Vom Wahn zur Tat
Verstümmelung der Leiche beinhaltet, Kopf abtrennen und diesen im Geschäft der Mutter zur Schau stellen). Die Tat ist also nicht nur nicht durch Wut im Sinne der kritischen Reaktion motiviert, auch nicht durch Wut im Allgemeinen. Es handelt sich vielmehr um eine Hassmotivation [...], bei der das Ziel nicht die Beseitigung eines Hindernisses ist, sondern die endgültige Vernichtung eines Wertes. Obwohl die Tat zwar höchstwahrscheinlich nicht ohne die akute psychotische Erkrankung geschehen wäre, verweist dieses Motiv doch auf die Beteiligung charakterlicher Reaktionsdispositionen aus der Zeit vor der Psychose.“
Der Konflikt ist auch hier vorprogrammiert dadurch, dass der Kranke sich zunehmend zurückzieht oder seltsam verhält. Er wird von den Eltern bedrängt: „Mach was!“ Das steigert die Bereitschaft, die Eltern als Verfolger in den Wahn aufzunehmen. Dass Mütter als „übermächtige Wahnpersonen“ gesehen werden, ist häufig anzutreffen. In diesem Fall ist die Platzierung des mütterlichen Hauptes im Geschäftslokal als wahnhaft rituelle Handlung zu interpretieren. Nach der Tat ist F. zu keiner Flucht fähig. Der Wahn fällt zwar nicht in sich zusammen, aber der gereizte Affekt bricht weg. Zuvor jedoch glaubte der Täter in seiner Ideenwelt, dass er handelte, um die Menschheit zu retten. Die Mutter wurde dabei zu einer Bedrohung stilisiert, die weit über ihn als Einzelperson hinausgeht.
Der Fall Kurt B. – Den Vampir töten
Kurt B. wurde im Sommer 2000 aus seiner Wohnung wegen Problemen mit Mietern delogiert, etwas später ließ er sich ins Krankenhaus einweisen. Zu diesem Zeitpunkt litt er unter akustischen Halluzinationen und gab an, Auseinandersetzungen in seinem Wohnhaus gehabt zu haben. Während seines Aufenthaltes lernte Kurt B. die Patientin Gerhild V. kennen, die unter der Diagnose „Paranoide Psychose“ aufgenommen war. Gerhild V. litt selbst unter Angstzuständen und Verfolgungsideen. Da sie sich vor einer alten Frau in ihrem Wohnhaus fürchtete, bat sie B., bei ihr einzuziehen. Gleichzeitig unterhielt Kurt B. aber weiter seine Beziehung zu seiner alten Freundin Kathrin N. Heimlich traf er sich mit ihr, plante unter anderem den Umzug nach München. Am Sonntag vor dem Mord sehen sich B. und N. zum letzten Mal.
B. gibt im Gutachten an, „dass ihm das Verhalten von Gerhild schon 14 Tage vor der Tat verdächtig vorgekommen sei. Sie habe komische Sprüche wie ‚Das Hähnchen wird nicht fett‘ von sich gegeben. Es habe immer wieder Streitigkeiten zwischen ihnen gegeben, weil er in ihren Augen zu wenig gegessen habe. In den Tagen vor der Tat habe er ständig die Stimmen von 50 bis 100 Dämonen gehört.“
Laut Explorationsprotokoll des behandelnden Psychiaters berichtet B., dass er den Eindruck gewonnen habe, „dass Gerhild ein Vampir ist“. Er habe etwa Bissspuren an seinem Unterarm entdeckt und verschiedene Bemerkungen von ihrer Seite in diese Richtung interpretiert. Er habe auch freundliche Stimmen gehört, die versucht hätten, ihn zu warnen. Letztlich sei ihm klar geworden, dass seine Lebensgefährtin plane, ihn gemeinsam mit anderen Dämonen aufzuessen.
Am Tag der Tat schnitt sich Kurt B. die Kopfhaare ab und rasierte sich am ganzen Körper, da ihm ein Dämon gesagt habe, er werde ihm jedes Haar einzeln ausreißen. Die Stimmen hätten ihn in fürchterlicher Weise bedroht, er habe versucht, sie mit selbst konstruierten Geräten wie einem „Illuminator“ oder einem „Beamer“ abzuwehren. Wenn er einen Dämon damit getroffen habe, habe dieser „Hilfe, ich vergehe!“ gerufen. Nach Angaben von B. sei auch dazugekommen, dass die Dämonen seinen Körper berührt hätten, aber nicht seinen Kopf, da er unter seiner Mütze eine Silberfolie eingebaut gehabt habe.
Der Ablauf des Abends laut Kurt B.: Er hörte mehrere unterschiedliche männliche Stimmen, die er nicht lokalisieren konnte. Zu diesem Zeitpunkt war er sich bereits sicher, dass seine Freundin Gerhild V. ein Dämon ist. Sie unterstützte die anderen Dämonen dadurch, dass sie ihnen Jalousien und Fenster geöffnet hatte, damit ihre „Astralkörper“ in die Wohnung kommen können. Er befahl dem ‚Dämon V.‘ zuerst, sich auf einen Stuhl zu setzen, und überlegte sich, die Frau dort festzubinden. Als V. versuchte, gewaltsam an ihm vorbeizukommen, ergriff er seinen ‚Dämonenstein‘ und schlug 20 bis 30 Mal auf Gesicht und Kopf von Gerhild V. ein. Währenddessen versuchte sie, ihn zu beruhigen, und forderte ihn auf, Hilfe
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