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Vom Vergnugen eine altere Frau zu sein

Vom Vergnugen eine altere Frau zu sein

Titel: Vom Vergnugen eine altere Frau zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clough Patricia
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ihren Antrag auf ein Sabbatjahr ein. Nach nur wenigen Monaten landete sie erneut in Mali und begann, ein buntes, unberechenbares, manchmal chaotisches Leben aufzubauen, das sie trotz der erheblichen Schwierigkeiten jeden Tag aufs Neue mit Humor und Geduld auf sich nahm.
    Â»Ich habe mich sofort zu Hause gefühlt«, sagt sie. Sie liebte die Menschen, ihre spontane, unkomplizierte Art. Die Fähigkeiten, die sie aus ihrem Beruf als Grundschullehrerin mitbrachte, erwiesen sich im Umgang mit den Maliern als überaus hilfreich. »Das sind Menschen, die trotz ihrer Armut überwiegend fröhlich sind und aus nichts doch etwas machen.«
    Sie erfuhr, dass der junge Mann, der sie bei der ersten, kurzen Reise als Führer begleitet hatte, wegen einer Auseinandersetzung mit einem Touristen und einem Hotelmanager im Gefängnis gelandet war. Sie nahm sich vor, ihn herauszuholen. Da er trotz einer turbulenten Kindheit »eine gewisse Intelligenz besaß, ein toller Organisator war, alle Welt kannte«, beschloss sie, Arbeit für ihn zu finden und ihn dabei zu unterstützen, ein neues Leben aufzubauen. Etwa zur selben Zeit kamen einige junge Malier zu ihr und klagten, dass sie »keine Möglichkeiten hätten, sich zu vergnügen, ob ich nicht etwas machen könnte. Und ich habe gesagt, schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe. Er wird Discjockey, und wir machen eine kleine Disco. So habe ich das spätere Restaurant konzipiert«.
    Jutta kaufte ein Grundstück an der Hauptstraße, baute eine Disco, dazu eine kleine Küche, und schon hatte sie ihr eigenes Unternehmen.
    Ein finanzieller Erfolg war das Projekt zunächst nicht, obwohl an den Wochenenden sehr viele Gäste kamen. »Es wurde viel kaputt gemacht. Es kam kaum etwas in die Kasse, kaum jemand hatte das Geld, um ein bisschen Eintritt zu bezahlen. Pärchen haben sich den ganzen Abend an einer Flasche Cola festgehalten, und die Touristen kamen nicht zum Essen, weil es wirklich zu laut war.« Zudem dachten die Einheimischen, dass Jutta und der junge Mann ein Paar seien. Sie bedrängten ihn so lange, ihnen Geld zu geben, bis Jutta den Verdacht hatte, dass er sie bestahl. Sie konnte nichts dagegen tun, denn all die Leute, die sie beschäftigte, waren auf seiner Seite. »Als es zu bunt herging, musste ich mich zurückziehen.« Inwiefern zu bunt?
    Â»Na ja, Mädchen, Drogen, es wurde immer schlimmer … Ich konnte die Verantwortung nicht mehr übernehmen.«
    Das Unternehmen gehörte ihnen gemeinsam, sie hatte ihn als Miteigentümer eintragen lassen, obwohl sie alles bezahlt hatte. Natürlich fehlte ihm das Geld, sie auszuzahlen. »Also habe ich ihm das Ganze geschenkt, um nicht mehr verantwortlich zu sein.«
    Â»Sie haben also viel Geld dabei verloren …«, bemerkte ich.
    Â»Ich bin nicht die Einzige und werde auch nicht die Einzige bleiben«, antwortete sie trocken. »Diesen Fehler machen viele in Afrika.«
    Doch es wurde noch schlimmer. Der junge Mann, der sich in der Rolle als Chef des Unternehmens durchaus gefiel, entwickelte eine Art Größenwahn und unglaubliche Allüren. Er meinte, den starken Mann markieren zu müssen, war aber auf der anderen Seite unfähig, die Disco erfolgreich zu führen. Schließlich gab er auf und sagte zu ihr: »So, jetzt kannst du es haben.« Woraufhin sie zugab, dass sie es von ihm zurückgekauft hatte. Stolz ist sie nicht auf diese Transaktion, das spürt man noch heute.
    Jutta hatte inzwischen ein Haus in der Nähe gemietet und angefangen, ein winziges Hotel aufzubauen. Ein Jahr später konnte sie auch noch das Nachbarhaus anmieten, sie hatte nun sechs Zimmer. Gleichzeitig gestaltete sie die Disco zu einem richtig guten Restaurant um. Es sei nicht einfach gewesen, erzählt sie, die Einheimischen von dem neuen Image zu überzeugen. Doch inzwischen ist es eines der bekanntesten Restaurants in Mali außerhalb der Hauptstadt Bamako. Sowohl das Restaurant als auch das Hotel firmieren unter dem Namen MANKAN TE , was so viel bedeutet wie: Kein Lärm, keine Probleme. Es ist der Spitzname, den ihr die Einheimischen gegeben haben, wegen ihrer Fähigkeit, zu schlichten und bei Auseinandersetzungen zu vermitteln.
    Die Stadt, in der sie sich niedergelassen hat, heißt Sévaré und liegt im Zentrum von Mali, etwa 650 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Sévaré ist Ortsteil des Touristenorts Mopti. Von hier führen die

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