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Vollmondfieber: Roman (German Edition)

Vollmondfieber: Roman (German Edition)

Titel: Vollmondfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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heulte.
    Tyler sprang vor. Er hatte keine Wahl, er musste die beiden nächsten Wölfe angreifen. Geduckt nahm ich Kampfhaltung ein. Endlich – endlich!   – kamen die Muskeln unter meiner Haut in Bewegung, wuchsen und dehnten sich, veränderten sich, bereiteten mich auf den Kampf vor. Der wütende Wolf, dessen Schulter ich getroffen hatte, hatte mich beinahe erreicht. Sobald der Scheißkerl seine schmutzigen Hände nach meiner Kehle ausstreckte, würde ich ihn zu Boden schicken! Meine Augen fixierten ihn wie Laserstrahlen. Er dachte, ich wäre schwach.
    Falsch gedacht.
    Aber ehe er mich erreicht hatte, riss mich etwas zurück.
    Mein Angreifer bellte seine Wut hinaus.
    Was zum Teufel …! Die Straße bewegte sich unter mir. Rourkes Arm umklammerte meine Taille; mein Hintern berührte kaum die Kante des Soziussitzes.
    »Steig auf die gottverdammte Karre!«, brüllte Rourke.
    Mir blieb keine Zeit zu protestieren. Im nächsten Moment trafen wir auf dem Bordstein auf und flogen himmelwärts – ein paar Herzschläge lang, bis die Schwerkraft uns wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Ehe das geschah, gelang es mir, mein Bein über den Sitz zu werfen und mich mit aller Kraft an Rourkes Jacke festzuklammern. Wir schossen den Bahndamm hinauf und krachten durch den rostigen Zaun, als wäre er gar nicht da. In irrwitziger Geschwindigkeit hüpfte das Motorrad übers Gleisbett und dann, Nase voran, den grasbewachsenen Hang zum Kanal hinunter. Jede Unebenheit fühlte sich an wie ein ganzer Berg, der uns entgegen zur Begrüßung aus der Böschung sprang.
    Rourke ließ die Maschine die Böschung hinunterwedeln, als sei sie ein Snowboard. Erst im letzten Moment brachte er das Gefährt auf Parallelkurs zum Kanalbett, kurz bevor wir auf dem Betonboden auftrafen. Da Rourke den Aufschlagwinkel gut gewählt hatte, wurde der Aufprall abgemildert. Dennoch geriet die Maschine ins Torkeln. Die Stoßdämpfer gaben das hohe, protestierende Ächzen und Schrillen überbeanspruchten Metalls von sich. Aber sie hielten stand und damit das Bike einigermaßen aufrecht.
    Als wir auf den Betonboden hüpften, öffnete ich mühsam die Augen und schrie: »Rourke, du Scheißkerl! Wenn ich hätte sterben wollen, hätte ich auch bleiben und kämpfen können!«
    Er riss das Motorrad hart nach rechts, und alle Muskeln unter seiner Jacke spannten sich gleichzeitig. Seine Kraft war spürbar, als er den Stiefel vom Pedal nahm, um uns zu stabilisieren. Funken stoben vom Beton auf. Als Rourke die schwere Maschine schließlich vollständig aufgerichtet hatte, rief er mir über die Schulter zu: »Sind ja wohl noch ziemlich lebendig, wir zwei, Herzchen!«
    »Klugscheißer!«, brüllte ich zurück. Über meine Schulter sah ich zwei Wölfe, immer noch in menschlicher Gestalt, auf den Gleisen herumstolpern. Ein Dritter kam hinter ihnen gerade über den Kamm der Böschung. Ich war erleichtert. Denn wenn sie hinter mir her waren, ließen sie wenigstens Tyler unbehelligt. »Rourke, sie folgen uns! Ich hoffe, du hast einen Plan.«
    Ich suchte meinen Bruder. Ty, alles in Ordnung? Kannst du mich hören?
    Der vertraute sanfte Hauch wie ein Streicheln. Jess   … kämpfe   … kann dich nicht hören   … bring   … Sicherheit   … Und damit brach die Verbindung zu ihm ab.
    Offenbar waren wir nicht imstande, uns zu unterhalten und gleichzeitig zu kämpfen. Das ergab Sinn. Denn Kämpfen erfordert einen Haufen geistiger Kapazitäten. Mein Vater hatte sich auch nicht bei mir gemeldet, was wohl bedeutete, dass er ähnlich beschäftigt war. Vielleicht war das der Grund, warum ich ihn hatte aussperren können: Ich war in Kämpfe verwickelt gewesen. Beides gleichzeitig, kämpfen und mental kommunizieren, konnte ich eben nicht.
    Unsere Verfolger ließen sich zu Boden fallen, um sich zu wandeln. In Wolfsgestalt würden sie wahnsinnig schnell sein. Und sie hatten unsere frische Fährte.
    »Sie wandeln sich!«, brüllte ich Rourke zu. »In ungefähr drei Minuten wird es hier vor Wölfen nur so wimmeln!«
    »Dann ist es ja gut, dass wir von hier verschwinden!«, antwortete Rourke, während er brutal am Lenker riss und einen kleinen grasbewachsenen Hang hinaufraste. Während wir den Kanal entlang Distanz zu den Wölfen aufgebaut hatten, hatten sich dessen Seitenwände stark verjüngt. Es war also wesentlich leichter, aus dem Betonbett wieder herauszukommen, als es gewesen war hineinzugelangen. Das Motorrad hüpfte über den Kamm derBöschung, krachte durch einen

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