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Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Titel: Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas M. Sturm
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sich von mir weggesetzt und sich nicht einmal entschuldigt, dass sie eine Gehörlose angequatscht hat.«
    Eben als Karin ihren Satz vollendete, wollte Sandra ihren Kaffee herunterschlucken. Es blieb beim Wollen. Sie musste derartig lachen, dass sie ihren Kaffee herausprustete, aber ein wenig geriet doch in ihre Speiseröhre. Jetzt kämpfte Sandra zwischen Lachen und Husten. Karin schlug ihr helfend auf den Rücken. Als Sandra wieder Luft bekam, schimpfte sie: »Das ist gemein von dir. Gerade wenn ich trinke, mich so zum Lachen zu bringen. Aber zur Strafe ist nun dein Auto vollgesaut.«
    »Tut mir leid, ich wollte nicht, dass du dich verschluckst. Aber schön war es doch«, freute sich Karin.
    Sandra warf ihr einen zornigen Blick zu, aber sie meinte es nicht so, schon wieder kichernd putzte sie die Bescherung weg und sagte: »Eigentlich hast du es nicht verdient, dass ich dich an den Ergebnissen meiner Recherchen teilhaben lasse, aber ich will mal nicht so sein. Da meine Zunge seit gestern Abend ständig nachschauen war, was mit dem bewussten Zahn los ist, konnte ich nicht schlafen. Also fuhr ich zur Polizeidirektion, um dort in Gesellschaft meines Computers die Nacht zu verbringen.«
    »Was sagt denn dein Freund zu solchen Aktionen?«
    »Der war gar nicht da. Er ist Fernfahrer und oft tagelang unterwegs. Jedenfalls nahm ich mir Haases Akte noch einmal vor, dabei stolperte ich über die Anzeige wegen Vergewaltigung. Er und ein zweiter Mann wurden vor drei Jahren beschuldigt, eine junge Frau belästigt und vergewaltigt zu haben. Die Anzeige stand laut Protokoll auf tönernen Füßen. Die junge Frau war wegen Drogenbesitzes vorbestraft und bis auf ihre Aussage gab es keinerlei Beweise für die Tat. Jedenfalls wurde kein Verfahren eingeleitet. Der ermittelnde Staatsanwalt in dieser Sache war übrigens dein Freund Reiter.«
    Karin hob resignierend die Schultern. »Reiter ist mir zwar nicht sympathisch, aber er ermittelt gründlich. Diese Spur läuft scheinbar auch ins Leere. Mackie hat mich angerufen, als du frisch gefüllt wurdest. Er hat das Foto und geht heute Vormittag noch zu seiner Claudia. Viel verspreche ich mir nicht davon, da wir seit gestern Abend wissen, dass Witkowski seine Finger bei diesem Mord nicht mit im Spiel hat, aber ich wollte Mackie sein Rendezvous nicht verderben.«
    Steffen Dahlmann betrachtete seine Strichliste, bevor er aus dem Auto stieg. Fünfundsechzig Restaurants und Kneipen hatte er seit gestern Mittag besucht. Da mehrere Gaststätten erst ab Mittag öffnen, war es eine lange Nacht am Vortag geworden.
    Bevor er gestern seine Suche begonnen hatte, besuchte er ein zweites Mal Frau Junge. Schon bei seiner ersten Begegnung mit ihr hatte er daran gedacht, sie zu fragen, ob sie ein Foto von Joachim Haase besitze. Er fragte nicht, weil er einen Grund für seinen zweiten Besuch brauchte. Er legte Zeugen nicht gern die Standardfrage ›Ist Ihnen noch etwas eingefallen?‹ vor. Nein, Steffen Dahlmann wählte da gern einen Umweg. Er hatte im Verlauf seiner vielen Dienstjahre gelernt, dass Zeugen bei dieser Frage oft innerlich abblockten. Viele fühlten sich verletzt, als würde man ihre Gedächtnisleistung anzweifeln.
    Aber Frau Junge war leider nichts Relevantes eingefallen, was in ihrem Redefluss vom Vortag nicht schon Erwähnung gefunden hätte. Nicht, dass sie nicht viel gesprochen hätte, aber es war eben nichts Neues dabei. Aber Fotos hatte sie. Sie hatte alle von Haase in dem Steuerbüro zurückgelassenen Dinge mit zu sich nach Hause genommen, um sie für ihn aufzubewahren. Bei diesen Sachen waren auch aktuelle Passfotos. Haase hatte diese Fotos für seine falschen Papiere machen lassen. Das erkannte Steffen Dahlmann sofort, als er sie sah. Wenigstens waren es dadurch aktuelle Bilder.
    Sein zweiter Besuch galt Frau Adler. Sie wusste zwar von Haases Skatrunde, aber leider nicht, wo diese stattfand und auch nicht, mit wem. So blieb nur das mühsame Abklappern der Gaststätten. Steffen hatte auf dem Stadtplan ausgehend von Haases alter Wohnung Kreise gezogen und arbeitete sich von innen nach außen vor. Er vermutete, dass es auch heute wieder spät werden würde. Das machte ihm aber nichts aus, in seiner Wohnung wurde er von niemandem erwartet.
    Vor sieben Jahren verlor er seine Frau an den Krebs. Er hatte sie sehr geliebt, und als sie ging, fiel Steffen in eine tiefe Traurigkeit. Er brauchte lange, um diesen Verlust zu überwinden. Eine neue Liebe fand er aber nicht. Alle Frauen, mit denen er

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