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Vollmeisen

Vollmeisen

Titel: Vollmeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klein Kerstin
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»das kann er sofort vergessen. Ich putz doch keine Silberlocken-Klos, irgendwo hört es ja mal auf.«
    Â»Ach, und was willst du stattdessen tun?«, fragte ich sie. »Vielleicht die Gewerkschaft anrufen? Nun komm schon, denk an Mama.«
    Dieser Gedanke trug uns durch alle Zimmer und besonders durch die Bäder. Wer es noch nicht wusste – Senioren sind ab einem bestimmten Alter nicht immer besonders zielgenau. Aber wir schafften bis elf Uhr wirklich alle Zimmer und schmissen erschöpft die Gummihandschuhe in den Müll. Vincent erwartete uns schon in der Küche.
    Â»Ihr kocht Mittagessen, gibt Gemüsesuppe mit Fleischbällchen. Seht ihr hier alle Zutaten. Vier bekommen normal Suppe, drei bekommen durchgedreht.« Schon wieder verschwand er.
    Durchgedreht? Das passte zu ihm. Aber halt, ja, er meinte wohl püriert, denn ich erblickte eben einen Pürierstab. Wir schnippelten Gemüse, schälten Kartoffeln, holten die zum Glück schon fertigen Fleischbällchen aus ihrer Tiefkühlverpackung und warfen alles in einen Riesentopf. Melinda goss Wasser drüber, und wir sanken ermattet auf zwei Stühle, die an einem kleinen Tisch standen.
    Â»Das überleb ich nicht«, jammerte sie. »Ich will eine richtige Geisel sein, von mir aus auch angekettet in einem feuchten Kellerraum und mit nichts als Wasser und Brot, aber das hier übersteh ich nicht. Ich bin völlig fertig.«
    Ich musste ihr recht geben. Auch ich war völlig kaputt, und es war erst halb zwölf Uhr mittags.
    Â»Pass auf. Wir decken jetzt den Tisch und bringen die Suppe raus. Auf dem Zettel steht, zum Nachtisch gibt es Joghurt, der steht fertig im Kühlschrank. Danach machen die bestimmt Mittagsschlaf, und wir haben auch Pause. Dann überlegen wir uns was«, machte ich uns Mut.
    Wirklich gestand uns unser Gefängnisaufseher eine Stunde Pause nach dem Mittagessen zu. Wir aßen etwas von der Suppe, die uns gar nicht mal so schlecht gelungen war, und gingen in unser Zimmer.
    Â»So«, sagte ich, »jetzt lass uns mal ganz logisch über unsere Situation nachdenken. Äh, du fängst an.«
    Â»Wir müssen herausfinden, was dein dicker Freund eigentlich bezweckt«, sinnierte Melinda.
    Â»Toll, das wissen wir doch. Er will Simon, und weil er den nirgendwo finden kann, nimmt er uns als Geiseln, damit er an ihn rankommt. Ist doch klar.«
    Â»Warte, warte«, sagte Melinda. »Wenn er den nirgendwo finden kann, wie können wir ihm dann helfen? Und wie will er ihn mit uns erpressen, wenn er gar nicht mit ihm sprechen kann?«
    Wir sahen uns an.
    Â»Verdammt, du hast recht. Wir sind ihm nur nützlich, wenn wir ihn zu Simon bringen können, aber das können wir ja gar nicht. Höchstens, wenn Simon wieder in Kontakt mit mir treten würde. Aber das tut er ja nicht. Er wird ja wohl ahnen, dass sein Handy überwacht wird, deswegen ist seine Nummer auch nicht mehr vergeben. Und das weiß Vincent doch sicher auch. Also, was machen wir hier?«
    Â»Ich hab’s«, rief Melinda. »Seine Verbrecherehre hat es nicht überwunden, dass du ihm da im Parkhaus entwischt bist. Und weil er ein effektiver Verbrecher ist, verbindet er das Angenehme mit dem Nützlichen und hat uns entführt, um zum einen sein Gesicht nicht zu verlieren und zum anderen, um billige Arbeitskräfte für sein Altersheim zu finden.«
    Â»Seniorenstift«, korrigierte ich automatisch. »Aber natürlich, das ist es«, gab ich ihr recht. »Aber ist der Aufwand nicht etwas groß? Ich meine, nur dafür, dass wir hier den ganzen Tag für nix arbeiten, auch Mama als Geisel zu nehmen?«
    Wieder starrten wir uns an.
    Â»O Mann, sind wir blöde«, stöhnte Melinda.
    Â»Ich fürchte, wir sind uns endlich mal einig«, setzte ich seufzend hinzu, »wir haben uns von dem Scheißkerl nur komplett einschüchtern lassen. Mama ist überhaupt keine Geisel. Wenn er Mama hat, muss er ja auch Papa haben, oder? Und wie soll das gehen? Das fällt doch auf, wenn Papa nicht in die Werkstatt kommt und Mama ihre Tupper -Termine einfach so sausen lässt.«
    Wir nahmen uns erleichtert in die Arme und tanzten durch das Zimmer. Für einen Moment waren alle unsere Feindseligkeiten vergessen. Aber dann hielt ich inne.
    Â»Okay. Das ist alles gut. Aber wie kommen wir hier raus? Wenn wir jetzt die Polizei rufen, kann er sich immer noch Mama schnappen. Oder er ist so sauer auf uns,

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