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Vom Kriege

Vom Kriege

Titel: Vom Kriege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Clausewitz
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ist, den ganzen feindlichen Widerstand auf einen Schwerpunkt zurückzuführen, wenn man also in dem Fall ist, wie wir uns schon einmal ausgedrückt haben, zwei fast ganz verschiedene Kriege zu gleicher Zeit zu führen. Immer muß der eine als die Hauptsache angesehen werden, auf welche sich vorzugsweise die Kräfte und Tätigkeiten richten.
    Bei dieser Ansicht ist es vernünftig, angriffsweise nur nach dieser einen Hauptseite hinzugehen, auf der andern aber verteidigend zu bleiben. Nur wo ungewöhnliche Umstände zu einem Angriff einladen, würde er zu rechtfertigen sein.
    Ferner wird man diese Verteidigung, welche auf den untergeordneten Punkten stattfindet, mit so wenigen Kräften als möglich zu führen, und sich aller Vorteile zu bedienen suchen, welche diese Widerstandsform zu gewähren vermag.
    [625] Noch viel mehr wird diese Ansicht bei allen Kriegstheatern gelten, auf welchen zwar auch Heere verschiedener Mächte auftreten, aber doch solche, die in dem allgemeinen Schwerpunkte mitgetroffen werden.
    Gegen den Feind aber, welchem der Hauptstoß gilt, kann es hiernach auf Nebenkriegstheatern keine Verteidigung mehr geben. Der Hauptangriff selbst und die durch andere Rücksichten herbeigeführten untergeordneten Angriffe machen diesen Stoß aus, und machen jede Verteidigung von Punkten, welche durch sie nicht unmittelbar gedeckt werden, überflüssig. Auf die Hauptentscheidung kommt es an, in ihr wird jeder Verlust eingebracht. Reichen die Kräfte hin, eine solche Hauptentscheidung vernünftigerweise zu suchen, so kann die Möglichkeit des Fehlschlagens nicht mehr als ein Grund gebraucht werden, sich in jedem Fall auf andern Punkten für Schaden zu hüten; denn dieses Fehlschlagen wird eben dadurch viel wahrscheinlicher, und es ist also in unserer Handlung ein Widerspruch entstanden.
    Aber dieses Vorherrschen der Haupthandlung über die untergeordneten soll auch selbst bei den einzelnen Gliedern des ganzen Angriffs stattfinden. Da sich aber meist aus anderweitigen Gründen bestimmt, welche Kräfte von dem einen Kriegstheater und welche von dem andern gegen den gemeinschaftlichen Schwerpunkt vordringen sollen, so kann hier nur gemeint sein, daß ein Bestreben da sein muß, die Haupthandlung vorwalten zu lassen, und daß alles einfacher und weniger Zufällen unterworfen sein wird, je mehr dieses Vorwalten erreicht werden kann.
    Der zweite Grundsatz betrifft den schnellen Gebrauch der Streitkräfte.
    Jeder unnütze Zeitaufwand, jeder unnütze Umweg ist eine Verschwendung der Kräfte, und also der Strategie ein Greuel.
    Aber wichtiger ist die Erinnerung, daß der Angriff überhaupt fast seinen einzigen Vorzug in der Überraschung besitzt, womit die Eröffnung der Szene wirken kann. Das Plötzliche und Unaufhaltsame sind seine stärksten Schwingen, und wo es auf die Niederwerfung des Gegners ankommt, kann er dieser selten entbehren.
    Hiermit fordert die Theorie also die kürzesten Wege zum Ziel und schließt die zahllosen Diskussionen über rechts und links, hierhin oder dorthin von der Betrachtung ganz aus.
    Wenn wir an das erinnern, was wir in dem Kapitel von dem Gegenstand des strategischen Angriffs über die Herzgrube der Staaten gesagt haben, ferner an das, was im vierten Kapitel dieses Buches über den Einfluß der Zeit vorkommt, so, glauben wir, bedarf es keiner weiteren Entwicklungen, um zu zeigen, daß jenem Grundsatz der Einfluß wirklich gebühre, welchen wir für ihn fordern.
    Bonaparte hat niemals anders gehandelt. Die nächste Hauptstraße von Heer zu Heer oder von Hauptstadt zu Hauptstadt war ihm immer der liebste Weg.
    Und worin wird nun die Haupthandlung, auf welche wir alles zurückgeführt und für welche wir eine rasche und unumwundene Vollziehung gefordert haben, bestehen?
    [626] Was die Niederwerfung des Feindes sei, haben wir, soviel es sich im allgemeinen tun läßt, im vierten Kapitel gesagt, und es wäre unnütz, es zu wiederholen. Worauf es nun auch dabei im einzelnen Fall am Ende ankommen mag, so ist doch der Anfang dazu überall derselbe: die Vernichtung der feindlichen Streitkraft, d. h. ein großer Sieg über dieselbe und ihre Zetrümmerung. Je früher, d. h. je näher an unseren Grenzen dieser Sieg gesucht wird, um so leichter ist er; je später, d. h. je tiefer im feindlichen Lande er erfochten wird, um so entscheidender ist er. Hier wie überall halten sich die Leichtigkeit des Erfolgs und die Größe desselben das Gleichgewicht.
    Sind wir also der feindlichen Streitkraft nicht so

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