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Vollendet (German Edition)

Vollendet (German Edition)

Titel: Vollendet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Shusterman
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erfahren sie nicht, denn er verliert das Bewusstsein, ehe er weitersprechen kann.
    »Wenn wir ihn nicht in ein Krankenhaus bringen, stirbt er«, sagt Risa, die erneut mit einer Herzmassage beginnt.
    Connor sieht sich hektisch um, doch der Golfcaddie ist das Einzige, was auch nur in die Nähe eines richtigen Fahrzeugs kommt.
    »Der Hubschrauber ist noch da«, stellt Hayden fest, »aber da der Pilot tot ist, sind wir ziemlich angeschissen.«
    Risa sieht Connor an. Auch ohne Risa für Dummies weiß er, was sie denkt. Der Pilot ist tot – aber Cleaver hat einen anderen angelernt.
    »Ich weiß, was zu tun ist«, sagt Connor. »Ich kümmere mich darum.«
    Er steht auf und wirft einen Blick in die Runde: rauchgeschwärzte Gesichter, schwelende Feuer. Nach dem heutigen Tag wird nichts mehr so sein wie früher.
    »Hayden«, sagt er, »du hast die Verantwortung. Bring hier alles unter Kontrolle.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    Connor überlässt ihn seinem Schicksal und sucht sich drei der größten Kids in seiner Nähe heraus. »Du, du und du«, sagt Connor. »Ihr kommt mit zum FedEx-Flieger.«
    Die drei treten vor und Connor führt sie zu Container 2399 und Roland. Das wird keine einfache Unterhaltung werden.

47. Assistenzärztin
    In den sechs Monaten, die sie nun auf der Notfallstation Dienst macht, hat die Ärztin allerlei merkwürdige Geschichten erlebt, die wohl ein ganzes Buch füllen würden. Doch dass jemand mit dem Hubschrauber eine Bruchlandung auf dem Parkplatz des Krankenhauses hinlegt, ist ihr noch nicht untergekommen.
    Sie rennt mit einem Team aus Krankenschwestern und Pflegern nach draußen. Es ist ein kleiner Privathubschrauber – vermutlich ein Viersitzer. Er scheint in einem Stück zu sein, und auch die Rotorblätter drehen sich noch. Der Helikopter hat ein geparktes Auto nur um einen halben Meter verfehlt. Da wird wohl jemand seine Lizenz verlieren.
    Zwei Jugendliche steigen aus und helfen einem älteren Mann aus dem Hubschrauber, dem es nicht gut geht. Die Transporttrage ist schon auf dem Weg zu ihnen.
    »Ihr wisst, dass wir auf dem Dach einen Hubschrauberlandeplatz haben, oder?«
    »Er hat sich nicht zugetraut, darauf zu landen«, sagt das Mädchen.
    Als die Ärztin den Piloten sieht, der hinter den Schalthebeln sitzt, wird ihr klar, dass Lizenzen hier kein Thema sind – er kann nicht älter als siebzehn sein. Die Ärztin kümmert sich um den alten Mann. Durch das Stethoskop ist aus seiner Brust kaum ein Ton zu hören. Sie wendet sich an das restliche medizinische Personal: »Stabilisiert ihn und bereitet ihn auf eine Transplantation vor.« Dann dreht sie sich zu den Jugendlichen um. »Er hat Glück, dass ihr ein Krankenhaus mit Herzbank erwischt habt, sonst hätten wir ihn noch durch die ganze Stadt fliegen müssen.«
    Da hebt der Alte auf der Trage die Hand. Er packt die Ärztin mit einer Kraft, die man ihm in seinem Zustand gar nicht zutrauen würde.
    »Kein Transplantat«, sagt er.
    Nein, tu mir das nicht an , denkt die Ärztin. Die Schwestern zögern. »Sir, das ist eine Routineoperation.«
    »Er will kein Transplantat«, sagt der Junge.
    »Ihr habt ihn von Gott weiß woher von einem minderjährigen Piloten herfliegen lassen, um ihm das Leben zu retten, und jetzt dürfen wir es nicht tun? Wir haben einen ganzen Schrank voll mit gesunden jungen Herzen …«
    »Kein Transplantat!«, wiederholt der Mann.
    »Es ist, äh, gegen seine Religion«, erklärt das Mädchen.
    »Was halten Sie davon?«, sagt der Junge. »Sie machen einfach das, was sie getan haben, ehe sie einen Schrank voll mit gesunden jungen Herzen hatten.«
    Die Ärztin seufzt. Wenigstens ist ihr Studium, in dem sie die alten Methoden gelernt hat, noch nicht allzu lange her. »Es mindert seine Überlebenschancen drastisch – das weiß er, oder?«
    »Er weiß es.«
    Sie wartet noch einen Moment, ob es sich der Mann anders überlegt, und gibt dann auf. Die Pfleger schieben ihn eilig in die Notaufnahme, die beiden Jugendlichen folgen.
    Die Ärztin bleibt noch einen Moment und atmet tief durch. Da packt sie jemand am Arm. Als sie sich umdreht, sieht sie sich dem jungen Piloten gegenüber, der die ganze Zeit nichts gesagt hat. Der Blick auf seinem Gesicht ist flehend, aber entschlossen. Sie glaubt zu wissen, worum es geht. Sie sieht erst den Hubschrauber und dann den Jungen an. »Das musst du mit der Luftfahrtbehörde ausmachen«, sagt sie. »Wenn er überlebt, werden sie dich sicher laufen lassen. Vielleicht wirst du sogar als Held

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