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Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)

Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)

Titel: Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Kolenda
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Langem im Berlin. Und hast kein Geld?«
    »Tja. Auf
die falsche Zahl beim Roulette gesetzt. Einmal mehr.«
    »Schade,
ich hab unlängst ein Angebot bekommen, das ich nicht ausschlagen kann.«
    »Dann muss
ich mich halt selbst ein bisschen umsehen.«
    »Du wirst
nichts finden. Aber bitte. Und jetzt Adieu.«
    »Wonach
soll ich suchen, Edy?«
    Er zwinkerte
mir zu, so schelmisch, wie seine vom Alkohol aufgedunsenen Gesichtszüge es erlaubten,
und lallte: »Am dunkelsten ist es unter einer Laterne.«
    »Was heißt
das? Kenne ich etwa die Person?«
    Wieder bekam
er diesen schrecklichen Lachkrampf und winkte mich zur Tür hinaus.
     
    Bevor ich den Schlüssel ins Schloss
stecken konnte, öffnete Kurt die Pensionstür und schaute mich an, als wäre ich plötzlich
von einer unheilbaren Krankheit heimgesucht und erwartete außer Trost und Hilfe
nichts mehr vom Leben.
    »Lass dich
umarmen. Arme, arme Valeska.«
    Schnell
schlüpfte ich an ihm vorbei in den Flur. »Das brauchst du wirklich nicht zweimal
zu sagen, Kurt. Meine Bank schickt mir oft genug Hinweise diesbezüglich.«
    »Ja, das
ist schwer«, sagte er mitfühlend. »Der Perspektive einer glänzenden Zukunft beraubt
zu werden.«
    »Ah ja.
Trauerst du etwa immer noch deiner Filmkarriere nach?«
    Noch mehr
Rührung und Verständnis in seinem Blick. »Es gibt Schlimmeres, trink eine Tasse
Tee, iss ein Honigbrötchen, dann sieht die Welt schon gleich besser aus.«
    Also gut,
ich gab mich geschlagen. Im Essraum setzte ich mich an den Tisch. Kurt schob mir
eine Tasse rüber und schenkte Tee ein.
    »Übrigens,
ich habe eine Karriere als Kunstfotograf angestrebt, keinesfalls als Filmstar.«
    »Was hat
dich davon abgehalten? Böse Frauen?«
    »Meine Augen.«
    »Sehr originell.«
    »Und selten.
Die Augenkrankheit, die ich habe. Im Bereich heller Farben erkenne ich bestimmte
Farbtöne nicht.«
    »Deshalb
findest du jede falsche Blondine so umwerfend echt und begehrenswert.«
    »Oho, es
ist schlimmer, als ich dachte.« Er schob einen Korb mit Brötchen zu mir hinüber.
»Erzähl, was hat die Polizei gegen Jan in der Hand?«
    Meine persönlichen
Niederlagen hatten mich schon immer angriffslustig gemacht, aber augenblicklich
war der Vorrat an zornigen Sprüchen verbraucht. Bekümmert seufzte ich. »Meine Aussage.«
    »Aber ich
dachte …«
    Nun erzählte
ich von dem Spaziergänger und seiner krankhaften Lust zu fotografieren. Das falsche
Alibi, das ich Jan gegeben hatte, ließ bei der Polizei den Verdacht aufkeimen, dass
er doch mit dem Unfalltod von Czarnecki zu tun hatte. Zumal es einen anderen Zeugen
gab, der ihn unmittelbar vor dem Unfall auf dem Beifahrersitz neben Czarnecki gesehen
haben wollte.
    Kurt sah
mich verwundert an. »Du hast gelogen? Du hast die ganze Zeit bloß vor seinem Haus
gewartet?«
    Sein erstauntes
Gesicht erinnerte mich daran, wie blöd ich vor der Tür ausgesehen haben musste.
»Wo denkst du hin? Ich bin sofort spazieren gegangen. Nette Gegend.«
    Plötzlich
war Panik in seinen Augen. »Du konntest die Wiese zum Fluss hin überblicken?«
    »Ja.«
    »Seit geraumer
Zeit wollte ich mit dir darüber reden, Valeska. Es ist nicht so, wie du denkst.
Ich mag den Hund, aber …«
    »Unwichtig.
Hoffentlich hat er seine Streifzüge bald satt und kommt zurück.«
    »Bestimmt.
Wenn ich dir irgendwie helfen kann. Als Privatdetektiv …«
    »Nein, nein«,
sagte ich schnell. »Du kannst mir aber anders helfen. Ich brauche Bargeld, sofort.«
    Er sah enttäuscht
aus. »Wie viel?«
    »3.000 Euro
für Informationen über den Aufenthaltsort des Papstes.«
    »Wieso?
Bekommt man derartige Informationen nicht umsonst?«
    »Nicht von
Edy Cop. Frag bitte nicht weiter.«
    Gute Kinderstube
verpflichtet, Kurt verzog keine Miene, griff nach seinem Spazierstock und ging hinaus.
Eine Stunde später legte er mir knisternde Geldscheine auf den Tisch.
     
    Am frühen Abend rief ich Edy an.
Das Geld hätte ich bereits, ich könne zu ihm kommen. Nuschelnd klagte er über starke
Kopfschmerzen, die ihn seit gestern plagten. Und über das Wetter. Er könnte diese
Dämmerung nicht mehr ertragen. Eigentlich habe er seit ewigen Zeiten davon geträumt,
nach Südafrika zu emigrieren. Wegen des immerwährenden Sonnenscheins. Wenn er sich
für einen Kochkurs anmelden würde. Vielleicht könnte er als Haushaltshilfe in einer
reichen Familie anfangen. Selbstverständlich bei den ehemals unterdrückten Schwarzen;
in der Tiefe seines Herzens sei er Marxist geblieben. Die Wärme, die wäre heilsam
für sein

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