Vom Umtausch ausgeschlossen
Schmetterlinge in den Bauch. Ich bin richtig high! Ob wir uns sehr ähnlich sind? Oder ob wir eher unterschiedlich sind? Wie ihre Stimme wohl klingt! Und wie sie sich wohl anzieht?
»Geht das so einigermaßen?«, frage ich Luke zum tausendsten Mal, während ich mich kritisch im Spiegel betrachte. Wir befinden uns in meinem alten Kinderzimmer bei meinen Eltern, und ich lege gerade letzte Hand an mein Ich-begegne-meiner-unbekannten-Schwester-Outfit.
Es hat mich mehrere Tage Überlegung gekostet, aber letztendlich habe ich mich für einen legeren Stil entschieden, dem aber der Hauch des Besonderen anhaftet. Ich trage meine besten Jeans von Seven, Stiefel mit spitzen Absätzen, ein T-Shirt, das Danny vor Ewigkeiten für mich gemacht hat, und einen umwerfenden hellrosa Blazer von Marc Jacobs.
»Du siehst toll aus«, bemerkt Luke geduldig und sieht von seinem Handy auf.
»Ich versuche nämlich... formell mit informell zu kombinieren«, erkläre ich. »Der Blazer signalisiert: >Dies ist eine besondere Gelegenheit.<, während die Jeans signalisiert: >Wir sind Schwestern, wir können locker miteinander umgehen.< Und das T-Shirt signalisiert...«
Ich verstumme. Ehrlich gesagt, bin ich mir gar nicht sicher, was das T-Shirt signalisiert, außer vielleicht: »Ich bin mit Danny Kovitz befreundet.«
»Becky«, sagt Luke, »ich glaube, es ist wirklich vollkommen egal, was du anziehst.«
»Was?« Entsetzt sehe ich ihn an. »Das ist überhaupt nicht egal! Das hier ist einer der wichtigsten Momente in meinem Leben! Ich werde mich den Rest meines Lebens daran erinnern, was ich an dem Tag anhatte, an dem ich meine Schwester zum ersten Mal gesehen habe! Ich meine, du weißt doch auch noch, was du anhattest, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind, oder?«
Schweigen. Luke sieht mich fragend an.
Er kann sich nicht daran erinnern? Wie kann er sich denn daran nicht erinnern??
»Also, ich weiß es jedenfalls noch«, verkünde ich leicht angesäuert. »Du hattest einen grauen Anzug an, ein weißes Hemd und eine dunkelgrüne Krawatte von Hermes. Und ich hatte meinen kurzen schwarzen Rock an, meine Wildlederstiefel und das schreckliche weiße Top, in dem meine Arme so fett aussahen.«
»Wenn du das sagst.« Luke zieht die Augenbrauen hoch.
»Das weiß doch wohl jeder, dass der erste Eindruck der wichtigste ist.« Ich streiche mein T-Shirt glatt. »Ich will halt einfach nur okay aussehen. Wie eine Schwester.«
»Wie sehen Schwestern denn für gewöhnlich aus?«, erkundigt Luke sich mit einem schelmischen Lächeln.
»Sie sehen... nett aus!« Ich denke kurz nach. »Hilfsbereit. Und so, als konnte man Spaß mit ihnen haben Und so, als würden sie es einem sagen, wenn der BH-Träger herausguckt.«
»Dann siehst du genau aus wie eine Schwester.« Luke gibt mir einen Kuss. »Entspann dich, Becky. Es wird schon schiefgehen!«
»Okay. Ich entspanne mich.«
Ich weiß, dass ich etwas überdreht bin. Aber ich kann nichts dafür!! Ich komme nun mal einfach nicht darüber hinweg, dass ich jetzt auf einmal eine Schwester haben soll, nachdem ich so viele Jahre mein Dasein als Einzelkind gefristet habe.
Ich meine, nicht dass es irgendwie schlimm gewesen wäre, Einzelkind zu sein. Mum und Dad und ich haben immer viel Spaß miteinander gehabt, es war toll mit ihnen. Aber Sie wissen schon. Manchmal, wenn andere von ihren Geschwistern erzählten, habe ich mich schon gefragt, wie das wohl ist. Und ich hätte natürlich nie gedacht, dass ich es eines Tages am eigenen Leib erfahren würde!
Und wissen Sie, was richtig unheimlich ist? Die ganze letzte Woche habe ich ständig überall Schwestern gesehen. Wirklich, überall! Zum Beispiel lief neulich nachmittags Betty und ihre Schwestern im Fernsehen - und direkt danach kam eine Sendung über die Beverly Sisters! Und jedes Mal, wenn ich auf der Straße zwei Frauen zusammen sah, habe ich nicht nur wie üblich beobachtet, was sie anhaben, sondern ich habe noch dazu gedacht: »Ob das wohl Schwestern sind?«
Die ganze Welt da draußen ist voller Schwestern! Und jetzt gehöre ich endlich auch dazu!
Ich spüre ein Prickeln in den Augen, das ich mit ein paarmal blinzeln unterdrücke. Es ist wirklich albern, aber seit ich von Jessica weiß, spielen meine Gefühle einfach total verrückt. Gestern Abend habe ich dieses ausgezeichnete Buch mit dem Titel Geliebte Schwester -Wo warst du??? gelesen, und dabei sind mir echt die Tränen gekommen! Die Geschichten waren so unglaublich! Zum Beispiel über die drei
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