Vollmondfieber: Roman (German Edition)
wie ein Schraubstock.
Nein, nein, nein. Wir müssen hier verschwinden. Hilf mir, dem ein Ende zu machen! Ich wich zurück, und dieses Mal presste ich die Stirn an seine Brust. »Hör zu!« Ich hämmerte mit den Fäusten auf seinen Brustkorb. »Hör auf, mich zu küssen, ich muss dir etwas sagen!« Ich war eindeutig berauscht von etwas, was er mir gab. Ich schüttelte mich.
Rourke wehrte sich machtvoll mit einem zähnefletschenden Knurren, und seine Arme schlangen sich erneut um meinen Körper. »Jessica.« Seine Stimme war leise, animalisch und heiß.
»Rourke!« Mühsam wich ich einen Schritt zurück. Dieses Mal ließ er mich gehen. »Du musst mir jetzt zuhören. Ich habe gerade mit meinem Vater gesprochen, und wir sind in größerer Gefahr, als wir gedacht haben. Nicht morgen oder übermorgen, sondern jetzt! Wir müssen uns bewaffnen und auf der Stelle von hier verschwinden. Er hat gesagt …«
Rourkes Haltung veränderte sich augenblicklich.
Seine Reflexe schalteten von entspannt auf angespannt. Mit einem Schritt nach vorn legte er mir eine Hand in den Nacken. Ganz sanft, sacht, zog er mir den Kopf in den Nacken, damit ich ihm direkt in die Augen sehen konnte. Seine Augen funkelten gefährlich.
»Was hat er noch gesagt, Jessica?«
Meins. Ich blinzelte. »Er hat gesagt, sie wären nahe am Fluss, aber die Southern-Faktion wäre vor ihnen.«
Fluchend löste er sich von mir und drehte sich langsam um.
»Das ist nicht alles.« Rourkes Blick nagelte mich fest. Das Raubtier in ihm nahm mir schlicht den Atem. Ich bekam eine Gänsehaut, als seine Gesichtszüge etwas Hartes bekamen, etwas Animalisches. »Mein Vater ist überzeugt, dass sie mit einer anderen übernatürlichen Gemeinde kooperieren. Er hat gesagt, die Wölfe hätten die Kampfhandlungen freiwillig eingestellt, als wir fort gewesen seien. In seinem ganzen Leben habe er noch nie gesehen, dass ein Wolf einfach aufhöre zu kämpfen. Wer immer da die Fäden zieht, geht äußerst planvoll vor.«
Rourke nahm mich bei der Hand und rannte los, hinaus aus dem Wald. »Wir müssen unser Zeug aus der Hütte holen und sofort von hier verschwinden! Vier Meilen von hier gibt es eine Höhle, in der ich Waffen gebunkert habe. Wir bewaffnen uns, und dann verlassen wir den Wald und treffen uns mit deinem Vater.«
»Rourke!« Ich blieb stehen, zog ihn zurück, versuchte, genauer zu ergründen, was sich hinter seiner Dringlichkeit verbarg. »Wasweißt du darüber? Weißt du, mit wem die Südwölfe zusammenarbeiten? Wer ist sonst noch hinter mir her?« Panik brodelte knapp unter der Oberfläche. Meine Wölfin knurrte leise. Von unserem Gefährten hintergangen zu werden, war kein guter Beginn für eine Beziehung.
Er ließ mich los, drehte sich um und strich sich mit beiden Händen durchs Haar. Kein gutes Zeichen. »Ich bin nicht sicher, es ist nur eine Ahnung. Aber ich schwöre dir, so war das nicht geplant.« Ich schwieg, doch meine Gedanken überschlugen sich. Seine Hände tasteten wieder nach meinem Körper; seine Finger umspannten meine Unterarme. »Jessica, du musst mir glauben! Ich habe dich nicht hierhergebracht, um dich in eine Falle zu locken. Ich hatte keine Ahnung, dass du meine Gefährtin bist, als das alles angefangen hat.« Seine Augen flackerten. »Sag, dass du mir glaubst! Bitte.«
»Ich … Ich …« Ich wollte es sagen.
»Jessica«, er brüllte es fast, »ich habe dich nicht hergebracht, um dich in eine Falle zu locken! Ich habe dich hergebracht, weil das der beste Ort ist, der mir eingefallen ist, um dich in Sicherheit zu bringen, bis ich … ich meine, wir … alles durchschauen.«
»Okay«, sagte ich und ging an ihm vorbei in Richtung Hütte. »Ich habe verstanden, was du gesagt hast. Aber wenn du erlaubst, würde ich mir mein Urteil gern vorbehal…«
»Jessica, bitte!« Er fuhr sich mit der Hand über den Mund, und seine Augen blickten flehentlich. »Du musst mir zuhören …«
Plötzlich war Gebrüll in der Ferne zu hören, gefolgt von etwas, das einem Zischen ähnelte, danach noch mehr Zischlaute.
Rourke tat einen Schritt auf mich zu, ergriff meine Hand und rannte mit mir zur Hütte, dem einzigen Ort, an dem wir Waffen hatten. »Rourke!«, brüllte ich im Laufen. »Was kommt da auf uns zu? Was zum Teufel ist los?«
Er kam, wenn auch schlitternd, so schnell zum Stehen, dass ich gegen seinen Rücken prallte. Ich rappelte mich auf. AberRourke hielt mich so fest gepackt, dass er mir schmerzhaft das Blut in den Handgelenken abpresste. Wir
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