, weil ihm der alte Mann so sehr am Herzen lag, sondern weil er den Flug als eine Tür zu einer neuen Chance betrachtete.
    »Ich bin neugierig«, sagt der säuerlich riechende Polizist. »Warum willst du die anderen beiden verpfeifen, wenn du doch dann selber auch dran bist?«
    »Es gibt eine Belohnung von fünfhundert Dollar für jeden flüchtigen Wandler, oder nicht?«
    Der andere grinst spöttisch. »Macht eintausendfünfhundert, wenn du dich selbst mit einrechnest.«
    Roland sieht dem JuPo in die Augen – ohne Scham, ohne Angst – und präsentiert kühn sein Angebot. »Und wenn ich Ihnen sage, wo es mehr als vierhundert flüchtige Wandler gibt? Wenn ich Ihnen helfe, eine ganze Schmuggeloperation auffliegen zu lassen? Was wäre das wert?«
    Der Polizist mustert Roland gebannt und mit neuem Interesse. »Okay«, sagt er. »Ich bin ganz Ohr.«

50. Connor
    Roland hat länger durchgehalten, als Connor es ihm zugetraut hätte. An diesen Trost klammert er sich, als der Polizist und zwei bewaffnete Wachleute ihn und Risa in den Raum führen, in dem zuvor Roland verhört wurde. Dem selbstgefälligen Ausdruck auf Rolands Gesicht nach zu urteilen hat hier jedoch vielmehr ein Handel anstelle eines Verhörs stattgefunden.
    »Setzt euch«, sagt der Polizist, der neben Roland an der Tischkante lehnt. Roland sieht die beiden nicht an, ja, er tut, als wären sie gar nicht da. Er lehnt sich einfach zurück und verschränkt die Arme, so weit die Handschellen es zulassen.
    Der Polizist redet nicht lange um den heißen Brei herum. »Euer Freund hier hatte ziemlich viel zu erzählen, und er hat uns ein interessantes Angebot gemacht. Seine Freiheit gegen vierhundert Wandler. Er ist bereit, uns genau zu sagen, wo sie sind.«
    Dass Roland ihn und Risa nicht schonen würde, ist Connor klar gewesen, aber dass er so tief sinken würde, alle zu verraten, erschüttert ihn doch. Roland sieht sie immer noch nicht an, aber seine selbstgefällige Miene scheint ein wenig härter geworden zu sein.
    »Vierhundert, stimmt’s?«, fragt der zweite Polizist.
    »Er lügt«, sagt Risa mit bemerkenswert überzeugender Stimme. »Er versucht Sie hereinzulegen. Wir sind nur zu dritt.«
    »Nein«, sagt der Polizist neben Roland, »er sagt die Wahrheit. Wir sind allerdings überrascht, dass es nur vierhundert sind. Wir dachten, es müssten mittlerweile mindestens sechshundert sein, aber es werden ja auch immer wieder welche achtzehn.«
    Roland sieht ihn unsicher an. »Was?«
    »Es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber wir wissen alles über den Admiral und den Friedhof. Schon seit mehr als einem Jahr.«
    Der zweite JuPo kichert. Er freut sich über Rolands entgeistertes Gesicht.
    »Aber … aber …«
    »Warum wir nichts unternommen haben?«, hilft der Polizist Roland auf die Sprünge. »Sieh es mal so. Der Admiral ist so etwas wie eine herumstreunende Katze. In der Nachbarschaft mag sie keiner, aber es will sie auch keiner

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