Vom Umtausch ausgeschlossen
wolle er das Thema beenden. »Und er wird es auch niemals sein.«
»Aha.« Ich schlucke. »Na, dann... wäre das ja klargestellt.«
Wir schweigen alle drei, während wir die Karte studieren. Oder sagen wir, während Luke und Gary die Karte studieren und während ich so tue, als würde ich die Karte studieren. In Wirklichkeit schlagen die Gedanken in meinem Kopf aber Purzelbäume.
Ich kann Luke also nicht überzeugen. Also muss ich die Situation irgendwie anders retten. Das ist ja schließlich genau das, Was treusorgende Ehefrauen für gewöhnlich so tun. Sie nehmen sich der Probleme auf sehr diskrete und effiziente Art und Weise an. Ich wette, Hillary Clinton hat so etwas hunderttausendmal gemacht.
Wird schon schief gehen. Ich rufe Nathan Temple ganz einfach an, danke ihm für das nette Angebot und teile ihm mit, dass Luke leider gerade entsetzlich viel zu tun hat...
Nein. Ich sage, dass Luke versucht hat, ihn anzurufen, dass aber niemand abgenommen habe...
»Becky? Alles in Ordnung?«
Ich sehe auf. Luke und Gary fixieren mich. Da fällt mir auf, dass ich mit einem von Garys Bleistiften ziemlich heftig auf dem Tisch herumklopfe.
»Alles super!«, sage ich und lege den Stift blitzschnell hin.
Okay. Ich habe einen Plan. Ich werde... ihm sagen, dass Luke krank ist.
Ja. Genial. Dagegen kann ja wohl keiner was sagen.
Kaum sind wir wieder zu Hause, verkriechen Luke und Gary sich wieder im Arbeitszimmer, und ich sause zum Telefon im Schlafzimmer. Mit dem Fuß schließe ich die Schlafzimmertür, während ich gleichzeitig bereits Nathan Temples Nummer wähle. Zu meiner unermesslichen Erleichterung schaltet sich sofort der Anrufbeantworter ein.
Und jetzt, wo ich so richtig hinhöre, klingt er wirklich haargenau wie ein Motel-König mit krimineller Vergangenheit. Wieso zum Teufel habe ich das nicht schon vorher gehört? Ich muss taub sein!
Der Signalton piept, und ich zucke erschrocken zusammen.
»Hi!«, sage ich und bemühe mich, ganz locker und entspannt zu klingen. »Ich möchte bitte eine Nachricht für Mr. Temple hinterlassen. Hier spricht Becky Brandon. Äh... Ich habe meinem Mann die Sache mit ihrem Hotel erzählt, und er fand, dass sich das wirklich richtig toll anhörte! Nur leider geht es ihm zur Zeit nicht besonders gut. Er wird Ihnen daher leider doch nicht bei der PR zur Seite stehen können. Wirklich sehr schade! Na, aber ich hoffe, dass Sie jemand anderen finden werden! Bye!«
Ich lege auf und lasse mich aufs Bett plumpsen. Mein Herz rast.
So. Erledigt.
»Becky?« Luke macht die Tür auf, und ich zucke erschrocken zusammen.
»Was? Was ist?«
»Keine Panik«, lacht er. »Alles in Ordnung. Ich wollte dir nur sagen, dass Jess da ist.«
13
»Sie ist im Aufzug auf dem Weg nach oben.« Luke macht die Wohnungstür auf. »Mit wem hast du telefoniert?«
»Mit niemandem«, behaupte ich schnell. »Ich habe nur... äh... bei der Zeitansage angerufen.«
Es ist alles in Ordnung, versichere ich mir selbst. Die Sache ist erledigt. Alles paletti.
Ich höre den Aufzug im Schacht rumpeln. Jess kommt!
Ich hole schnell noch mal meinen Spickzettel hervor und werfe einen letzten Blick darauf. Border Collies... bloß keine Avocados... ihr Mathelehrer hieß Mr. Lewis...
»Ich würde das ja lieber verschwinden lassen, bevor sie kommt«, sagt Luke mit einem amüsierten Lächeln.
»Ach. Ja.«
Ich stopfe das Papier in die Tasche und atme ein paarmal tief durch. Jetzt, wo sie da ist, bin ich doch ein kleines bisschen nervös.
»Hör mal, Becky.« Luke beobachtet mich. »Bevor Jess reinkommt... Ich hoffe wirklich, dass ihr beiden euch dieses Mal besser versteht. Aber ich hoffe auch, dass du auf dem Teppich bleibst. Du setzt doch wohl nicht alle deine Hoffnungen in diesen einen Besuch, oder?«
»Also wirklich, Luke! Für wen hältst du mich eigentlich?«
Natürlich setze ich alle meine Hoffnungen in diesen einen Besuch. Aber das ist auch völlig in Ordnung so, weil ich nämlich weiß, dass dieses Mal alles klappen wird. Dieses Mal wird alles anders. Erstens werden wir nichts tun, was Jess nicht tun möchte. Ich werde mich einfach komplett anpassen.
Und zweitens hat Luke mir einen wirklich guten Tipp gegeben. Er sagte, er fände es ja wirklich toll, wie herzlich ich mich Jess gegenüber gezeigt habe - aber Jess sei doch ziemlich reserviert, und darum seien großartige Umarmungen möglicherweise nicht ganz ihr Stil. Also hat er vorgeschlagen, dass ich mich ein bisschen zurückhalte, bis wir uns etwas besser kennen.
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