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Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Titel: Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas M. Sturm
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flirten. Auf den ersten Blick machte Staatsanwalt Reiter auch etwas her, er war zwar kein Riese, hatte aber eine drahtige Figur. Karin wusste, dass seine Haare vor gar nicht langer Zeit noch von grauen Strähnen durchzogen waren, doch er hatte diesen Umstand mithilfe der Chemie aus der Welt geschafft. Karin konnte sich noch gut erinnern, wie er zu Beginn ihrer Bekanntschaft auf sie wirkte. Er machte einen netten, kumpelhaften Eindruck. Doch dieser Eindruck relativierte sich schnell. Zuerst fand Karin nur seine Komplimente plump, später bemerkte sie diesen falschen Zug an ihm. Der Höhepunkt ihrer Beziehung war eine Weihnachtsfeier, wo er sich an sie heranmachte. Er verstand ihr Nein einfach nicht, obwohl Karin sich immer sehr deutlich artikulierte. Als er versuchte, seine Zunge in Karins Hals zu stecken, verpasste sie ihm eine Ohrfeige. Auch das steckte er zu Karins Verwunderung gelassen weg. Schon in der darauffolgenden Woche kam er wieder mit seiner überzogenen Freundlichkeit auf sie zu.
    Was mag er nur wollen, fragte sich Karin. Laut sagte sie: »Der Herr Staatsanwalt. Was führt Sie denn in unser Büro? Einsamkeit?«
    »Frau Wolf, gut sehen Sie heute wieder aus. Ich hörte von ihrem neuen Fall und da wollte ich mit Rat und Tat zur Seite stehen.«
    »Oh, und ich dachte, Frau Staatsanwältin Faust sei mit dem Fall betraut. Hat mich Kriminalrat Haupt da falsch unterrichtet?«
    »Nein, Sie haben recht, ich bin nicht offiziell mit dem Fall betraut. Wie gesagt, ich will nur helfen. Wenn Sie mir ihre Ermittlungsergebnisse vorlegen, kann ich vielleicht Unterstützung bieten.«
    »Stehen Sie in irgendeiner Beziehung zu Joachim Haase, dem Mordopfer?«
    »Ich muss in keiner Beziehung zu einem Mordopfer stehen, um meine Hilfe anzubieten.«
    »Aber Herr Reiter, Sie wissen doch, dass ich Ihnen selbst wenn ich möchte nichts mitteilen darf. Diese leidigen Zuständigkeiten. Wenden Sie sich doch bitte an Kriminalrat Haupt.«
    Damit hielt Karin Herrn Reiter auffordernd die Tür auf. Der Staatsanwalt ließ sich nichts anmerken und verabschiedete sich sehr höflich.
    Karin sank aufatmend in ihren Stuhl, sah Sandra an und sagte: »Der hat uns gerade noch gefehlt. Hat er dich sehr genervt?«
    »Genervt direkt nicht, aber irgendwie kam er mir komisch vor. Er wollte Informationen über den Mord und nebenbei versicherte er mir ständig, was ich für ein heißes Gerät bin.«
    »Das ist Reiters Art, er ist hinter jeder gutaussehenden Frau her. Seine Frau tut mir echt leid, wenn die wüsste. Du hast ihm doch hoffentlich nichts erzählt?«
    »Ich habe mich schwer gehütet. Schnüffelt er immer in fremden Fällen herum?«
    »Nein, ganz und gar nicht. Eigentlich ist er, was seine Arbeit betrifft, korrekt. Deshalb wundere ich mich über sein Interesse. Ich werde gleich mal Haupt fragen, was das soll. Und was das Wichtigste ist, er hat nicht verneint, das Opfer zu kennen.«

4. Kapitel
    Als sie aufstand, schien bereits die Sonne. Heute ging es ihr besser. Die Hände zitterten nicht mehr und sie hatte acht Stunden geschlafen
.
    Vor zwei Tagen war es, als sie den Mann in seinem Wagen erblickt hatte. Sie hatte ihn sofort wiedererkannt. Nie würde sie eins der Gesichter vergessen. Ihre Namen und ihr Aussehen hatten sich unauslöschlich in ihr Gedächtnis gebrannt. Sie dagegen kannten sie nicht, sie ahnten nicht einmal, dass sie existierte. Als sie ihn sah, wusste sie erst nicht, was sie tun sollte. Sie bezwang ihre Nerven durch Tätigkeit. Sie lief noch einmal zur Tankstelle und kaufte sich etwas Süßes, um sich zusätzlich zu beruhigen
.
    Dann wurde ihr klar, ivas geschehen würde. Sie musste ihn töten. Diese Erkenntnis heizte den Tanz ihrer Nervenzellen wieder von neuem an. Sie zwang sich zur Ruhe. Wie sollte sie es tun und womit? Sie schaute in den Kofferraum ihres Autos, da fiel ihr Blick auf den breiten Schraubendreher, mit dem sie immer beim saisonbedingten Räderwechsel die Steine aus dem Profil entfernte. Das Werkzeug war zwar nicht scharf – es sollte die Reifen nicht zerschneiden, nur die Steine entfernen – aber es würde gehen. Sie war stark genug, um es zu wagen
.
    Sie zog ihren Trenchcoat über, um die gefundene Waffe zu verbergen. Eigentlich war er ihr zu warm, vor allem, weil sie vor Anspannung schwitzte. Wie sie es bewältigte, ihr Auto zu starten und in die Waschbox zu fahren, würde ihr ewig ein Rätsel bleiben. Vor Aufregung war ihr schlecht, sie musste sich zusammenreißen, um sich nicht zu übergeben. An das Monster

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