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Von Alkohol bis Zucker - 12 Substanzen die die Welt veränderten

Von Alkohol bis Zucker - 12 Substanzen die die Welt veränderten

Titel: Von Alkohol bis Zucker - 12 Substanzen die die Welt veränderten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Mähr
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Milchunverträglichkeit unbekannt, angeblich werden unter nordischen Lebensbedingungen innerhalb eines Jahrtausends alle »ausgemendelt«, die keine Milch verdauen können: wegen Calziummangels. Besonders wirksam scheint der Mechanismus aber auch nicht zu sein, sonst würden wir den Alkohol besser vertragen. Immerhin trinken Deutsche und Österreicher, aber auch Spanier und Franzosen mehr als 10 Liter reinen Alkohol pro Jahr, die Tschechen sogar 13. Und die Luxemburger halten Platz 1 mit über 14 Litern. Bei einer so dominanten und gesellschaftlich akzeptierten Droge scheint es große Probleme zu machen, die Folgen des Konsums zahlenmäßig zu erfassen. Wie viele Alkoholiker gibt es in Deutschland? Die Schätzungen schwanken zwischen 1,3 und 2,5 Millionen. Noch stärker differieren die Angaben bei den alkoholbedingten Todesfällen: Das Statistische Bundesamt zählte 16000, das Deutsche Rote Kreuz 40000 und der Drogen- und Suchtbericht des Deutschen Bundestages sogar 73000. Inwieweit Lobbyinteressen in die Erhebung eingehen, sei dahingestellt; Einigkeit besteht, dass 9,5 Millionen Menschen in Deutschland Alkohol in »riskanter, gesundheitsgefährdender Weise« konsumieren, wie die etwas gewundene Formulierung lautet; weniger gewunden: Jeder Neunte säuft. Die Zahl scheint mir glaubhaft. Denn trockene Alkoholiker werden von ihrer »normalen« (trinkenden) Umgebung immer danach gefragt, »woran man es denn merke«, dass man schon … gefährdet ist. Die Frage käme nicht so stereotyp, wenn nicht die massive Angst vorhanden wäre, in die Sucht abzugleiten …
    Um das Kapitel nicht so düster enden zu lassen: Mit Alkohol kann man auch Auto fahren, jawohl! Man braucht ihn nicht zu trinken. In Deutschland wird etwa die Hälfte allen Alkohols schon in den Tank geschüttet. Eine fünfprozentige Beimengung vertragen die Benzinmotoren, geeignet konstruierte Motoren sind auch mit reinem Alkohol zu betreiben. Sogenannte »Flex«-Autos fahren mit jedem Alkoholzusatz zwischen 0 und 85 Prozent. In Brasilien sind diese Autos sehr populär, der Alkohol wird aus Zuckerrohr gewonnen. Und dafür Regenwald abgeholzt. In Europa wären Zuckerrüben oder stärkehaltige Pflanzen verfügbar – Alkohol aus Getreide? Brot für den Tank? Das kann man vergessen, das ist politisch nicht durchsetzbar. Also vielleicht andere Biomasse, die man nicht essen kann, zum Beispiel Holz: Holz für Motoren zu verwenden, ist keine neue Idee, dazu hat es schon Arbeiten in der Zwischenkriegszeit gegeben, bekannt ist etwa der Holzvergaser. Das Holzgas musste allerdings im Fahrzeug selbst erzeugt werden, das erfordert eine große Apparatur. Besser wäre es, man könnte aus der Biomasse einen flüssigen Treibstoff gewinnen, etwas wie Benzin oder Diesel. Die Technologie dazu ist schon bekannt: Zunächst wird Stroh oder Holz mit 500 Grad heißem Sand vermischt, wodurch sich die Biomasse in ein Gemisch aus Teer und Holzkohle umwandelt. Der Energiegehalt dieses Schlamms ist zehn Mal so groß wie in der ursprünglichen Biomasse, deshalb lohnt es sich, ihn über größere Entfernungen zu einer Fabrik zu transportieren, wo er weiterverarbeitet wird. Das war bis jetzt immer das Problem mit der Biomasse: Der Transportaufwand für das relativ energiearme Holz war einfach zu groß. In der Fabrik wird bei Temperaturen von 1200 Grad und bei 80 Atmosphären Druck das Teer-Kohle Gemisch komplett vergast. Es entsteht Synthesegas, eine Mischung aus Kohlenmonoxid und Wasserstoff – dieses Gemisch lässt sich mit Katalysatoren nach bewährten Verfahren zu Methylalkohol und weiter zu Benzin umsetzen. Eine Versuchsanlage macht aus 1000 Kilo Biomasse 140 Liter Synthesebenzin, großtechnisch soll das bis auf 250 Liter steigen. Produktionskosten: ein Euro pro Liter. Das Verfahren könnte im Endausbau immerhin 10 Prozent des deutschen Kraftstoffbedarfs von 60 Millionen Tonnen pro Jahr abdecken. Vorteil gegenüber den angebauten Energiepflanzen wie Zuckerrohr: Die ganze Pflanze wird genutzt, die Kraftstoffausbeute ist entsprechend hoch.
    Wann wird das kommen? Wenn der Ölpreis (wieder) weiter steigt. Alkohol also ist aus dem Rennen. Wir dürfen ihn weiterhin in »gesundheitsgefährdender Weise« zu uns nehmen. »… (hab ich Sorg) bis an den jüngsten Tag.«
    Prost!

Gummi
    In meiner Heimatstadt Feldkirch gibt es ein Geschäft, das viele Jahrzehnte den Bedarf an Gummiartikeln befriedigte, und zwar allein. »Gummi-Kühne« stand auf dem Ladenschild, der Inhaber mit Familiennamen Kühne

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